Band 2 - Blutspiel
Etagendrucker blockiere«, erklärte er.
Ich unterdrückte ein spöttisches Grinsen. Keine Beschwerden? Wie viele Seiten konnten das schon sein?
Glenn stand auf, und ich sah ihn fragend an. »Ich hol sie mal eben - und du bleibst da sitzen und rührst dich nicht.«
Ich nickte, und er ging. Gelangweilt drehte ich meinen Stuhl hin und her und belauschte die Gespräche aus den anderen Büros. Unwil kürlich musste ich lächeln. Mir war nicht bewusst gewesen, wie sehr ich die Kameradschaft unter den I. S. Runnern vermisste. Wenn ich Glenns Büro verließe, würden die Gespräche abrupt abbrechen und die anderen würden mir klarmachen, wie unerwünscht ich hier war.
Niemand würde mich beachten. Aber wenn ich hier blieb, konnte ich so tun, als würde gleich jemand hereinkommen, um zu plaudern oder um mich bei einem schwierigen Fal um Rat zu fragen oder viel eicht sogar einen versauten Witz zu erzählen, der mich zum Lachen brachte.
Seufzend stand ich auf und befreite die Ratte aus der Tüte.
Ich setzte das hässliche Ding auf den Aktenschrank, von dem aus es Glenn mit seinen Glupschaugen beobachten konnte.
Ein Klopfen an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. »Oh, hi«, sagte ich, als ich bemerkte, dass es nicht Glenn war.
»Madam.« Der übergewichtige FIB-Beamte gaffte zuerst auf meine Hose, dann auf den Besucherausweis. Ich drehte mich ein wenig, damit er besser sehen konnte - den Ausweis, nicht die Hose.
»Ich bin Rachel, ich helfe Detective Glenn. Er besorgt eben einige Unterlagen.«
»Rachel Morgan? Ich dachte, Sie wären eine alte Schreckschraube.«
Wutentbrannt öffnete ich den Mund, schloss ihn dann aber schnel wieder. Als er mich das letzte Mal gesehen hatte, war ich wahrscheinlich wirklich eine alte Schachtel gewesen.
»Das war eine Tarnung«, meinte ich, zerknül te die Tüte und warf sie zielsicher in den Papierkorb. »Jetzt sehen Sie das Original.«
Er musterte mich noch einmal von oben bis unten. »Okay.«
Dann verschwand er, und ich atmete auf.
Wenig später kam Glenn zurück, der immer noch unkonzentriert wirkte. Er hatte einen ansehnlichen Stapel Papier dabei. Offenbar hatte das FIB doch genauso viele Informationen gesammelt wie die I. S. Glenn stand einen Moment lang nachdenklich in der Mitte des Büros und schob dann die Akten auf dem langen Tisch in einer Ecke zusammen.
»Hier sind die ersten«, meinte er beiläufig und ließ die Berichte auf die freigeräumte Fläche fal en. »Ich hole noch schnel die aus dem Kel er.«
Die ersten? Ich hatte gedacht, dass wären al e. Aber als ich nachfragen wol te, war er schon weg. Der Bericht war erstaunlich umfangreich. Ich schob meinen Stuhl an den Tisch, setzte mich so, dass ich die Tür im Auge behalten konnte, schlug die Beine übereinander und zog mir den Packen auf den Schoß.
Das Foto des ersten Opfers kannte ich bereits, da die I. S.
es an die Medien weitergegeben hatte. Es handelte sich um eine freundlich wirkende ältere Frau mit einem mütterlichen Lächeln. Dem Make-up und dem Schmuck nach zu urteilen, hatten sie ihr Bild von einer professionel en Aufnahme abgezogen, wie man sie zu Geburtstagen und ähnlichen Anlässen macht. Sie war bei einer Sicherheitsfirma angestel t gewesen, die magieresistente Safes herstel te, und hatte noch drei Monate bis zum Ruhestand gehabt. Die Todesursache wurde mit »schwerwiegende Verletzungen, verursacht durch eine Vergewaltigung« angegeben. Das wusste ich bereits. Ich blätterte durch den Autopsiebericht der Gerichtsmedizin, und mein Blick fiel auf eines der Fotos.
Mein Magen spielte verrückt, und ich schloss hastig die Akte.
Eine eisige Kälte durchzog meinen Körper, und ich starrte wie betäubt aus der Tür in den großen Büroraum. Ein Telefon läutete, und jemand nahm den Hörer ab. Ich holte tief Luft und hielt den Atem an. Dann zwang ich mich, gleichmäßig zu atmen - bloß nicht hyperventilieren!
Im weitesten Sinne konnte man es wohl als Vergewaltigung bezeichnen. Die inneren Organe der Frau waren durch die Vagina herausgerissen worden und hingen zwischen ihren Knien. Ich fragte mich, wie lange sie während dieser Tortur wohl noch gelebt hatte, verdrängte den Gedanken aber schnel . Mit rebel ierendem Magen schwor ich mir, nie mehr einen Blick auf die Pathologiefotos zu werfen.
Meine Finger zitterten, als ich versuchte, mich wieder auf die Unterlagen zu konzentrieren. Das FIB hatte überraschend gründlich gearbeitet, nur eine Frage blieb offen. Ich griff nach dem schnurlosen Telefon
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