Band 5 - Blutlied
Wärme süßen Vergessens.
Aber als mein Atem mich mit einem sanften Seufzen verließ und ich umfiel, hätte ich schwören können, dass die warmen Tropfen auf meinem Gesicht Tränen waren; dass die zitternden Arme, die mich von der grausamen Kälte der Fliesen fernhielten, den köstlichen Geruch von Vampir verströmten. Und jemand. . jemand sang von Blut und Gänseblümchen.
36
Ich bewegte mich. Mir war warm, und ich war in eine Decke gewickelt, die nach Zigaretten stank. Etwas war um mein wundes Handgelenk geschlungen, und nachdem ich kein Jota Jenseitsenergie in mir hatte, schien es, als hätte jemand einen Zip-Strip gefunden. Viel eicht den, den ich in meiner Tasche gehabt hatte. Das Brummen des starken Motors war beruhigend, aber die plötzlichen Bewegungen verursachten mir Übelkeit.
»Sie ist wach«, sagte Jenks, und in seiner Stimme lag ein unglaubliches Maß an Sorge.
»Woher weißt du das?«, hörte ich Ivys Stimme von vorne, und ich öffnete meine Augen einen Spalt. Ich war hinten in einem FIB-Wagen, eingewickelt in eine blaue FIB-Decke, und lag auf dem Rücksitz.
Meine Atmung beschleunigte sich. Der Nebel hob sich, und ich wurde noch verwirrter. Ich dachte al es zweimal, fast, als würde ich die Welt nur über einen Übersetzer wahrnehmen. Eine Wel e von Furcht überschwemmte mich, als mir klar wurde, dass es der Fluch war. Ich hielt ihn nicht nur, er war ein Teil von mir. Das verdammte Ding war lebendig?
»Rachel. .«, sagte Ivy, und ich zuckte zusammen. Schmerz durchfuhr mich eiskalt, als eine Panik mich erschütterte, die ich nicht verstand. Ich konnte mich bewegen, aber gleichzeitig auch nicht.
»Wo. . wo fahren wir hin?«, gelang es mir zu fragen, und dann riss ich die Augen weit auf, als wir um eine Kurve bogen und ich fast vom Sitz rol te. Ivy saß vorne, und Edden fuhr. Sein Nacken war rot, und seine Bewegungen wirkten abrupt.
»Zur Kirche«, antwortete Ivy.
Eine Plastikwand trennte uns. »Warum?« Ich musste hier raus. Al es würde besser werden, wenn ich nur rennen könnte. Ich wusste es.
Ihre Augen waren schwarz vor Angst. »Weil Vampire, wenn sie Angst haben, nach Hause gehen.«
Der Fluch in mir gewann an Stärke, und ich wand mich.
»Ich muss hier raus«, hauchte ich. Ich wusste, dass es der Fluch war, der aus mir sprach, aber ich konnte ihn nicht stoppen.
Jenks quetschte sich zwischen der Decke und der Trennwand hindurch, und ich blinzelte, als er Zentimeter vor meiner Nase anhielt. »Rachel«, flötete er, »schau mich an.
Schau mich an!«
Meine wild herumhuschenden Augen, die den vorbeifliegenden Gebäuden folgten, kehrten zu ihm zurück.
»Du bist in Ordnung«, beruhigte er mich, aber seine Stimme machte mich nervös. »Die Notärzte haben dir etwas gegeben, was dich entspannt. Deswegen kannst du dich nicht bewegen. Die Wirkung wird in ungefähr einer Stunde nachlassen.«
Sie ließ jetzt schon nach. »Ich muss hier raus«, sagte ich wieder, und Jenks schoss nach hinten, als ich die Decke abwarf und mich aufsetzte.
»Hey!«, sagte Edden von hinter dem Lenkrad. »Rachel, langsam. Wir sind in fünf Minuten da, und dann können Sie raus.«
Ich zog ohne Erfolg am Türgriff. Es war ein Polizeiauto, um Gottes wil en. »Halten Sie das Auto an«, verlangte ich und suchte vergeblich nach einem Weg nach draußen. Panik breitete sich aus. Ich wusste, dass ich sicher war. Ich wusste, dass ich mich zurücklehnen und ruhig sitzen bleiben sol te.
Aber ich konnte nicht. Der Fluch in mir war stärker als mein Wil e. Es tat weh, und wenn ich mich bewegte, war ich weniger verwirrt.
»Lasst mich raus!«, schrie ich und schlug eine Faust gegen das Plastik.
Edden fluchte, als Ivy sich in ihrem Sitz umdrehte und mit einem scharfen Faustschlag die Trennwand zerschlug.
»Tamwood! Was zur Höl e tun Sie?«, schrie er, und das Auto fuhr Schlangenlinien, als er versuchte, gleichzeitig die Straße und Ivy im Blick zu behalten.
»Sie wird sich selbst verletzen«, sagte sie, räumte die Bruchstücke beiseite und kroch nach hinten.
Ich drückte mich in eine Ecke, weil ich Angst vor ihr hatte.
»Bleib weg von mir!«, rief ich und versuchte, mich unter Kontrol e zu bekommen. Aber ich schaffte es nicht.
»Rachel, entspann dich«, sagte sie und griff nach mir. Ich stieß zischend den Atem aus und machte eine Abwehrbewegung.
Ivy bewegte sich unglaublich schnel . Sie drehte ihre Hand und fing mein Handgelenk. Dann riss sie mich vorwärts, wickelte ihren Körper um mich und zog mich auf ihren
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