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Band 2 - Blutspiel

Band 2 - Blutspiel

Titel: Band 2 - Blutspiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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dem Verkaufstresen aufzugeben, führte er mich zu einem Regal mit bernsteinfarbenen Flaschen. Er fuhr mit dem Finger suchend an ihnen entlang, zog schließlich eine winzige Phiole heraus und hielt sie mir hin. Da ich sie nicht blind berühren wol te, gab ich ihm ein Zeichen, das Fläschchen auf die Theke zu stel en. Er wirkte beleidigt, als ich in meiner Tasche nach einem Amulett wühlte und es prüfend über die Flasche hielt.
    »Ich versichere Ihnen, Madam«, meinte er pikiert, »wir führen nur beste Qualität.«
    Als das Amulett in einem leichten Grün erstrahlte, lächelte ich entschuldigend. »Ich bin im Frühling nur knapp einem Mordanschlag entkommen«, erklärte ich ihm. »Sie werden verstehen, dass ich vorsichtig bin.«
    Die Türglöckchen bimmelten, und ich drehte mich um.
    Glenn betrat den Laden.
    Plötzlich ging dem Verkäufer ein Licht auf, und er schnippte mit den Fingern, während er respektvol einen Schritt zurückwich. »Sie sind Rachel, Rachel Morgan, nicht wahr? Ich kenne Sie!« Er drückte mir das Fläschchen in die Hand. »Das geht auf Kosten des Hauses. Ich freue mich wirklich, dass Sie das überlebt haben. Wie standen die Wetten gegen Sie? Dreihundert zu Eins?«
    »Nur Zweihundert«, antwortete ich leicht genervt. Er richtete den Blick auf Glenn, und sein Lächeln gefror, als er erkannte, dass dieser ein Mensch war.
    »Er gehört zu mir«, erklärte ich. Der Verkäufer rang überrascht nach Luft, tarnte es aber geschickt durch spontanes Husten. Seine Augen hefteten sich auf Glenns halb sichtbare Waffe. Zum Wandel noch mal, ich vermisse meine Handschel en.
    »Die Zauberstäbe sind da drüben.« Ihm war anzumerken, dass er meine Wahl in Sachen Begleitung nicht bil igte. »Wir bewahren sie in einem Unterdruckgerät auf, damit sie keine Feuchtigkeit ziehen.«
    Glenn und ich folgten ihm zu einem Platz neben der Kasse, der nicht durch Regale blockiert war. Der Mann holte eine Holzkiste in der Größe eines Geigenkastens hervor, öffnete den Deckel und präsentierte sie mir mit einer überschwänglichen Geste.
    Ich seufzte genüsslich, als mir der intensive Rotholzduft in die Nase stieg. Ich wol te die Holzstäbe berühren, zog die Hand jedoch schnel wieder zurück, als der Verkäufer sich dezent räusperte. »Was für einen Zauber möchten Sie zubereiten, Ms Morgan?«, fragte er in professionel em Tonfal und musterte mich prüfend über die Gläser seiner Lesebril e hinweg. Das Gestel bestand aus Holz, und ich hätte mein Höschen darauf verwettet, dass sie verzaubert waren, um erdmagische Tarnzauber zu erkennen.
    »Ich brauche einen Distanzzauber für. . äh. . das Brechen von bereits beanspruchtem Holz?«, erklärte ich unbehaglich.
    »Dafür reicht einer der kleineren Stäbe«, stel te er fest und sah irritiert zwischen Glenn und mir hin und her.
    Ich nickte, ohne die bleistiftgroßen Stäbe aus den Augen zu lassen.
    »Wie viel?«
    »Neunhundertfünfundsiebzig«, antwortete er. »Aber Sie bekommen ihn für neunhundert.«
    Dol ar? »Wissen Sie«, erwiderte ich vorsichtig, »ich sol te erst mal prüfen, ob ich die anderen Zutaten auch wirklich al e habe. Es hat ja keinen Sinn, dass der Stab herumliegt und feucht wird, bevor ich ihn brauche.«
    Das Lächeln des Verkäufers war wie weggewischt. »Ich verstehe.« Mit einer eleganten Bewegung schloss er den Deckel und ließ den Kasten verschwinden.
    Schuldbewusst zuckte ich zusammen. »Was bekommen Sie für den Farnsamen?« Mir war klar, dass er sein früheres Angebot nur gemacht hatte, weil er davon ausgegangen war, dass ich einen Stab kaufen würde.
    »Fünf Dol ar fünfzig.«
    Soviel hatte ich wohl gerade noch. Beschämt wühlte ich in meiner Tasche. Ich hatte gewusst, dass Zauberstäbe teuer waren, aber mit so etwas hatte ich nicht gerechnet. Als ich das Geld gefunden hatte, schaute ich zu Glenn, der interessiert ein Regal mit ausgestopften Ratten betrachtete.
    Während der Verkäufer mit der Kasse beschäftigt war, beugte er sich zu mir runter und flüsterte: »Wozu benutzt man die da?«
    »Keine Ahnung.« Ich nahm meine Quittung entgegen und stopfte die Sachen in meine Handtasche. Dann machte ich mich möglichst gelassen auf den Weg zur Tür, in dem Versuch, einen möglichst würdevol en Abgang hinzulegen.
    Glenn folgte mir. Als wir auf den Gehsteig traten, klingelten die Glöckchen zum Abschied. Wieder in der Sonne holte ich tief Luft, um mich zu beruhigen. Ich würde bestimmt keine neunhundert Lappen für einen Zauberstab hinlegen, um damit

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