Band 5 - Blutlied
was bei Tinks kleinen roten Schuhen sol te ich mit ihnen anstel en, jetzt, wo ich sie hatte?
35
Edden führte Trent zu dem Raum vor mir. Ich zögerte im Flur, rückte den Spitzenkragen meines Kleides zurecht, schob mir eine lose Strähne hinter das Ohr, zog meine Tasche höher auf die Schulter, packte das eingewickelte Geschenk fester und wünschte mir, ich könnte mich auf der Toilette verstecken.
»Zauberladen«, spottete Jenks von meiner Schulter, und ich gab ein unhöfliches Geräusch von mir. Es gab ein leises Raunen, als al e auf Trents Auftauchen reagierten. Es würde nicht einfacher werden. In dem Wissen, dass Ivy bereits da drin war, nahm ich die Schultern zurück und ging hinein.
Ich scannte den Raum und sah, woher die Camelot-Be-merkung gekommen war. Ein runder Tisch mit den dazugehörigen Stühlen fül te die rechte Seite des großen, rechteckigen Raumes. Zwischen ihm und dem Spionspiegel war eine leere Fläche, die ein wenig wie eine Bühne wirkte.
Ganz hinten rechts gab es eine kaffeeverschmierte Arbeitsfläche mit Waschbecken, die mit al em bedeckt war, was man irgendwie bei einer Präsentation brauchen könnte: Büroklammern, zerkratzten Reportmappen, Locher und einem massiven Papierschneider, der aussah, als könnte man damit auch Feuerholz spalten.
Piscary und Ivy saßen hinten in der Nähe der Arbeitsfläche, und Skimmer stand in ihrem schwarzen Geschäftskostüm züchtig hinter ihnen. Ich spürte einen Stich Nervosität, gefolgt von Selbstekel. Ich würde von genau dem Mann Schutz erkaufen, der Ivy missbraucht hatte und jemandem Kistens Tod als Dankeschön geschenkt hatte. Aber was für eine Wahl hatte ich? Jemand Mächtiges musste den Fokus halten. Es war egal, ob ich ihn mochte oder nicht, solange er mich und Kisten am Leben halten und gleichzeitig einen weltweiten Machtkampf der Spezies verhindern konnte.
Die zwei Werwölfe saßen nah der Tischmitte, gegenüber der Tür. Als sie mich sah, riss Mrs. Sarong Mr. Ray zurück in seinen Sitz, bevor er sich zum Affen machen konnte.
Trent saß neben der Tür, mit Edden drohend neben sich.
Der Elf trug keine Handschel en. Ihnen gegenüber stand Quen, die Arme vor der Brust verschränkt, und sah in seiner Smoking-Uniform sehr gut aus.
Mein Blick wanderte weiter zu AI. Er stand mit dem Rücken zu mir vor dem Spionspiegel und war in seinem schwarzen Smoking ein Bild aufrechter Eleganz. Der Dämon hauchte auf das Glas, um es beschlagen zu lassen, und zeichnete dann mit dem Finger Kraftliniensymbole darauf, die ich nicht verstand. Ich wol te mir die Angst der Männer und Frauen hinter dem Glas gar nicht ausmalen.
AI drehte sich um und strahlte mich über seine Sonnenbril e hinweg an. »Rachel Mariana Morgan«, sagte er gedehnt, und sein Akzent bewies, dass er ganz Algaliarept war, auch wenn er aussah wie Lee. »Zu beobachten, wie du Trenton in Handschel en gelegt hast, war wirklich seeehr unterhaltsam. Was wirst du nur als Nächstes anstel en?«
Mr. Ray, der mit finsterem Blick neben Mrs. Sarong saß, brummelte: »Sich viel eicht einen brennenden Hasen aus dem Arsch ziehen?«
Quen unterdrückte ein fieses Lächeln, und ich trat mit wehendem Kleid und klappernden Stiefeln vor. Jenks verließ mich mit einem sanften Summen, um in die Lampen an der Decke zu fliegen.
Nur Quen und AI beobachteten seinen Abgang, weil der Rest keine Ahnung hatte, was für eine Bedrohung er dort oben darstel te. Das Kleid sorgte dafür, dass ich mich dämlich fühlte, aber al e waren overdressed. Ich bemühte mich, Ivys Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen, als ich mich ein paar Stühle weiterbewegte, sodass sich Trent zwischen mir und AI befand. Sie schaute nicht auf, sondern starrte mit leerem Blick und ausdruckslosem Gesicht ins Nichts. Skimmer zeigte ihren Hass, und ich ignorierte den eleganten, hübschen, blonden Vamp.
Ich legte das Paket und meine Tasche auf den Tisch und schob sie zusammen, während ich meine Gedanken sammelte.
»Vielen Dank, dass Sie mich hier treffen, Piscary«, sagte ich und zwang meine Hand von meinem Oberarm. »Sie sind das Widerlichste, was mir je untergekommen ist, aber ich hoffe, wir können zu einer Einigung gelangen.« Gott, ich bin so ein Heuchler.
Piscary lächelte, während er gleichzeitig Ivys Hand tätschelte, und als AI Luft holte, um etwas zu sagen, drehte ich mich um. »Halt den Mund«, befahl ich, und er schnaubte verärgert, auch wenn ich merkte, dass er das al es für einen einzigen großen Witz hielt. »Du bist als Zeuge
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