Band 6 - Blutnacht
Vampirvirus abtöten?«, fragte ich. Hoffnung durchfuhr mich, nur um von Sorge überdeckt zu werden. Ivy suchte nach genau so etwas. Sie würde eine elfprozentige Chance riskieren, um ihn loszuwerden. Nicht sie. Ich kann das nicht mit ihr durchmachen. Ich weiß, dass ich das nicht nochmal überleben könnte. Nicht, nachdem ich Quens Leiden beobachtet habe.
Trent presste die Lippen aufeinander. Es war die erste Gefühlsregung, die er zuließ. »Ich habe nie gesagt, dass es den Virus abtötet. Ich habe gesagt, dass es die Auswirkungen des Virus überdeckt. Macht ihn inaktiv. Und es funktioniert nur in lebendem Gewebe. Wenn man mal tot ist, funktioniert es nicht mehr.«
Also würde es den Virus nicht abtöten, selbst wenn Ivy das Zeug schluckte, und wenn sie starb, würde sie trotzdem eine Untote. Es war kein Heilmittel für Ivy, und meine Sorge ließ etwas nach. Aber trotzdem. . warum hatte mein Dad das riskiert?
Der Lederstuhl war kalt und ich schien nicht denken zu können, weil mein Hirn völ ig schwammig war von Schlafmangel, und weil es so früh war. Mein Dad war von Piscary gebissen worden. War es das?
Ich hob den Kopf und stel te fest, dass Trent ins Leere starrte, die Fäuste so fest gebal t, dass seine Knöchel weiß hervortraten. »Piscary hatte ihn gebunden? Meinen Dad?«
»Die Aufzeichnungen schweigen in diesem Punkt«, sagte er leise, ohne wirklich auf mich zu achten.
»Du weißt es nicht?«, rief ich, und er starrte mich an, fast, als wäre er wütend. »Du warst da!«
»Zu dieser Zeit spielte es keine Rol e«, sagte er ärgerlich.
Warum zur Höl e sol te es keine Rol e spielen?
Ich schürzte die Lippen und fühlte, wie meine eigene Wut stärker wurde, bis ich am liebsten geschrien hätte. »Warum hat er es denn getan?«, presste ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. »Warum sol te er es riskieren? Selbst wenn er an Piscary gebunden war, er hätte die I.S. verlassen können.« Ich wedelte mit den Händen in der Luft herum. »Oder sich in eine andere Stadt versetzen lassen.« Manchmal wurden Leute aus Versehen gebunden, und wenn die Vertuschung nicht funktionierte, gab es Wege, eine Klage zu vermeiden. Es passierte I.S.-Angestel ten genauso wie al en anderen, und da gab es Optionen, die große Summen Geld und großzügige Umzugshilfen beinhalteten.
Trent sagte nichts. Das hier war wie ein Fragespiel mit einem Hund. »Er kannte das Risiko und ist es trotzdem eingegangen?«, drängte ich. Trent seufzte.
Er entspannte seine Hände und bewegte sie ein paar Mal.
Dabei starrte er auf die roten Male, die seine Fingernägel in seiner Handfläche hinterlassen hatten. »Mein Vater hat die sofortige Behandlung riskiert, weil an Piscary gebunden zu sein seine Stel ung als. .« Er zögerte und verzog sein kantiges Gesicht in alter Wut. »Weil es seine politische Macht gefährdete. Dein Vater hat mich angefleht, ihn dasselbe tun zu lassen, nicht wegen der Macht, sondern deinetwegen, wegen deines Bruders und deiner Mutter.«
Ich starrte Trent an, als sowohl sein Gesicht als auch seine Worte härter wurden.
»Mein Vater hat sein Leben riskiert, um seine Macht zu bewahren«, sagte er bitter. »Dein Vater hat es für die Liebe riskiert.«
Das erklärte al erdings immer noch nicht, warum. Die Eifersucht in Trents Stimme ließ mich zögern und ich beobachtete, wie er in Erinnerungen versunken in den Garten starrte, den seine Eltern angelegt hatten. »Zumindest hat dein Vater gewartet, bis er wusste, dass es keine andere Möglichkeit gab«, sagte er dann. »Gewartet, bis er sich sicher war.«
Seine Stimme war nur ein Hauch und versickerte im Nichts.
Angespannt fragte ich: »Sich über was sicher?«
Mit einem leisen Rauschen von Seide und Leinen drehte sich Trent um. Sein junges Gesicht war hasserfül t.
Unsere Väter waren beide gestorben, aber er war offensichtlich eifersüchtig, dass meiner den Tod aus Liebe riskiert hatte. Er biss die Zähne zusammen, und in der klaren Absicht, mir wehzutun, sagte er: »Er hat gewartet, bis er sich sicher war, dass Piscary ihm genügend Virus mitgegeben hatte, um ihn zu verwandeln.«
Ich holte Luft und hielt sie an. Verwirrung löschte jeden Gedanken aus. »Aber Hexen können nicht verwandelt werden«, sagte ich, und mir wurde übel. »Genau wie Elfen.«
Trent grinste höhnisch. Einmal benahm er sich, wie er wol te, und versteckte sich nicht hinter der Fassade, die er sonst aufrechterhielt. »Nein«, erklärte er bösartig. »Können sie nicht.«
»Aber.
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