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Band 6 - Blutnacht

Band 6 - Blutnacht

Titel: Band 6 - Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
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ein wenig Spannung kehrte in seine ruhige Haltung zurück.
    Ich holte tief Luft, roch aber nur Kaffee, Käsekuchen und den vertrauten Rotholzgeruch einer Hexe. Ich war sicher, dass meine Mutter ihm einen Zauber zugesteckt hatte, und ich freute mich nicht darauf, den Preis eines so teuren Amuletts zusätzlich zu den Schäden im Laden zu berappen. Aber wenn es dafür sorgte, dass er nicht nach Dämon roch und so keine Panik auslöste, konnte ich mich kaum beschweren.
    »Also, was wil st du?«, fragte ich und stel te meinen Becher ab. »Ich habe nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Meine Mom runzelte die Stirn, aber Minias wurde spielend mit meiner Unhöflichkeit fertig, lehnte sich in seinem Sitz zurück und stel te seine riesige Tasse ab. »AI wird aus der Haft beschworen. .«
    »Den Teil haben wir schon kapiert«, unterbrach ihn Jenks.
    »Jenks. .«, murmelte ich, und der Pixie wanderte mit seinem selbstgebastelten Büroklammer-Schwert in der Hand über den Tisch zum Käsekuchen.
    »Das haben wir noch nie erlebt«, sagte Minias und zögerte, als er Jenks' unbeeindruckte Haltung bemerkte.
    »Wegen seiner übermäßigen Kontakte auf dieser Seite der Linien hat AI mit jemandem arrangiert, dass ihn derjenige jeden Tag nach Sonnenuntergang beschwört. Sie bekommen, was sie wol en und geben ihn dann frei, ohne den Zwang, ins Jenseits zurückzukehren. Es ist eine Win-Win-Situation für beide Seiten.«
    Und eine Lose-Lose-Situation für mich. Meine Gedanken schossen zu meinem Exfreund Nick. Jenks beäugte mich über ein Stück Käsekuchen hinweg, das so groß war wie sein Kopf, und dachte offenbar gerade dasselbe.
    Nick war ein Dieb, der gewohnheitsmäßig Dämonen als Informationsquel en einsetzte. Dank Glenn vom FIB hatte ich eine Kopie seiner Akte in der untersten Schublade meiner Kommode liegen. Sie war so umfangreich, dass ein dickes Gummiband sie mit Mühe zusammenhielt. Ich dachte nicht gern darüber nach.
    »Jemand befreit einen Dämon ohne den Zwang, ins Jenseits zurückzukehren?«, presste ich mit gesenkten Lidern hervor. »Das ist nicht sehr verantwortungsbewusst.«
    »Es ist ausgesprochen clever. Für AI.« Minias nahm noch einen Schluck.
    Ich wand mich und war mir nur zu bewusst, dass meine Mutter stil zuhörte. »Du glaubst, jemand tut das, um mich zu töten?«, fragte ich schließlich.
    Minias zuckte mit den Achseln. »Ich weiß es nicht. Und eigentlich ist es mir auch egal. Ich wil einfach nur, dass es aufhört.«
    Meine Mutter gab ein missbil igendes Schnauben von sich.
    »Wir können ihn nach Sonnenaufgang wieder festsetzen«, erklärte der Dämon. »Wenn die Linien sich für grenzüberschreitenden Verkehr schließen, wird er zurück auf unsere Seite gezogen. Dann können wir ihn einfach über seine Dämonenmale finden.«
    Ich zog meine Hände vom Tisch und schob den Pul over nach oben, um die Narbe unter Kistens Armband zu finden.
    Das Dämonenmal hatte plötzlich wehgetan, kurz bevor AI aufgetaucht war, und eine neue Sorge gesel te sich zu den ganzen alten. So hatte mich AI gefunden. Dreck. Mir gefiel es nicht, mich wie eine markierte Antilope zu fühlen.
    »AI hat keinen Zugang zu einem Labor, während er in Haft sitzt«, fuhr Minias fort und zog meine Aufmerksamkeit wieder auf sich. »Also hat er nur schlichte, einfach zu vol ziehende Flüche, aber er ist überaus fähig darin, durch die Linien zu springen.«
    »Also, in irgendeiner Küche war er. Er sieht aus, wie er es immer tut, und ich weiß, dass das nicht seine wahre Gestalt ist.« Ich wil nicht wissen, wie er aussieht. Wirklich nicht.
    Minias nickte einmal. »Ja«, meinte er leise, als er sich zurücklehnte. »Jemand hat ihm geholfen. Dass er heute Nacht versucht hat, dich zu erwischen, hat mich halbwegs davon überzeugt, dass du es nicht warst.«
    »Ich?«, brach es aus mir heraus. »Du glaubst wirklich, dass ich mit ihm zusammenarbeiten würde?« Dann wurden meine Finger um den Becher schlaff. Erscheinungszauber schuf man nicht einfach in einer Nacht. Das hieß, dass AI. . Ich hob den Blick und wünschte mir inständig, Minias würde seine Sonnenbril e abnehmen. »Wie lang entkommt AI schon eurer Haft?«

    Minias' Lippen zuckten. »Das ist die dritte Nacht in Folge.«
    »Und du hast nicht geglaubt, dass ich das gerne wissen würde?«, rief ich.
    Mit einer geschmeidigen Bewegung nahm Minias seine Sonnenbril e ab, legte einen Arm flach auf den Tisch und lehnte sich zu mir. »Wie viel Mühe erwartest du von mir?«, fragte er angespannt, und ich

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