Band 3 - Blutjagd
Lächeln verzog mein Gesicht. Ich bewegte mich ein wenig und schob meine Füße näher an den Heizungsschacht im Fußraum. Wenn ich nicht lachte, würde ich heulen. Und ich wol te nicht heulen.
»Ich habe mich heute Abend nicht gerade mit Ruhm bekleckert, oder?«, fragte er, ohne die Augen von der Straße abzuwenden.
Ich sagte nichts, weil ich nicht wusste, was ich fühlte.
»Rachel«, begann er sanft. »Es tut mir leid, dass du das mit ansehen musstest.«
»Ich wil nicht darüber reden«, sagte ich abwehrend und musste wieder an die panischen, schmerzerfül ten Schreie des Mannes denken. Ich hatte gewusst, dass Kisten schlimme Dinge tat, einmal wegen dem, was er war, und zum Zweiten wegen dem, für den er arbeitete. Aber es wirklich zu sehen hatte mich gleichzeitig fasziniert und abgestoßen. Ich war ein Runner; Gewalt war ein Teil meines Lebens. Ich konnte das, was geschehen war, nicht einfach als böse verurteilen, ohne meinen eigenen Beruf zu verdammen.
Obwohl seine Augen schwarz gewesen waren und seine Instinkte scharf, hatte er schnel und entschlossen gehandelt, und das mit eleganten und präzisen Bewegungen, die ich bewunderte.
Ich war erstarrt, und er hatte mich beschützt.
Kisten fuhr geschmeidig über die Kreuzung, als die Ampel auf Grün schaltete. Er seufzte und hatte offensichtlich keine Ahnung, was ich dachte, als er in Richtung Kirche abbog. Die Leuchtuhr auf dem Armaturenbrett zeigte drei Uhr dreißig.
Auszugehen klang nicht mehr wirklich einladend, aber ich zitterte immer noch, und wenn er mir nichts zu essen spendierte, würde es damit enden, dass ich Käsecracker und übrig gebliebenen Reis zum Abendessen hatte. Bäh.
»Mickey-ds?«, fragte ich. Es ist nur ein Date, um Himmels wil en. Ein platonisches. . Date.
Kisten riss den Kopf hoch. Seine Lippen öffneten sich verwundert, und er rammte fast das Auto vor uns. Im letzten Moment trat er auf die Bremse. Da ich an Ivys Fahrstil gewöhnt war, stützte ich mich einfach ab und ließ mich durchschütteln.
»Du wil st immer noch mit mir essen gehen?«, fragte er überrascht, während der Kerl vor uns unhörbare Beleidigungen in den Rückspiegel schrie.
Ich zuckte mit den Schultern. Ich war mit dreckigem Schnee überzogen, meine Frisur löste sich auf und fiel mir über die Ohren, meine Nerven waren zum Zerreißen gespannt - wenn ich nichts in den Bauch bekam, würde ich bösartig. Oder mir würde schlecht. Oder beides.
Kisten lehnte sich mit nachdenklicher Miene zurück, die ein wenig die Spannung aus seinem Gesicht vertrieb. Ein Hauch seines normalen, frechen Selbst kehrte zurück. »Fast Food ist auch al es, was ich mir leisten kann - jetzt«, brummelte er scherzhaft, aber ich konnte sehen, dass er erleichtert war, dass er mich nicht nach Hause bringen musste. »Ich hatte eigentlich vor, dich mit einem Teil der Gewinne auf dem Carew Tower zu einem Sonnenaufgangsdinner einzuladen.«
»Die Waisen brauchen das Geld dringender als ich ein überteuertes Essen über den Dächern von Cincinnati«, behauptete ich. Darüber lachte er, und das machte es mir leichter, mein letztes, noch verbliebenes Stückchen Vorsicht zu unterdrücken. Er hatte mich am Leben erhalten, als ich erstarrt war. Das würde nicht noch mal passieren. Niemals.
»Hey, äh, siehst du irgendeine Chance, Ivy nichts. . davon. .
zu erzählen?«, fragte er zögernd.
Ich lächelte bei dem Unbehagen, das in seiner Stimme mitschwang. »Das wird dich was kosten, Reißzahn.«
Er gab ein leises Geräusch von sich drehte sich in gespielter Sorge zu mir um. »Ich bin in der Lage, Ihnen für Ihr Schweigen einen extragroßen Milchshake anzubieten«, schwadronierte er, und ich unterdrückte einen Schauder wegen der gespielten Drohung, die er in seine Worte legte.
Okay, haltet mich für dumm. Aber ich war am Leben, und er hatte mich beschützt.
»Wenn es Schokolade ist, haben wir einen Deal.«
Kistens Lächeln wurde breiter, und er umfasste das Lenkrad mit mehr Selbstsicherheit.
Ich lehnte mich in dem warmen Ledersitz zurück und unterdrückte einen kleinen, ach so kleinen, Anflug von Sorge.
Was? Als ob ich Ivy jemals davon erzählt hätte.
15
Kisten begleitete mich noch bis an die Haustür. Das Geräusch von Schnee und Salz unter unseren Füßen war laut.
Sein Auto stand in einer vom Schneefal diffusen Lichtpfütze am Straßenrand. Ich ging die Stufen hinauf und fragte mich, was wohl in den nächsten fünf Minuten passieren würde. Es war ein platonisches Date, aber es war ein
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