Band 3 - Blutjagd
Ich war erstarrt. Oh Gott, ich war erstarrt und unfähig gewesen, etwas zu tun. Ich hatte mich vor die Hunde gehen lassen, seitdem ich keine Todesdrohungen mehr bekam. Aber ich würde immer ein Angriffsziel sein, wegen dem, was ich tat. s Kisten setzte sich in Bewegung. Das Blau um seine Augen war nur ein dünner Rand. »Ich hatte dir gesagt, du sol st im Auto bleiben«, knurrte er, und ich versteifte mich, als er meinen El bogen nahm und mich zu seiner Corvette führte.
Ich wiedersetzte mich nicht, weil ich mich taub fühlte. Er war nicht auf mich wütend, und ich wol te ihn nicht noch mehr auf mein rasendes Herz und meine unterschwel ige Angst aufmerksam machen. Aber ein warnendes Kribbeln stoppte mich. Ich befreite mich aus Kistens Griff, drehte mich um und suchte mit weit offenen Augen.
Von seinem Platz unter der Laterne aus sah mich der übel zugerichtete Mann mit schmerzverzerrtem, hässlichem Gesicht an. »Du verlierst, Miststück«, sagte er und sprach dann ein fremdartiges Wort auf Latein aus.
»Pass auf!«, schrie ich und schubste Kisten von mir weg.
Er stolperte nach hinten und fing sich mit vampirischer Eleganz. Ich fiel um, als meine Stiefel wegrutschten. Ein roher Schrei erschütterte mich. Mit rasendem Herzen kam ich wieder auf die Beine und sah zuerst Kisten an. Er war in Ordnung. Es war die Hexe.
Meine Hand fuhr zu meinem Mund. Ich war entsetzt, als ich sah, wie sich der mit Jenseitsenergie verschmierte Körper auf dem schneebedeckten Gehsteig wand. Angst durchzog mich, als der aufgewirbelte Schnee plötzlich eine rötliche Färbung annahm. Der Mann blutete aus al en Körperporen.
»Gott rette ihn«, flüsterte ich tonlos.
Er kreischte, und das rohe Geräusch brachte in mir eine Urangst zum Klingen. Kisten hastete auf ihn zu. Ich konnte ihn nicht aufhalten; die Hexe blutete und schrie vor Schmerz und Angst. Ich drehte mich weg und stützte mich mit zitternder Hand auf der warmen Motorhaube der Corvette ab. Ich würde mich übergeben. Ich wusste es.
Überrascht hob ich den Kopf, als der Terror und die Schmerzen des Mannes in einem trockenen Knacken ein Ende fanden.
Kisten erhob sich aus der Hocke, und ein schrecklicher, wütender Ausdruck lag auf seinem Gesicht. Der Hund bel te wieder und erfül te die kalte Nacht mit seiner Warnung. Ein paar Würfel rol ten aus der Hand des Mannes, und Kisten sammelte sie auf.
Ich konnte nicht mehr denken. Kisten war plötzlich neben mir, seine Hand an meinem El bogen und drängte mich zum Auto. Ich ließ ihn mich schieben und war froh, dass er seinen vampirischen Instinkten nicht nachgegeben hatte, während ich mich gleichzeitig fragte, warum nicht. Stattdessen war seine Furcht einflößende Aura fast völ ig verschwunden, seine Augen waren normal und seine Reaktionen nur ein wenig erhöht.
»Er ist nicht tot«, sagte er und gab mir die Würfel. »Keiner von ihnen ist tot. Ich habe niemanden getötet, Rachel.«
Es wunderte mich, dass er sich darum kümmerte, was ich dachte. Ich nahm die Plastikteile entgegen und packte sie so fest, dass meine Finger wehtaten.
»Hol die Pistole«, flüsterte ich. »Meine Fingerabdrücke sind drauf.«
Er zeigte nicht, ob er mich gehört hatte, schob meinen Mantel ins Auto und schloss die Tür.
Der scharfe Geruch von Blut zog meine Aufmerksamkeit nach unten, und ich zwang mich die gebal te Hand zu öffnen.
Die Würfel waren klebrig. Meine Eingeweide verkrampften sich, und ich hielt eine winterkalte Faust vor meinen Mund.
Das war das Paar, das ich im Casino benutzt hatte. Al e hatten gesehen, wie ich sie geküsst hatte; er hatte versucht, sie als Fokusobjekt zu verwenden. Aber ich hatte keine Verbindung zu ihnen aufgebaut, und so war der schwarze Zauber stattdessen zu seinem Macher zurückgekehrt.
Ich starrte aus dem Fenster und versuchte nicht zu hyperventilieren. Das, was da draußen mit verkrampften Gliedmaßen in einem Fleck aus blutigem Schnee lag, sol te eigentlich ich sein. Ich war ein Joker in Saladans Spiel gewesen, und er war bereit gewesen, mich umzubringen, um seinen Männern wieder bessere Chancen zu geben. Und ich hatte überhaupt nichts getan außer zu erstarren, so geschockt wegen meiner fehlenden Amulette, dass ich nicht mal einen Schutzkreis errichtet hatte.
Kisten trat vor die Scheinwerfer des Autos und beugte sich vor, um die Waffe aufzuheben. Unsere Blicke trafen sich -
müde und matt -, bis eine leise Bewegung hinter ihm ihn herumwirbeln ließ. Irgendwer versuchte abzuhauen.
Ich stöhnte leise,
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