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Band 3 - Blutjagd

Band 3 - Blutjagd

Titel: Band 3 - Blutjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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Kreuzes. Neben ihr stand eine Kanne vol Tee, der immer noch dampfte, während mein Kaffee schon lange kalt war. Ich hatte so ein Gefühl, dass sie Magie benutzte, um ihn warm zu halten, obwohl ich sie noch nicht dabei erwischt hatte. Sie hielt ehrerbietig eine filigrane Tasse in den Händen - auch die hatte sie von Keasley drüben mitgebracht -, und an ihrem Hals glitzerte Ivys Kruzifix. Ihre Hände waren nie weit davon entfernt. Jenks älteste Tochter hatte am Morgen Ceris hel e Haare zu Zöpfen geflochten, und die Elfe sah aus, als hätte sie ihren Frieden gefunden. Es tat mir gut, sie so zu sehen, da ich ja wusste, was sie al es durchgemacht hatte.
    Aus der Küche drang ein dumpfer Schlag, gefolgt vom Geräusch der sich schließenden Ofentür. Ich runzelte die Stirn und wandte mich zu Ceri um, als sie sagte: »Bist du bereit für einen weiteren Versuch?«
    Ich stel te meine strumpfsockigen Füße fest auf den Boden und nickte. Mit inzwischen geübter Geschwindigkeit streckte ich mein Bewusstsein nach der Kraftlinie im Garten aus und berührte sie. Mein Chi fül te sich und nahm ungefähr dasselbe auf, was immer hineinpasste. Die Energie floss durch mich hindurch wie ein Bach durch einen Teich. Das hatte ich schon gekonnt, seit ich zwölf war und Trent in dem Wunsch-Camp seines Vaters aus Versehen in einen Baum geworfen hatte. Aber jetzt musste ich sozusagen ein wenig Energie aus dem Teich nehmen und sie in eine Zisterne in meinem Geist heben. Das Chi einer Person, egal, ob sie ein Mensch, Inderlander oder Dämon war, konnte nur eine gewisse Menge halten. Vertraute dienten als Extra-Chi, aus dem ein Zaubernder sich wie aus seinem eigenen bedienen konnte.
    Ceri wartete, bis ich ihr signalisierte, dass ich bereit war, bevor sie dieselbe Linie anzapfte und mehr Energie in mich fließen ließ. Es war nur ein Rinnsal verglichen mit Algaliarepts Sintflut, aber trotzdem brannte meine Haut, als mein Chi überfloss und die Kraft auf der Suche nach einem Ort, an dem sie sich sammeln konnte, durch mein Bewusstsein rann.
    Um zu dem Bild mit dem Teich und dem Bach zurückzukehren - das Wasser war über die Ufer getreten, und im Tal herrschte Land unter.
    Meine Gedanken waren der einzige Ort, an dem die Energie sich niederlassen konnte. Bis sie dorthin gefunden hatte, war es mir gelungen, in meinem Kopf einen dreidimensionalen Zylinder zu erstel en. Ceri hatte den halben Nachmittag al ein damit verbracht, mir beizubringen, ihn aufzubauen. Meine Schultern entspannten sich, als ich fühlte, wie das Energierinnsal die kleine Einfriedung fand. Als die Energie, die mein Chi nicht halten konnte, wie Quecksilbertropfen dort hineinlief, verschwand die Wärme auf meiner Haut sofort. Das Behältnis dehnte sich mit einem roten Glühen aus, das kurz darauf die Farbe von meiner und Als Aura annahm. Igitt. s
    »Sprich deinen Auslöser«, forderte Ceri mich auf, und ich duckte mich. Es war zu spät. Sie sah meinen Blick und ihre schmalen Lippen zuckten. »Du hast es vergessen«, beschuldigte sie mich, und ich zuckte mit den Schultern.
    Sofort hörte sie auf, Energie in mich zu zwingen, und der Überschuss floss in einem kurzen heißen Aufflackern zurück in die Kraftlinie. »Sag es diesmal«, mahnte sie angespannt.
    Ceri war nett, aber sie war keine besonders geduldige Lehrerin.

Wieder brachte sie mit der Kraftlinie mein Chi zum Überfließen. Meine Haut erwärmte sich, und der Bluterguss, den AI mir mit seinem Schlag verpasst hatte, pochte. Die Stromstärke, wenn man es so nennen wil , war ein wenig heftiger als normalerweise, und ich dachte bei mir, dass das wohl Ceris wenig subtile Aufforderung war, es diesmal richtig zu machen.
    »Tulpa«, flüsterte ich und hörte das Wort in meinem Geist genauso wie mit meinen Ohren. Die Wortwahl war unwichtig. Wichtig war, die assoziative Verbindung zwischen dem Wort und der Handlung aufzubauen. Normalerweise benutzte man lateinische Worte, weil es so ziemlich unwahrscheinlich war, dass man das Wort aus Versehen in einem normalen Gespräch benutzte und damit den Zauber auslöste. Es war derselbe Prozess, mit dem ich auch gelernt hatte, einen Schutzkreis zu errichten. Das Wort Tulpa war nicht lateinisch - eigentlich war es überhaupt kein Wort, also wie oft würde ich es schon in einem Gespräch unterbringen können?
    Diesmal floss die Energie aus der Linie schnel er in meinen geistigen Behälter und fül te ihn. Ich richtete den Blick auf Ceri und nickte ihr zu, um ihr zu zeigen, dass ich bereit war

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