Band 5 - Blutlied
steckte in der Klemme, und zwar richtig.
»Sorg dafür, dass es unmöglich zu erraten ist«, sagte Minias. »Sinnlose Silben.«
Mir ging ein Licht auf. »Deswegen sind Anrufungsnamen so seltsam«, sagte ich, und Ceri nickte. Ihr Gesicht war weiß, und sie sah so zittrig aus, wie ich mich fühlte.
»Dämonennamen sind nicht seltsam«, sagte Minias empört. »Sie dienen einem Zweck.«
Jenks landete auf meiner Schulter. »Wie wäre es mit deinem Namen rückwärts? Nagromanairamlehcar.«
Ich verzog das Gesicht. Es hörte sich an wie ein Dämonenname.
»Schrecklich«, sagte Minias, und ich wich ein Stück zur Seite aus, als er meine Schiefertafel hochhob und auf die Arbeitsfläche legte. »Deine Namen rückwärts werden das Erste sein, was AI versucht, und wenn er es herausfindet, kann er unter deinem Namen unendlich viel Unheil anrichten. Und vergiss auch Geburtstage, Hobbys, Lieblingseissorten, Filmstars oder alte Freunde. Keine Nummern oder seltsame Buchstabenfolgen, die niemand aussprechen kann. Halt dich fern von der Rückwärts-Geschichte. Es ist zu einfach, das Wörterbuch durchzugehen und dich zu finden.«
»Das würde ewig dauern«, spottete ich. Aber als Minias seine roten Augen auf mich richtete, wurde ich bleich.
»Ewig ist so ungefähr die Zeit, die wir haben.«
Ich fühlte eine Veränderung und beobachtete ihn, bereit, mich zu bewegen, sobald er es tat. Doch er wandte sich ab und warf einen Blick auf die Küchenuhr über der Spüle.
»Du musst gehen«, sagte ich und hörte wie meine Stimme zitterte. Jenks' Flügel klapperten, als er abhob, um zwischen uns zu schweben.
»Mmmmm.« Minias senkte den Kopf. »Ich stimme zu. Wir sind für jetzt fertig, aber mit diesem Mal zwischen uns, das bezahlt sein wil , werden wir uns wieder unterhalten. Es ist mein gottgegebenes Recht, es abzubezahlen.« Mit einem grüßenden Griff an den Hut verschwand er in einer fal enden Wand aus Jenseits.
Ich verstärkte den Halt an meiner Kraftlinie, als ich fühlte, wie er sie benutzte, um ins Jenseits überzuwechseln. Betäubt starrte ich auf die Stel e, wo er gestanden hatte. Was zur Höl e hatte ich gerade getan?
Sofort brach Ceri ihren Schutzkreis und warf mich fast um, als sie mich umarmte, um sicherzustel en, dass ich noch am Leben war. »Rachel.«
Scheiße. Was habe ich getan?
»Rachel!«
Ceri schüttelte mich, und ich schaute sie mit trüben Augen an. Als sie bemerkte, dass ich wieder da war, seufzte sie erleichtert auf und ließ ihre Hände von meinen Schultern fal en. »Rachel«, sagte sie wieder, diesmal leiser. »Ich glaube nicht, dass du noch Dämonenmagie praktizieren sol test.«
Jenks landete auf ihrer Schulter, wo er mich sehen konnte; er hatte Angst. »Glaubst du wirklich?«, fragte ich bitter und rieb mir mit einer Hand die Augen. Sie wurde nass, aber ich weinte nicht. Nicht richtig.
»Eigentlich. .« Ceri senkte offensichtlich besorgt den Kopf.
»Ich glaube auch, dass du keine Kraftlinienmagie mehr benutzen sol test.«
Ich schaute an Ceri vorbei in den dunklen Garten, in dem ab und zu ein Leuchten von Pixiestaub zu sehen war. Mein Vater hatte nicht gewol t, dass ich irgendetwas mit Kraftlinienmagie zu tun hatte. Viel eicht. . Viel eicht sol te ich mal mit Trent darüber reden, warum.
13
»Gibst mir mal bitte den Hammer, Rachel?«, fragte Ivy mit lauter Stimme, damit man sie über die Pixies hören konnte, die in der Ecke laut genug schrien, dass mir die Augen wehtaten. »Ich habe noch einen vorstehenden Nagel«, fügte sie hinzu.
Ich schob das Isolationsmaterial zurück zwischen die Kanthölzer und drehte mich um. Die Nachmittagssonne fiel durch die hohen Fenster und erzeugte staubige Lichtinseln, in denen die Pixies spielten. Sie waren gerade aus ihrem Nachmittagsschlaf aufgewacht, und Jenks hatte sie hier reingeschickt, damit Matalina noch ein wenig dösen konnte.
Sie hatte sich in letzter Zeit nicht gut gefühlt, aber Jenks hatte uns versichert, dass al es in Ordnung war. Seine Kinder waren verdammt lästig, aber ich würde nicht vorschlagen, dass sie verschwinden sol ten. Matalina konnte so viel schlafen, wie sie wol te.
Ich nahm den Hammer von der Fensterbank, den ich mir heute Morgen von meiner Mutter geliehen hatte. Ihren Fragen war ich ausgewichen, indem ich ihr erzählt hatte, dass wir ein Vogelhäuschen aufstel en wol ten, statt ihr zu erzählen, dass wir den Schaden beseitigen mussten, den ein verrückter Dämon in unserem Wohnzimmer angerichtet hatte. Dass es Juli war, und damit
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