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Band 6 - Blutnacht

Band 6 - Blutnacht

Titel: Band 6 - Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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blinzelte, als ich den Zorn in seinen Ziegenaugen sah. »Uns ist egal, ob er dich tötet oder nicht. Ich habe keine Veranlassung, dir zu helfen.«
    »Aber das hast du«, sagte ich angriffslustig und entschied, dass Wut besser war als Angst. »Warum?« Sofort zog Minias sich zurück, und als mir klar wurde, dass es da etwas gab, worüber er nicht reden wol te, wol te ich es erst recht.
    »Ich habe AI verfolgt«, erklärte der Dämon. »Dass du da warst, hat einfach nur ein wenig geholfen.«
    Jenks fing an zu lachen und wir al e schauten ihn an, als er zehn Zentimeter abhob. »Du bist gefeuert worden, oder?«, fragte er, und Minias versteifte sich.
    Mein erster Impuls zum Protest starb, als ich Minias'
    stoische Miene sah. »Du bist gefeuert worden?« Der Griff des Dämons nach seiner Tasse war so schnel , dass er fast Jenks erwischt hätte.
    »Warum sonst sol te er AI verfolgen, statt mit Newt vor der Glotze zu sitzen?«, meinte Jenks und flog auf den sicheren Platz auf meiner Schulter. »Du bist gefeuert worden.
    Abgesägt. Ausgegliedert. Rausgeschmissen. Entlassen. Hast die tote Schnecke bekommen.«
    Minias setzte seine Bril e wieder auf. »Mir wurde eine neue Aufgabe übertragen«, sagte er angespannt.
    Plötzlich hatte ich Angst. Richtige Angst. »Du passt nicht mehr auf Newt auf?«, flüsterte ich, und Minias sah aus, als würde ihn meine Angst überraschen.
    »Wer ist Newt?«, fragte meine Mutter, tupfte sich den Mund mit der Serviette ab und schob mir meine Hälfte des Käsekuchens zu.
    »Sie ist nur der mächtigste Dämon, den sie da drüben haben«, prahlte Jenks, als hätte er irgendwas damit zu tun.
    »Minias war ihr Babysitter. Sie ist gefährlicher als ein aggressiver Fairy auf Brimstone, und sie ist diejenige, die letztes Jahr die Kirche verflucht hat, bevor ich sie gekauft habe. Und sie hat ein echtes Problem mit Rachel.«
    Minias unterdrückte ein Prusten, und ich wünschte mir inständig, Jenks würde die Schnauze halten. Meine Mutter hatte vom »Blasphemie-Vorfal « bis jetzt noch nichts gewusst.
    »Es gibt keine weiblichen Dämonen«, erklärte meine Mutter und grub in ihrer Tasche herum, um dann einen Taschenspiegel und ihren Lippenstift hervorzuziehen. »Dein Vater war in diesem Punkt sehr deutlich.«
    »Offensichtlich lag er falsch.« Ich nahm die Gabel, legte sie aber dann sofort wieder ab. Ich hatte meinen Appetit auf Käsekuchen vor ungefähr fünf Überraschungen verloren.
    Stattdessen wandte ich mich mit einem flauen Gefühl im Magen wieder an Minias: »Und wer passt dann auf Newt auf?«
    Der Dämon wirkte auf einmal gar nicht mehr amüsiert.

    »Irgendein junger Punk«, antwortete er mürrisch und überraschte mich mit dem modernen Begriff.
    Jenks al erdings war begeistert. »Du hast Newt einmal zu oft verloren, und sie haben dich durch einen jüngeren Dämon ersetzt. Oh, das ist wunderbar!«
    Minias' Hand zitterte. Dann ließ er abrupt seine Tasse los, als mit einem leisen »Krack« ein Riss in dem weißen Porzel an erschien.
    »Hör auf, Jenks«, sagte ich und fragte mich, wie sehr Minias' Jobverlust wirklich damit zusammenhing, dass er Newt aus den Augen verloren hatte, und wie sehr damit, dass er keine unpartei schen Entscheidungen in Bezug auf ihre Sicherheit treffen konnte. Ich hatte sie zusammen gesehen, und es war klar, dass sie Minias etwas bedeutete.
    Wahrscheinlich zu viel, um sie einzusperren, wenn es nötig war.
    »Wie können sie von mir erwarten, dass ich sie gleichzeitig verführe und dafür sorge, dass sie sich an die Gesetze hält?«, knurrte er. »Das geht nicht. Diese dämlichen Bürokraten haben doch nicht den Hauch einer Ahnung von Liebe und Beherrschung.«
    Verführen? Ich zog die Augenbrauchen hoch, aber gleichzeitig wurde mir kalt bei diesem kurzen Blick auf seine Wut und Frustration. Ein unangenehmes Schweigen breitete sich aus und ließ die uns umgebenden Gespräche lauter erscheinen. Als er bemerkte, dass wir ihn anstarrten, zwang Minias sich dazu, sich zu entspannen. Sein Seufzen war so leise, dass ich mir nicht sicher war, es wirklich gehört zu haben.
    »AI darf nicht erlaubt werden, die Regeln zu umgehen«, sagte er dann, als hätte er uns nicht gerade Einblick in den Schmerz in seiner Seele gewährt. »Wenn ich ihn festsetzen kann, kann ich zu meiner Aufgabe zurückkehren, Newt zu überwachen.«
    »Rachel!«, rief meine Mutter und ich drehte mich zu ihr, um auf ihrem Gesicht die wohlbekannte Maske leichtherziger Unwissenheit zu sehen. »Er ist ein Runner,

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