Band 6 - Blutnacht
angeschlagenes Paar Rol schuhe hervor. »Nimm die mit. Ich bin es leid, dass sie in meinem Schrank rumliegen«, erklärte sie, hängte sie mir über den Arm und gab mir dann noch den Rest des Kuchens vom Regal. »Viel Vergnügen!« Sie gab mir einen Kuss und flüsterte: »Rufst du mich nach Sonnenuntergang an, damit ich mir keine Sorgen mache?«
»Versprochen«, meinte ich und fühlte mich als unsensible Tochter. Sie war zerstreut, nicht dämlich, und sie hatte schon eine Menge Dreck von mir überstanden. Besonders in letzter Zeit.
»Ciao, Mom«, rief ich, als Marshai die Tür öffnete und vor mir die zwei Stufen zum Gehweg hinabging. Er hatte bereits von dem Kuchen abgebissen und hatte den Mund vol .
»Danke für al es«, fügte ich hinzu und lachte, als Marshai ein glücksseliges Geräusch von sich gab. Meine Mutter machte fantastischen Kuchen.
»Wow, der ist tol «, sagte er, drehte sich um und warf meiner Mutter ein Lächeln zu. Ich fühlte mich plötzlich gut.
Meine Mom war cool. Ich schätzte sie nicht genug.
Ich beäugte die zwei Autos am Randstein. Mein kleines Cabrio sah neben Marshals großem, hässlichem SUV aus wie ein roter Blitz.
»Marshai. .«, setzte ich an, weil ich wirklich der Meinung war, ich sol te zu Hause sein und in der Küche arbeiten.
Marshai grinste und sah in der Sonne sehr attraktiv aus.
»Sie wird mich anrufen. Ist dir klar, was ich für Ärger bekomme, wenn ich ihr sage, dass du nach Hause gegangen bist? Ich habe auch eine Mom, weißt du?«
Seufzend musterte ich den Kuchen in meiner Hand und wusste genau, dass ich mit nur einer Hand niemals meine Schlüssel aus der Tasche bekommen würde. Ich biss ab und schaute zurück zum Haus. Meine Mom stand am Fenster und hatte den Vorhang ein kleines Stück zur Seite gezogen. Sie winkte, ging aber nicht weg. Yeah, es war wahrscheinlich den Ärger nicht wert.
»Zwei Stunden« versprach er mit ernstem, fürsorglichem Blick. »Und ich helfe dir auch in der Küche, um es auszugleichen.«
Ich schaute zu unseren Autos. Zwei Stunden konnte ich entbehren. »Wol en wir mein Auto nehmen?«
Marshai Miene hel te sich auf, als er das Cabrio musterte.
Ich hatte den roten Flitzer mit ein paar weiblichen Accessoires zu meinem gemacht, aber er war immer noch männlich genug, um keine Weiberschaukel zu sein.
»Sicher«, erklärte er. »Mir macht es nichts aus, später mein Auto abzuholen. Die Bahn ist nicht weit weg.«
Dann wird es also Astons, dachte ich und wand mich. Sie würden sich bestimmt nicht an mich erinnern. Es war schon ewig her. »Klingt gut«, sagte ich. Ich war irgendwie davon überzeugt, dass etwas passieren würde, wenn wir sein Auto nahmen, und ich es dann nicht vor Sonnenuntergang zurück in die Kirche schaffen würde. Ich hatte nicht gewusst, wie die Untoten lebten, immer in dem Zwang, vor Sonnenaufgang irgendwo zu sein oder vernichtet zu werden. Ich sol te besser mal auf die Zeit achten. Ein verdammter Dämon auf einer Rol schuhbahn. Dafür würden sie mir lebenslanges Hausverbot erteilen.
Wir hielten auf mein Auto zu. Ich schob mir den Rest des Kuchens auf einmal in den Mund, holte meine Schlüssel aus der Tasche und gab sie ihm. Marshai zog die Augenbrauen hoch, als er den wie ein Zebra gestreiften Schlüssel entgegennahm, sagte aber nichts. Höflich öffnete er mir die Tür, ich glitt hinein und beobachtete, wie er zur Fahrertür ging. Sein Kuchen war weg und sein Mund vol , als er sich mit einem schmerzhaften Geräusch in den engen Sitz faltete und sich erst mal die Zeit nahm, al es an seine beachtliche Größe anzupassen. »Nettes Auto«, sagte er, als er sich eingerichtet hatte.
»Danke. Das FIB hat es mir geschenkt. Es gehörte einem I.S.-Agenten, bis Trent Kalamack ihn umgebracht hat.«
Okay, viel eicht war das ja ein wenig schonungslos, aber das bereitete schon mal die Bühne für das Desaster heute Abend, wenn wir im Verkehr stecken blieben und ein Dämon auftauchen würde, um einen großen Vorfal auf der Schnel straße zu inszenieren. Ich hasste Nachrichtenwagen wirklich leidenschaftlich.
Marshai zögerte, und die Art, wie er den Schalthebel anstarrte, ließ mich zweifeln, ob er wusste, wie man damit fuhr. »Äh, er ist nicht im Auto gestorben, oder?«
»Nö. Aber ich habe ihn einmal mit einem Gute-Nacht-Zauber ausgeknockt und in den Kofferraum gesperrt.«
Darüber lachte er, ein tiefes, gemütliches Geräusch, das mich von innen wärmte. »Gut«, sagte er, legte den ersten Gang ein und fuhr etwas ruckelig an.
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