Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Band 6 - Blutnacht

Band 6 - Blutnacht

Titel: Band 6 - Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
Vertrauter zu sein?
    »Seien Sie vorsichtig mit Ihren Wünschen, Dr. Anders«, sagte ich trocken, und sie zog ein finsteres Gesicht. Ich lehnte mich über mein Knie zu ihr, um den Punkt deutlich zu machen.
    »Ich kann es Ihnen nicht sagen«, meinte ich sanft. »Sol te ich es tun, gehöre ich ihm. So wie Sie Trent gehören, nur ehrlicher.«
    Eine leichte Röte breitete sich auf ihren Wangen aus. »Er besitzt mich nicht. Ich arbeite für ihn. Das ist al es.«
    Ihr Assistent wirkte nervös. Ich nahm den Fuß vom Stuhl und wühlte in meiner Tasche herum. »Hat er Ihnen geholfen, Ihren eigenen Tod zu inszenieren?«, fragte ich, als ich mein Handy hervorzog, um nach Nachrichten zu sehen und die Uhrzeit zu checken. Zwei Uhr - immer noch kein Dämon, immer noch am Leben. Sie sagte nichts. Ich blätterte durch das Menü und stel te sicher, dass das Telefon auf Vibrieren gestel t war, bevor ich es wieder fal en ließ und auch meine Splat Gun in die Tasche steckte. »Dann gehören Sie ihm«, fügte ich bösartig hinzu. Dann dachte ich an Keasley und hoffte, dass es bei ihm anders war.
    Aber Dr. Anders lehnte sich zurück und schnaubte abfäl ig.
    »Ich habe Ihnen gesagt, dass er die Kraftlinienhexen nicht ermordet hat.«
    »Die Werwölfe letzten Juni hingegen schon.«
    Die ältere Frau senkte ihren Blick und Wut durchfuhr mich.
    Sie hatte es gewusst. Ihm viel eicht geholfen. Absolut angewidert schob ich den Stuhl wieder unter den Tisch, weil ich mich einfach nicht zu ihr setzen wol te. »Danke auch, dass Sie mir bei meinem Problem geholfen haben«, fügte ich noch bitter hinzu.
    Meine Anschuldigung hatte sie aus dem Gleichgewicht gebracht und ihr Gesicht rötete sich vor Wut. »Ich konnte es nicht riskieren, meine Tarnung auffliegen zu lassen, um Ihnen zu helfen. Ich musste vortäuschen, tot zu sein, oder ich wäre wirklich gestorben. Sie sind ein Kind, Rachel. Denken Sie nicht mal daran, mir Vorträge über Moral zu halten.«
    Ich hätte gedacht, dass ich das mehr genießen würde, und im selben sanften Ton, in dem Takata flüsterte, sagte ich: »I loved you best, I loved you best. Selbst ein Kind hätte es besser gewusst, als mich so hängen zu lassen. Ein Brief hätte ausgereicht. Oder ein Anruf. Ich hätte niemandem verraten, dass Sie noch am Leben sind.« Ich trat zurück, meine Tasche eng an mich gedrückt. »Und jetzt glauben Sie, ich würde meine Seele riskieren, um Ihnen zu verraten, wie man Kraftlinienenergie speichert?«
    Sie hatte den Anstand, unbehaglich auszusehen. Immer noch stehend verschränkte ich die Arme vor der Brust und schaute den Assistenzarzt an.
    »Wie geht es Quen?« Aber Dr. Anders berührte ihn am Arm und hielt ihn damit von einer Antwort ab.
    »Er hat eine elfprozentige Chance, den Sonnenaufgang zu sehen«, erklärte sie und schaute kurz zu einer der Türen.
    »Wenn er es bis dahin schafft, dann stehen seine Chancen zu überleben fifty-fifty.«
    Meine Knie wurden weich und ich kämpfte dagegen an. Er hatte eine Chance. Trent hatte mich den ganzen Weg hier rausfahren lassen in dem Glauben, dass sein Tod unvermeidlich wäre.
    »Trent behauptet, es wäre mein Fehler«, meinte ich, und es war mir egal, ob sie an meinem bleichen Gesicht ablesen konnte, dass ich mich schuldig fühlte. »Was ist passiert?«

    Dr. Anders musterte mich mit der kalten, zurückhaltenden Miene, die sie für ihre dümmsten Studenten reserviert hatte.
    »Es war nicht Ihr Fehler. Quen hat das Gegenmittel gestohlen.« Sie verzog verächtlich das Gesicht und ver-passte deswegen völ ig den schuldbewussten Ausdruck in den Augen ihres Assistenten. »Hat es aus einem verschlossenen Schrank geholt. Es war noch nicht bereit für Tests, geschweige denn für die Anwendung. Und das wusste er.«
    Quen hatte etwas geschluckt. Etwas, das höchstwahrscheinlich seine genetische Struktur verändert hatte, denn sonst wäre er im Krankenhaus. Angst breitete sich in mir aus, als ich mir in schrecklichsten Farben ausmalte, wozu Trent in seinen genetischen Laboren fähig war. Unfähig, noch länger zu warten, drehte ich mich zu der Tür um, zu der Dr. Anders geschaut hatte.
    »Er ist da drin?«, fragte ich und hielt mit schnel en, entschlossenen Schritten darauf zu.
    »Rachel. Warten Sie«, rief Dr. Anders, wie nicht anders zu erwarten gewesen war, und ich biss die Zähne zusammen.
    Ich erreichte Quens Tür und riss sie auf. Kühle Luft drang heraus, irgendwie weich und angenehm feucht. Die Lichter waren gedämpft und das Stück Teppich, das ich

Weitere Kostenlose Bücher