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Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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ausstieg. Eins musste ich ihm lassen: Es ist bestimmt nicht einfach, gelassen zuzuhören, während der eigene Sohn unter anderem als Tentakel utscher und Fledermausscheiße bezeichnet wird. Ich blieb reglos sitzen. Sobald ich ausstieg, war al es vorbei, und das wol te ich nicht. Außerdem kostet so eine zwanzigminütige Hasstirade ziemlich viel Energie, und ich sol te mich dafür zumindest bei Edden entschuldigen. Also ließ ich einfach den Arm aus dem Fenster hängen und lauschte dem leisen Klavierspiel, das zu uns herüberdrang. Es war eines dieser Stücke, mit denen Komponisten mehr ihr technisches Geschick zur Schau stel en als künstlerischen Ausdruck erzeugen wol en. Ich holte tief Luft.
    »Wenn ich wenigstens mit Trent reden. .«
    »Nein.«
    »Darf ich mir dann wenigstens die Aufnahme der Vernehmung anhören?«
    »Nein.«
    Ich rieb mir die Schläfen, wobei sich eine Locke aus dem Zopf löste und meine Wange kitzelte.
    »Das ist jetzt nicht mehr Ihr Job«, erklärte Edden gepresst.
    Sein Tonfal machte mich hel hörig. Ich folgte seinem Blick zu den Pixiekindern, die auf der kleinen Rutsche herumtobten, die ich ihnen gestern aus Wachspapier gebastelt hatte.
    Edden zog steif sein Portemonnaie aus der Gesäßtasche. Er reichte unir ein Bündel Scheine. »Man sagte mir, ich sol Sie bar bezahlen. Es ist nicht nötig, das bei der Steuer anzugeben.«
    Wütend presste ich die Lippen zusammen, schnappte imir das Geld und zählte es. Barzahlung? Vom Chef persönlich? Da wol te wohl jemand auf Nummer sicher gehen. Enttäuscht stel te ich fest, dass es wesentlich weniger war, als "wir vereinbart hatten. Ich hatte immerhin fast eine ganze
    "Woche an diesem Fal gearbeitet. »Den Rest kriege ich dann später, ja?«, fragte ich und stopfte das Geld in meine Tasche.
    »Die Geschäftsleitung lehnt es ab, für das abgebrochene Seminar bei Dr. Anders aufzukommen«, meinte er, ohne mich anzusehen.
    Schon wieder gelinkt. Also würde ich Ivy wieder einmal sagen müssen, dass ich die Miete nicht aufbringen konnte.
    Frustriert öffnete ich die Tür und stieg aus. Komisch, es hörte sich fast so an, als käme die Klaviermusik aus der Kirche, aber das konnte ja gar nicht sein. Ich schlug die Wagentür zu und beugte mich noch einmal zum Fenster runter.
    »Wissen Sie was, Edden? Rufen Sie mich nie wieder an!«
    »Werd endlich erwachsen, Rachel«, entgegnete er. Er lehnte sich über den Beifahrersitz, um durch das offene Fenster mit mir zu sprechen. Sein rundes Gesicht war angespannt. »Wenn du das mit mir gemacht hättest, hätte ich dich verhaftet und der LS. übergeben. Er hat dir befohlen zu warten, und du hast seine Autorität mit Füßen getreten.«
    Verlegen hängte ich mir die Tasche über die Schulter. So hatte ich das noch gar nicht gesehen.
    »Hör mal«, fuhr Edden ruhiger fort, als er meine plötzliche Einsicht erkannte. »Ich würde unser speziel es Arbeitsverhältnis nur ungern komplett beenden. Wenn etwas Gras über die Sache gewachsen ist, könnten wir es doch noch einmal probieren. Und irgendwie komme ich bestimmt auch an das restliche Geld ran.«
    »Na gut, okay.«

    Ich richtete mich auf. Meine Ansichten über dämliche, mutwil ige Managemententscheidungen war zwar mal wieder bestätigt worden, aber bei Glenn musste ich mich wohl entschuldigen.
    »Rachel?«
    Ja, ich musste mich auf jeden Fal entschuldigen. Mit einem deprimierten Seufzer meinte ich also: »Sag Glenn, dass es mir leidtut.«
    Ohne auf eine Antwort zu warten, stöckelte ich über den rissigen Gehweg und ging die breite Eingangstreppe hinauf.
    Einen Moment lang blieb al es stil . Dann setzte Edden rückwärts aus der Einfahrt und fuhr davon. Die Musik kam tatsächlich aus der Kirche. Noch immer gereizt wegen der fehlenden Miete riss ich die schwere Tür auf und ging hinein.
    Um diese Tageszeit musste Ivy zu Hause sein. Mein Ärger wegen Edden wurde von der Hoffnung verdrängt, endlich mit ihr reden zu können. Ich wol te ihr klarmachen, dass sich nichts zwischen uns geändert hatte, dass sie immer noch meine Freundin war - fal s sie mich noch haben wol te.
    Viel eicht war es in der Welt der Vampire ja auch eine unverzeihliche Beleidigung, wenn man das Angebot der Nachkommenposition ausschlug. Aber das hielt ich für eher unwahrscheinlich. Bei den wenigen Gelegenheiten, zu denen ich sie seitdem gesehen hatte, wirkte sie mehr schuldbewusst als wütend.
    »Ivy?«, rief ich vorsichtig. Das Klavier verstummte.
    »Rachel?« Ihre Stimme hal te durch den Altarraum,

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