Band 2 - Blutspiel
Wachhabenden, schaffte es aber einfach nicht, mich von dem grauenerregenden Anblick loszureißen. Fliegen krochen durch die Straßen der Horrorstadt und kletterten auf die verstümmelten Glieder wie bil ige Filmmonster. Das Klicken von Gwens Kamera schien sich meinem Herzschlag anzupassen, schnel und erbarmungslos. Dann zerrte jemand an meinem Arm, und ich keuchte.
»Rachel!« Fuchsteufelswild wirbelte Glenn mich herum.
»Beweg deinen verfluchten Hexenarsch hier raus!«
»Detective Glenn«, stammelte der Beamte an der Tür. Sie ist korrekt eingetragen.«
»Dann tragen Sie sie jetzt wieder aus«, knurrte er. »Und lassen Sie sie vor al en Dingen nicht mehr rein.«
»Du tust mir weh«, flüsterte ich schwach.
Er zerrte mich zur Tür. »Ich hatte dir doch befohlen, draußen zu bleiben«, raunte er mir aufgebracht zu.
»Du tust mir weh«, wiederholte ich und versuchte, seine Finger von meinem Arm zu lösen. Ich stolperte hinaus und die untergehende Sonne traf mich wie ein Schlag, der mich aus meiner Benommenheit riss. Ich holte tief Luft. Das da drin war nicht Dr. Anders. Die Leiche war nicht frisch genug, und das auf der Fensterbank war eindeutig ein Männerring.
Das eingravierte Logo schien zu einer Universität zu gehören. Offenbar hatte ich Sara Janes Freund gefunden.
Glenn zog mich zur Treppe. »Hör zu, Glenn«, setzte ich an, doch dann geriet ich ins Stolpern und wäre die restlichen Stufen runtergefal en, wenn er mich nicht gehalten hätte. Ein weiteres FIB-Fahrzeug fuhr auf den Parkplatz, diesmal von der Gerichtsmedizin. Glenn wol te nichts dem Zufal überlassen.
Je mehr Abstand ich zwischen mich und das Grauen brachte, desto sicherer wurde mein Gang, da meine Knie nicht mehr nachzugeben drohten. Jetzt verstand ich noch viel weniger, wie die FIB-Beamten hier rumstehen und Witze reißen konnten. Ich war einfach nicht geschaffen für Tatortermittlungen. Ich war eben ein Runner und kein Ermittler. Mein Vater hatte in einer Abteilung gearbeitet, in der er viel mit Leichen zu tun hatte. Nun war mir klar, warum er beim Abendessen nie etwas von seiner Arbeit erzählt hatte.
»Glenn«, versuchte ich es noch einmal, als er mich in den Raum zwischen den Boxen schleifte. Trent stand noch immer mit Sara Jane und Quen in einer Ecke und beantwortete mit ruhiger Stimme die Fragen des Beamten. Glenn blieb ruckartig stehen, als er sie sah und warf seinem Vater einen fragenden Blick zu, doch der zuckte nur mit den Schultern.
Edden saß vor einem Laptop, der auf einem Heubal en aufgebaut war. Jemand hatte von einem der Einsatzwagen eine Leitung hierher verlegt, und Eddens dicke Finger huschten über die Tasten, während er sich möglichst unauffäl ig benahm, um nichts zu verpassen.
Irritiert winkte Glenn den Officer heran, der Trent befragte.
»Glenn«, sagte ich drängend, während der Beamte zu uns rüberkam. »Das da oben ist nicht Dr. Anders.«
Eddens Blick wurde fragend, aber Glenn nahm mich kaum zur Kenntnis. »Ich weiß«, sagte er knapp. »Die Leiche Ist zu alt. Setz dich und halt die Klappe.«
Der Officer hatte uns erreicht, und ich beobachtete verblüfft, wie Glenn ihm unsanft einen Arm um die Schultern legte. »Ich hatte doch befohlen, die beiden zum Verhör zu bringen«, raunte er. »Was machen sie also noch hier?«
Der Mann wurde blass. »Sie meinen, ich hätte sie in den Wagen bringen sol en? Ich dachte, dass es für Mr. Kalamack so bequemer wäre.«
Glenn presste Lippen zusammen, als müsse er um Fassung ringen. »Ich sagte, Sie sol en zur Befragung mitgenommen werden, und das bedeutet, sie zum FIB zu bringen. Bei derart wichtigen Fäl en verhört man die Verdächtigen nicht am Tatort. Los, bringen Sie sie weg.«
»Aber das haben Sie so nicht. .« Der Mann schluckte.
»Jawohl, Sir.« Er kehrte hastig zu Trent und Sara Jane zurück.
Mit einem entschuldigenden Lächeln versuchte er, seine Angst zu überspielen; er wirkte auf einmal sehr jung. Aber Ich hatte keine Zeit, ihn zu bedauern.
Immer noch gereizt baute sich Glenn hinter seinem Vater auf und tippte mit steifen Fingern sein Passwort ein. letzt reichte es mir. Ich klappte wütend den Bildschirm des Laptops runter und klemmte Glenns Finger ein. Die beiden Männer schauten verblüfft zu mir hoch. Ich wartete, bis Trent und Sara Jane an mir vorbeikamen und Eddens und Glenns Aufmerksamkeit hatten und sagte: »Ich kann es nicht hundertprozentig sagen, aber ich glaube, es ist Dan.«
Sara Janes Gesicht blieb einen verräterischen Moment Itng vol
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