Band 3 - Blutjagd
entdeckte ich den Messlöffel in der Spüle.
Offensichtlich hatte Kisten den Kaffee gemacht, denn wäre es Ivy gewesen, hätte ihr idiotischer Ordnungswahn dazu geführt, dass sie ihn abgespült, getrocknet und wieder in die Schublade gelegt hätte.
»Warum nicht?« Kistens Stimme klang inzwischen gereizt.
»Er verlangt doch wirklich nicht viel.«
Ivys Stimme war kontrol iert, kochte aber gleichzeitig vor Wut. »Ich wil diesen Bastard überhaupt nicht in meinem Geist. Wieso sol te ich ihn durch meine Augen blicken lassen? Meine Gefühle spüren lassen?«
Die Kanne hing in meinen Fingern, während ich regungslos an der Spüle stand. Ich wünschte, ich würde al das nicht hören.
»Aber er liebt dich«, flüsterte Kisten, verletzt und eifersüchtig. »Du bist sein Nachkomme.«
»Er liebt mich nicht. Er liebt es, dass ich gegen ihn kämpfe.« Ihr Ton war bitter, und ich konnte fast sehen, wie sich ihr perfektes, orientalisch angehauchtes Gesicht ärgerlich verzog.
»Ivy«, schmeichelte Kisten. »Es fühlt sich gut an, berauschend. Die Macht, die er mit dir teilt. .«
»Ist eine Lüge!«, schrie sie, und ich zuckte zusammen. »Du wil st das Prestige? Die Macht? Du wil st weiter Piscarys Geschäfte führen? Weiterhin so tun, als wärst du sein Nachkomme? Das interessiert mich nicht! Aber ich werde ihn nicht in meinen Kopf lassen, um dich zu decken!«
Ich ließ deutlich hörbar Wasser in die Kanne laufen, um sie daran zu erinnern, dass ich al es mitbekam. Ich wol te nicht noch mehr belauschen, und ich wünschte mir, sie würden einfach aufhören.
Kistens Seufzer war lang und kam von Herzen. »So funktioniert es nicht. Wenn er dich wirklich wil , kannst du ihn nicht aufhalten, Ivy, Liebste.«
»Halt. Den. Mund.«
Diese Worte waren so vol beherrschtem Zorn, dass ich ein Schaudern unterdrücken musste. Die Kanne floss über, und ich erschrak, als Wasser auf meine Hand floss. Ich drehte es aus und schüttete die überschüssige Flüssigkeit ab.
Aus dem Wohnzimmer drang ein hölzernes Knarren zu mir.
Mein Magen verkrampfte sich. Irgendjemand hatte gerade jemand anderen auf einem Stuhl festgenagelt.
»Mach nur«, murmelte Kisten, und ich hörte ihn über das Plätschern des Wassers, das ich gerade in die Kaffeemaschine schüttete. »Versenk deine Zähne. Ich weiß, dass du es wil st. Wie in alten Zeiten. Piscary fühlt al es, was du fühlst, ob du es wil st oder nicht. Was glaubst du, warum du es in letzter Zeit nicht geschafft hast, dich von Blut fernzuhalten? Drei Jahre Enthaltsamkeit, und jetzt schaffst du es keine drei Tage. Gib auf, Ivy. Es würde ihn freuen, wenn wir beide uns endlich wieder amüsieren. Und viel eicht versteht deine Mitbewohnerin es dann endlich. Sie hat einmal fast Ja gesagt. Al erdings nicht zu dir. Zu mir.«
Ich versteifte mich. Diese Worte waren an mich gerichtet gewesen, aber ich war nicht bei ihnen im Raum, auch wenn ich es genauso gut hätte sein können.
Ein weiteres Knarren von Holz. »Nimm ihr Blut, und ich werde dich töten, Kist. Das schwöre ich.«
Ich sah mich in der Küche nach einem Fluchtweg um, aber es war zu spät. Ivy stand bereits im Türbogen. Sie zögerte und wirkte völ ig durcheinander, als sie mit ihrer unheimlichen Fähigkeit, Körpersprache zu lesen, in einem kurzen Moment mein Unbehagen registrierte. Vor ihr Geheimnisse zu haben war mehr als schwierig. Ihre Stirn war vor Wut auf Kisten gerunzelt, und die aggressive Frustration, die sie ausstrahlte, ließ mich nichts Gutes erwarten, selbst wenn ihre Gefühle nicht gegen mich gerichtet waren. Ihre hel e Haut leuchtete in sanftem Pink, als sie sich bemühte, sich zu beruhigen, und das ließ die feine Narbe an ihrem Hals noch deutlicher hervortreten. Sie hatte sich sogar operieren lassen, um das physische Zeichen von Piscarys Besitzanspruch loszuwerden, aber man sah die Narbe immer, wenn sie aufgebracht war. Und sie wol te einfach keinen Teint-Zauber von mir annehmen. Den Grund dafür musste ich noch herausfinden.
Als sie mich stil neben der Spüle stehen sah, huschten ihre braunen Augen von meiner dampfenden Tasse zur leeren Kaffeekanne. Ich zuckte mit den Schultern und betätigte den Schalter, um die Maschine anzuschmeißen. Was sol te ich schon sagen?
Ivy setzte sich in Bewegung und stel te ihre leere Tasse auf der Arbeitsfläche ab. Sie strich ihre glatten schwarzen Haare zurück und sammelte sich wieder. »Du bist aufgeregt«, stel te sie fest, und die Wut auf Kisten ließ ihre Stimme rau klingen.
»Was
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