Band 6 - Blutnacht
dein Problem. Wenn du versuchst, den Einfluss zu brechen, den ihre Instinkte auf ihr Verhalten haben, dann musst du ihre Aufmerksamkeit schärfen, nicht einschläfern.«
Ich schob mir eine Ladung Kuchen in den Mund und kaute nachdenklich. Der Karamel geschmack war scharf auf meiner Zunge, und ich nahm noch einen Bissen. Kuchen zum Frühstück war einer der Vorteile einer verrückten Mutter. »Ein Stimulans würde besser funktionieren?«, murmelte ich.
»Garantiert.«
Sie strahlte Selbstvertrauen aus, aber ich war nicht überzeugt und wand mich bei dem Gedanken daran, was passieren würde, wenn es nicht den gewünschten Effekt hatte. Außerdem spielte es keine Rol e mehr. Ich würde von nun an die perfekte Mitbewohnerin sein und niemals mehr Ivys Blutdurst auslösen. Wenn sie nicht sowieso wütend wurde und ging, verärgert über die ganze Zeit, die sie an mich verschwendet hatte. Aber wenn sie blieb, dann würde sie viel eicht irgendwann mal etwas wol en, was es einfacher machte. .
Meine Mutter setzte sich mir gegenüber. »Tu eine Menge zerstoßene Zitrone hinein. Zitrus versenkt al es wirklich tief, und du wil st ja die komplexen Gedankengänge anregen, nicht nur die oberflächlichen.«
»Okay«, meinte ich, und mein Blick glitt zu meinen Verkleidungszaubern. Sie war die Expertin. »Danke.«
Ihr Lächeln wurde breiter und sie wurde fast rührselig.
»Ich wil helfen, Süße. Es tut mir leid, wenn ich in der Vergangenheit so seltsam war, dass du nicht das Gefühl hattest, zu mir kommen zu können.«
Ich lächelte zurück und mir wurde warm ums Herz. »Mir tut es auch leid.«
Sie streckte den Arm aus und tätschelte meine Hand.
»Marshai macht sich Sorgen um dich. Ich bin froh, dass du ehrlich zu ihm bist, darüber, wie gefährlich dein Leben ist.
Ehrlicher als mir gegenüber, hoffe ich.«
Und los geht's. Mehr Schuldgefühle. »Ich wol te nicht, dass du dir Sorgen machst«, heulte ich fast in meinen Kuchen.
Gott! Ich hasste es, wenn meine Stimme das tat.
Sie schlug fest genug auf meine gebal te Faust, dass ihr Ehering gegen meinen Knöchel knal te, und zog dann ihre Hand zurück. »Ich weiß, wie tief du normalerweise in der Scheiße sitzt, aber bitte erzähl es ihm, bevor er wirklich anfängt, dich zu mögen.«
»Mom!«
Sie seufzte, gefolgt von einem bedrückten
»Entschuldigung.«
Ich versteckte mich hinter meinem Kuchen. »Mir geht's gut«, murmelte ich. »Wir sind in Ordnung.«
Wir beide schauten auf, als es an der Tür klingelte. »Das ist dann wohl Marshai«, erklärte Mom, als sie aufstand und ihren Pul i glattzog. »Ich habe ihm gesagt, dass ich dich um halb vier auf den Beinen und bereit für die Verabredung habe. Du hast dann immer noch Zeit, vor Sonnenuntergang zurück auf geheiligten Boden zu kommen, und eine Ablenkung ist genau das, was Dr. Mom dir jetzt verschreibt.«
Ich schaute auf den Kuchen und nahm dann den Tel er mit der Hälfte, die ich immer noch essen musste.
»Mom«, protestierte ich mit vol em Mund, als ich ihr den Flur entlangfolgte. »Ich kann nicht. Ich muss nach Hause und mich für einen Run vorbereiten. Ich habe eine Spur, wer viel eicht AI beschwört, und morgen mache ich ein bisschen Druck. Außerdem bin ich nicht bereit für einen Freund.«
Meine Mutter hielt in dem langen, grünen Flur an, umgeben von Bildern aus Robbies und meinem Leben. Bilder der Vergangenheit, aus denen sie Stärke zog. Ich konnte vor der Tür kurz einen männlichen Schatten sehen, aber dann stel te meine Mutter sich direkt vor mich und fül te mein Blickfeld aus. Ich war unfähig, mich von dem Bedauern in ihren Augen abzuwenden.
»Das ist genau der Grund, warum du mit ihm ausgehen musst«, verkündete sie und packte mich fest an der Schulter, um zu verhindern, dass ich etwas sagte. »Bereite deine Zauber später vor. Du bist angespannt bis kurz vorm Bersten, Liebes. Du musst etwas tun, um deinen Kopf zur Ruhe kommen zu lassen, und Marshai ist ein guter Mann. Er wird dir nicht das Herz brechen oder dich ausnutzen.
Unternimm. . einfach etwas mit ihm. Irgendwas.« Ihre Mundwinkel zuckten. »Naja, viel eicht nicht irgendwas.«
»Mom. .«, protestierte ich wieder, aber sie ging bereits zur Tür und öffnete sie. Marshai wartete und schaute uns beide an. Seine Augen glitten zwischen uns hin und her und verglichen uns, wie wir da nebeneinander standen. Nervös stel te ich den Kuchen oben auf das Flurregal und wischte mir die Hände an den Jeans ab. Ich ging nicht davon aus, dass er wegen des
Weitere Kostenlose Bücher