Band 6 - Blutnacht
»Geister sind mir nämlich nicht geheuer.«
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Die Vibrationen von Rol en auf poliertem Holz erschütterten mich, die Geschwindigkeit und das Gefühl gleichzeitig vertraut und aufregend. Musik plärrte, und die Neuartigkeit von kostümierten Leuten auf Rol schuhen verlieh der großen, schäbigen Hal e neuen Glanz.
Wir waren seit ungefähr einer Stunde hier und fuhren wieder und wieder im Kreis, was meinen Geist betäubte und meinen Körper angenehm erschöpfte. Marshai hatte inzwischen zweimal >aus Versehen« meine Hand berührt und trotz seiner Behauptung, nichts zu suchen außer zwangloser Kameradschaft, fragte ich mich mit den Worten meiner Mom im Kopf, ob er die Situation austestete.
Zusammen gingen wir in die Kurve und setzten die Füße über, so dass wir schnel er wurden, und als Marshals Hand wieder meine berührte, ergriff er sie. Ich sagte nichts, aber als er spürte, dass ich mich leicht versteifte, ließ er sie wieder los und zupfte am Saum seines Hemdes herum. Sofort fühlte ich mich schlecht, aber es war wirklich kein Date, und ich wol te nicht, dass es zu einem wurde.
An der großen Wand hingen eine Uhr und ein Schild, auf dem täglich aktuel stand, wann die Sonne aufging. Sie hatten al erdings keine Anzeige, wann die Sonne unterging.
Ich befühlte mit der Zunge die Narbe in meiner Unterlippe und mich durchfuhr ein kurzer Stich der Angst.
Ich war nicht gebunden. Ich konnte al ein unterwegs sein, ohne Ivy, die mich vor einem gesichtslosen Vampir beschützte, der auftauchte und mich darum betteln ließ, zur Ader gelassen zu werden. Nichts hatte sich verändert, außer dass ich ein wenig klüger geworden war, ein bisschen vorsichtiger. Und was AI anging, war ich absolut sicher. . bis die Sonne unterging. Dämonenköder. Das war keine Art zu leben.
Marshals Blick folgte meinem zur Uhr, dann schaute er auf meine Hand. »Wil st du gehen?«
Ich schüttelte den Kopf und rückte meinen roten Schal zurecht. Dann fühlte ich mich schuldig. Ich versteckte meine Vampirbisse. Ich hatte mich noch nie zuvor für sie geschämt, aber ich glaube, es lag daran, dass ich zum ersten Mal verstand, wie riskant es gewesen war, sie zu bekommen. Es war mir peinlich, wie dumm ich gewesen war.
»Nein. Wir haben noch Zeit.« Ich beugte mich zu ihm, damit er mich über die Musik aus den Lautsprechern, an denen wir gerade vorbeifuhren, besser hören konnte, achtete aber darauf, ihn nicht zu berühren.
»Ich muss auf dem Weg nach Hause kurz anhalten, um Tomaten und noch eine oder zwei Tüten Süßigkeiten zu kaufen. Letztes Jahr sind sie mir ausgegangen, und als ich das Licht ausgeschaltet habe, hat mir jemand Kondome an die Autoantenne gebunden.« Tomaten, Süßigkeiten, und ein Teintamulett.
Marshals vol es Lachen brachte mich dazu, mich zu fragen, wie viele Kondome er wohl zu seiner Zeit an Dinge geknotet hatte. In seinen Augen lag ein definitiv teuflisches Kunkeln.
»Hey«, meinte er. »Warte kurz. Lass mich schauen, ob ich es noch kann.« Und mit einer scharfen Bewegung und wedelnden Armen fuhr er rückwärts. Wir näherten uns einer Kurve und ich nahm seine Hände, um ihn zu stützen, als er leicht wankte. Ich ließ fast sofort wieder los, aber selbst diese kurze Berührung hatte die Anspannung in seinem Gesicht verringert.
Jetzt fühlte ich mich wirklich schlecht, weil ich mich versteift hatte, als er vorhin meine Hand genommen hatte.
Weil ich nicht wol te, dass er mich für unfreundlich oder irgendwas hielt, fuhr ich näher zu ihm. Ich hatte eine Idee und fing an zu schwitzen. Gott, ich hatte das seit Jahren nicht mehr gemacht, aber wenn Marshai keine Angst hatte, hinzufal en und einen Ich habe mir meinen Arsch in Astons gebrochen-Auikleber zu bekommen, dann hatte ich auch keine.
Ich lächelte, um meine Nervosität zu verstecken, und lehnte mich vor, um trotz der Lautsprecher, vor denen wir gerade fuhren, gehört zu werden. »Dreh dich um!«, schrie ich.
»Was?«
Ich grinste. »Bleib vor mir und dreh dich um!«
Wir waren an den Lautsprechern vorbei und er riss die Augen auf, sagte »okay« und wirbelte herum.
Er hatte jetzt den Rücken zu mir und ich nahm mir einen Moment, um ihn zu mustern, lang und breit wie er war.
Verflixt, er war groß. Meine Mom hatte Recht. Es fühlte sich gut an, mal rauszukommen und etwas zu unternehmen.
Wenn ich mich nicht daran erinnerte, wie mein Leben sein sol te, würde ich mich in einer Pfütze von Hoffnungslosigkeit auflösen. Gleichgewicht. Es drehte sich al es um
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