Band 5 - Blutlied
zu spät für Nester, war ihr nicht aufgefal en.
»Hier«, sagte ich und klatschte den Griff in Ivys offene Handfläche. Sie lächelte, bevor sie sich zu einem Nagel umdrehte, der aus der Wandverkleidung hervorstand, die Newt heruntergerissen hatte.
Pixies kreischten, und Jenks Aufmerksamkeit schoss zu ihnen. Er saß mit den jüngsten Sechslingen auf einem weiter entfernten Fensterbrett und brachte ihnen bei, wie man sich die Schuhe bindet. Seine summenden Flügel beruhigten sich sofort wieder, und er machte weiter mit der Lektion. Es war ein schönes Stück Pixieleben, das wir nicht besonders oft zu Gesicht bekamen - eine Erinnerung daran, dass Jenks noch ein völ ig eigenes Leben unabhängig von Ivy und mir hatte.
In ihrer Hüftjeans und dem schwarzen T-Shirt sah Ivy aus wie das Kalendermädchen einer Baufirma. Auf ihren Haaren trug sie einen von diesen Papierhüten, die man in Malerläden bekommt. Mit kontrol ierten, anmutigen Bewegungen schlug sie den widerspenstigen Nagel in die Verkleidung. Sobald sie einen Schritt zurücktrat, waren auch schon drei Pixies da, um ihn zu kontrol ieren und sie darauf hinzuweisen, dass sie feine Haarrisse in der weißen Oberfläche hinterlassen hatte. Ivy sagte nichts, sondern schmierte nur etwas Leim darauf und machte weiter.
Ich wandte mich lächelnd ab. Ivy war nicht glücklich darüber, dass sie schon wieder eine meiner Dämonenbegegnungen verpasst hatte. Das war wahrscheinlich der Grund, warum sie heute hier herumhing -
sie musste sich versichern, dass es mir gut ging. Und ich konnte ihre Hilfe brauchen. Nachdem ich im Kostenvoranschlag gesehen hatte, was es ausmachen würde, ein bisschen Wandverkleidung zu erneuern und neuen Teppich zu verlegen, hatten wir beschlossen, es selbst zu machen.
Bis jetzt war es einfach. Nur die Hölzer kontrol ieren, von denen Newt die Verkleidung abgerissen hatte, und neue Wandverkleidung drannageln. Hinter den dünnen Platten war keine Wand, und die Isolierung war die gerol te Variante, nicht die, die man mit einem Gerät einblies, wie das Zeug, das wir letzten Herbst in die Decken der Kirche hatten machen lassen. Es sah nicht wirklich perfekt aus, aber so war es nun mal, wenn man es selbst machte.
Was den Teppich anging, der konnte draußen bleiben.
Darunter war ein Eichenboden zum Vorschein gekommen.
Al es, was er noch brauchte, war eine Politur.
»Danke«, sagte Ivy und gab mir den Hammer zurück, damit ich ihn wieder ablegte.
»Kein Problem.« Ich zog mein T-Shirt zurecht, sodass es meinen Bauch wieder bedeckte, holte eine Handvol Nägel aus der Packung neben dem Hammer und steckte sie mir zwischen die Lippen. »Wil s' 'u 'as halten, währen' ich e'
festnagle?«, fragte ich, während ich versuchte, ein widerspenstiges Stück Verkleidung in die richtige Position zu bringen.
Ivy beugte sich vor, griff sich das untere Ende und presste es fest gegen die alte Verkleidung. Ihre Vampirstärke ließ es aussehen, als zöge sie an einem Stück Pappe.
Mit ein paar schnel en Schlägen trieb ich einen Nagel in die obere linke Ecke, ging um sie herum, um auch die rechte untere zu fixieren, und hämmerte dann noch oben rechts einen Nagel ein. Der üppige Geruch von vampirischem Räucherwerk, zusammen mit dem Sägemehl und meinem neuesten Parfüm, ergab eine angenehme Mischung.
»Danke«, sagte ich, nachdem ich die Nägel wieder aus dem Mund genommen hatte. »Den Rest kann ich al ein.«
Ihr schmales Gesicht war ausdruckslos, als sie zurücktrat und die Hände gegeneinanderrieb, als müsste sie sich beruhigen. Es war das erste Mal, dass wir etwas zusammen machten, seitdem sie mich gebissen hatte, und es fühlte sich gut an. Als wären wir wieder bei normal angelangt.
»Hey, Rache«, sagte Jenks laut, als die Kinder vor ihm abhoben und sich zu den anderen in dem staubigen Sonnenstrahl gesel ten. »Ich habe eins für dich! Wie wäre es mit Rumpelstilzchen?«
Ich machte mir nicht einmal die Mühe, das auf dem Block zu notieren, der auf dem Kaminsims lag, sondern hob nur meine Augenbrauen in seine Richtung, während er mich auslachte. Seitdem ich mit dem Werkzeugkasten von meiner Mutter zurück war, versuchte ich ein Passwort zu finden, und bis jetzt hatte ich kein Glück.
»Ich würde ein Akronym nehmen«, schlug Ivy vor. »Eines, das nicht im Wörterbuch steht. Oder dein Name rückwärts?«
Ihre Augen richteten sich mit einer seltsamen Intensität auf mich, als sie sprach: »Nagromanairamlehcar.«
Dass Jenks und sie auf dieselbe Idee
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