Band 2 - Blutspiel
Grundstück gefunden würde. Und ich war mir sicher, dass er genau dort stand, wo das versteckte Grab angezeigt worden war.
Fröstelnd verließ ich den überdachten Gehweg und trat in die Sonne hinaus. Auf dem mit Sägemehl bestreuten Parkplatz blieb ich stehen, verschränkte die Arme vor der Brust und nahm die Beobachtung von Trent möglichst unauffäl ig wieder auf. Als festgestanden hatte, dass wir in die Stal ungen gehen würden, hatte er zum Schutz vor der Sonne einen leichten, cremefarbenen Hut aufgesetzt und seine edlen Schuhe gegen Stiefel eingetauscht. An ihm sah selbst dieser Stilmix irgendwie gut aus. Es war einfach nicht richtig, dass er so ruhig blieb. Aber dann wurde eine Autotür zugeschlagen, und er zuckte zusammen. Er war also genauso angespannt wie ich, er kaschierte es nur besser.
Nachdem Glenn die letzten Befehle erteilt hatte, brach die Gruppe auf. Wedelnd begannen die Hunde ihre systematische Arbeit: zwei auf den umliegenden Weiden, einer direkt in den Stal ungen. Der Hundeführer, den man für das Gebäude abgestel t hatte, unterstützte sein Tier bei der Suche, indem er prüfend ins Dachgebälk schaute und verschlossene Verschlage öffnete.
Captain Edden signalisierte Glenn, was er vorhatte, und kam dann mit schnel en Schritten zu mir rüber.
»Rachel«, rief er, noch bevor er mich erreicht hatte. Ich schaute hoch, überrascht, dass er mich mit dem Vornamen ansprach.
Wir haben dieses Gebäude bereits durchsucht.«
»Fal s sie nicht im Gebäude ist, befindet sich die Leiche zumindest in der Nähe. Viel eicht haben Ihre Männer meine Zauber nicht richtig eingesetzt.« Oder gar nicht, fügte ich in Gedanken hinzu. Ich wusste, dass die Menschen mit Freundlichkeit, Lügen und Heuchelei oft nur ihre Vorurteile vertuschten. Aber ich durfte keine voreiligen Schlüsse ziehen, schließlich wusste ich, dass Trent die Leiche al er Wahrscheinlichkeit nach mithilfe von Kraftlinienmagie verborgen hatte, und das machte meine Zauber wirkungslos.
Meine Aufmerksamkeit wurde von den Hunden abgelenkt, als Quen sich zu Trent hinüberbeugte und ihm etwas ins Ohr flüsterte. »Sol te er nicht unter Arrest stehen, oder verhaftet sein oder so etwas?«, fragte ich.
Edden blinzelte gegen die tief stehende Sonne an. »Immer mit der Ruhe. Bei Mordfäl en steht und fäl t al es mit der Beweissicherung, Morgan, das sol ten Sie wissen.«
»Ich bin Runner, kein Detective«, erwiderte ich säuerlich.
»Die meisten, die ich geschnappt habe, waren bereits verurteilt.«
Das quittierte er nur mit einem unverständlichen Grunzen.
Ich hatte das ungute Gefühl, dass Eddens Regelbesessenheit damit enden könnte, dass Trent sich auf Nimmerwiedersehen in Luft auflöste. Edden bemerkte meine Nervosität und signalisierte mir unmissverständlich, dass ich mich nicht vom Fleck rühren sol te, bevor er gemütlich zu Trent und Quen hinüberschlenderte. Der untersetzte Mann behielt die Hände in den Taschen, aber in Reichweite seiner Waffe. Quen war unbewaffnet, aber wenn ich mir seine gespannte Körperhaltung so ansah, war ich mir sicher, dass er auch keine brauchen würde.
Ich fühlte mich sofort besser, als ich sah, wie Edden die beiden Männer geschickt voneinander trennte. Er rief einen der Beamten zu sich und beauftragte ihn, sich von Quen das Sicherheitssystem erklären zu lassen, während er selbst Trent in ein Gespräch über das anstehende Spendendinner des FIB
verwickelte. Sehr elegant gelöst.
Ich drehte mich beruhigt um und beobachtete, wie die Sonne das hel e Fel eines Spürhundes zum Leuchten brachte. Die Wärme und der Geruch der Stäl e lösten angenehme Erinnerungen an die drei Sommer im Camp aus.
Der Geruch von Pferdeschweiß, Heu und Futter wirkte wie Balsam auf die Seele.
Die Reitstunden hatten eigentlich dabei helfen sol en, meinen Gleichgewichtssinn und den Muskeltonus zu stärken und die Anzahl meiner roten Blutkörperchen zu erhöhen.
Aber am meisten hatten sie mein Selbstvertrauen gestärkt, durch das Gefühl, ein so großes, schönes Tier zu beherrschen, sodass es jedem meiner Befehle folgte. Für eine Elfjährige ist dieses Machtgefühl berauschend.
Lächelnd schloss ich die Augen und genoss die Wärme der Herbstsonne auf der Haut. Damals hatten meine Freundin und ich uns heimlich aus unserer Hütte geschlichen, um bei den Pferden zu schlafen. Die leisen Atemgeräusche der Tiere waren unsagbar beruhigend gewesen.
Unsere Gruppenleiterin hatte einen Riesenaufstand gemacht, aber ich hatte während
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