Band 5 - Blutlied
töten!
»Schlaf«, befahl der Dämon, und ich erschauderte, als sich eine Decke aus schwarzem Ungleichgewicht über mich legte und ich einschlief. Ich hatte keine Wahl. Der Dämon hatte es so bestimmt, und sie hatten mich geschaffen.
37
Der Raum war dämmrig und mir war heiß. Ich konnte über ein unbekanntes, dichtes Räucherwerk hinweg meine verschiedenen Parfüms riechen, aber das schwere Gewicht auf mir wirkte wie meine vertraute Tagesdecke. Das Zwitschern der Vögel, das durch mein offenes Fenster drang, war beruhigend, und die warme Stel e neben mir verriet mir, dass Rex hier gewesen war.
Die Vorhänge waren zugezogen, aber das Licht der Dämmerung floss in den Raum, als sie sich im Wind bewegten, und das verriet mir zusätzlich zu meiner Uhr, dass es kurz vor Sonnenaufgang war.
Ich atmete langsam ein und fühlte, wie die Luft fast ohne Schmerzen in mich glitt. Nur meine Muskeln taten weh. Ein Gesang vol er zeremoniel er Schwere drang aus dem Altarraum, und das Läuten einer Glocke. Der Geruch des Räucherwerks war nicht vampirisch, sondern bestand aus Kräutern und Mineralien. Um ehrlich zu sein: Es stank.
Es gelang mir, mich aufzusetzen. Mein Herz schlug schnel er, und ich lehnte mich mit dem Rücken ans Kopfende. Dann verzog ich das Gesicht und berührte meinen Hals und den Verband daran. Es fühlte sich okay an, und meine Hand glitt zu meinem Magen, als der knurrte.
Dann wurde mein Gesicht völ ig ausdruckslos, als mir klar wurde, dass die Verwirrung verschwunden war.
Ich saß auf meinem Bett und erinnerte mich besorgt an Ceri und David. Ich fühlte einen Stich von Furcht. Minias war da gewesen, und ich hatte wortwörtlich den Verstand verloren. Wo war der Fluch? Ceri wol te ihn herausnehmen.
Oh Gott, Ivy. Sie war von Piscary angefal en worden. Aber ich erinnerte mich an sie im Auto. Sie war am Leben gewesen.
Oder nicht?
Ich warf die Decke ab, bereit herauszufinden, wer hier war, und um ein paar Antworten zu verlangen - aber als die kühlere Luft mich traf, wurde mir klar, dass ich dringendere Probleme hatte.
»Ahm. . ich muss aufs Klo«, murmelte ich und schwang meine Füße auf den Boden, bei Weitem nicht so schnel , wie ich es mir wünschte. Eine Myriade von kleinen Schmerzen traf mich. Ich war auch zittrig. Vorsichtig stand ich auf, mit einer Hand auf dem Bettpfosten abgestützt. Das letzte Mal, als ich nachgesehen hatte, hatte ich dieses fantastische Brautjungfernkleid angehabt. Jetzt trug ich nur Unterhosen und ein langes T-Shirt. Auf meiner Kommode, zwischen meinen Parfüms und auf Nicks Akte, lagen meine Haarbürste, eine Tube antibiotische Salbe und Mul binden.
Ich schauderte, als etwas mit dem Klingeln silberner Glöckchen durch meine Aura glitt und mich mit dem Gefühl von Wintergrün zurückließ. Ich hatte so etwas noch nie gespürt, aber es hatte nicht wehgetan. Mehr wie das saubere Prickeln von Schnee auf dem Gesicht. Beunruhigt zog ich das Shirt hoch, um in meinem Schlafzimmerspiegel meine Wunden zu begutachten. Ich war nicht tot. Die Höl e würde mich nicht in Takatas STAFF T-Shirt aufnehmen, und der Himmel würde besser riechen.
Ich hörte, wie sich die Eingangstür schloss, und dann herrschte Stil e. Mit langsamen Bewegungen hielt ich auf die Tür zu und fühlte, wie jeder einzelne Muskel protestierte. Ich musste wirklich dringend aufs Klo. Aber als ich die Hand nach dem Türgriff ausstreckte, erstarrte ich. Meine Nase kitzelte. Ich musste niesen.
Alarmiert versuchte ich es zu unterdrücken. Meine Hand schoss zu meinem verbundenen Hals, als ein Niesen mich erschütterte. Vornübergebeugt nieste ich wieder, und wieder.
Dreck. Es ist Minias.
»Wo ist mein Wahrsagespiegel?«, flüsterte ich panisch, als ich mit den Augen mein dunkles Zimmer absuchte. Ich schlurfte zu meinem Schrank und riss die Türen auf. Ich hatte ihn hier reingetan. Oder?
Schmerz schoss durch meinen Körper, als ich auf die Knie fiel und in meiner Suche Schuhe und Magazine hinter mich warf. Ich nieste wieder und zog eine Grimasse, weil es mir am Hals wehtat. Ich konnte in der Dunkelheit meines Schranks nichts sehen, aber als meine Finger das kühle Glas fanden, schrie ich erleichtert auf. Ich stolperte auf die Beine und aus dem Schrank.
Mein Haar fiel mir in die Augen, und ich ließ mich auf mein Bett fal en, legte meine Hand auf den Spiegel und erstarrte in dem verzweifelten Versuch, mich an das Wort zu erinnern.
Aber es war zu spät.
Ich wirbelte im Sitzen herum, als ich ein sanftes Plop hörte,
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