Band 6 - Blutnacht
vorübergehend verstummt. Die Gegensprechanlage summte noch und ich legte mir die unverletzte Hand an den Kopf. Ich hätte ihn kriegen können, aber ich hatte ja Monologe halten müssen. Verdammt, das würde mir nicht nochmal passieren.
Aber die Frau lag immer noch zusammengekauert an der Tür. Ich zwang ein Lächeln auf meine Lippen und ging auf sie zu. Im Vorübergehen schnappte ich mir das kleinste Messer, um ihre Fesseln zu zerschneiden. Die Gegensprechanlage verstummte endlich, eine unglaubliche Erleichterung.
Die Frau riss panisch ihre Augen auf. »Bleib weg!«, schrie sie und kämpfte sich nach hinten. Auf der anderen Seite der Tür bel te Sampson wie wild.
Der nackte Schrecken in ihrer Stimme ließ mich anhalten, und ich schaute von dem Messer in meiner Hand zu den um mich verstreuten bewusstlosen Leuten. In der feuchten Luft lag der scharfe Geruch von Ozon und Blut. Ihre Handgelenke bluteten um das Klebeband herum. Was hatten sie ihr angetan?
»Es ist in Ordnung«, sagte ich, ließ das Messer fal en und ging auf die Knie, um auf ihre Augenhöhe zu kommen. »Ich bin eine der Guten.« Bin ich. Bin ich wirklich. »Lass mich dieses Klebeband von dir abmachen.«
»F-Fass mich nicht an«, kreischte sie mit weit aufgerissenen grünen Augen, als ich die Hand ausstreckte.
Ich zog die Hand wieder zurück. Ich fühlte mich schmutzig.
»Sampson!«, schrie ich in Richtung Tür. »Halt endlich das Maul!«
Der Hund verstummte, und meine Anspannung ließ in der plötzlichen Ruhe etwas nach. Die Pupil en der Frau waren riesig. »In Ordnung«, sagte ich und wich zurück, als ihr Tränen über die Wangen liefen. »Ich werde dich nicht berühren. Bleib. . einfach da. Ich werde mir was einfal en lassen.«
Ich ließ das Messer in ihrer Reichweite liegen und suchte nach einem Telefon, um Verstärkung zu holen. Jemand hatte die Kontrol e über seinen Schließmuskel verloren und es fing an zu stinken. Die Gegensprechanlage fing wieder an zu summen, was mich direkt zu ihr führte. Es war eines von diesen Haustelefonsystemen. Genervt drückte ich auf den Sprechknopf. »Betty, bist du das?«, schrie ich hinein, um ein wenig Spannung abzulassen.
»Seid ihr in Ordnung da unten?«, erklang ihre besorgte Stimme. Ich konnte im Hintergrund Musik und den Fernseher hören. »Ich habe Schreie gehört.«
»Er zerreißt diese Frau«, sagte ich, darum bemüht, meine Stimme tiefer klingen zu lassen. Ich zwinkerte dem Mädchen zu. Ihr Wimmern hörte auf. Ihre grünen, nassen Augen waren wunderschön. »Geh aus der verdammten Leitung! Und dreh die Musik leiser, ja?«
»Na, Entschuldigung auch«, murmelte sie. »Es hörte sich an, als hättet ihr Schwierigkeiten.«
Es klickte und ich hörte das Geräusch eines freien Telefons.
Mein Blick wanderte zu der Frau, die laut schnüffelte. In ihrem Gesicht lag Hoffnung und sie hielt das Messer in ihren noch gefesselten Händen. »Kann ich dich jetzt vom Klebeband befreien?«, fragte ich, und sie schüttelte den Kopf.
Aber zumindest schrie sie nicht mehr. Zitternd wählte ich die Nummer des FIB und Glenns Durchwahl.
Der Hörer wurde sofort abgenommen und ich hörte Glenns geistesabwesendes »Glenn hier«, das noch nie so wunderbar geklungen hatte. Ich kämpfte mit den Tränen und fragte mich, wo sie hergekommen waren. Ich erinnerte mich nicht daran, dass ich angefangen hätte zu weinen. »Hey, hi, Glenn«, sagte ich. »Ich habe Tom dazu gebracht, freiwil ig zu gestehen, dass er AI losgelassen hat, um mich zu töten. Ich habe sogar ein Motiv. Könntest du vorbeikommen und mich abholen?«
»Rachel?«, keuchte Glenn. »Wo bist du? Ivy und Jenks glauben, du wärst tot. Das glauben al e.«
Ich schloss die Augen und schickte ein stil es Dankgebet zum Himmel. Jenks war bei Ivy. Er war in Ordnung. Sie waren beide in Ordnung. Ich biss mir auf die Lippe und hielt den Atem an, um nicht loszuheulen. Ein großer böser Runner heult nicht. Selbst wenn sie herausfindet, dass sie ein Dämon ist. »Ich bin in Bettys Kel er«, sagte ich leise, damit meine Stimme nicht brach und verriet, wie mitgenommen ich war.
»Hier liegen fünf bewusstlose schwarze Kraftlinienhexen rum, und oben ist mindestens noch eine. Ihr werdet Salzwasser brauchen, um sie aufzuwecken. Er hat versucht, so ein armes Mädchen als Ziege einzusetzen.« Jetzt fingen die Tränen doch an, über meine Wangen zu laufen. »Sie sieht aus wie ich, Glenn. Sie haben sie ausgesucht, weil sie mir ähnelt.«
»Bist du in Ordnung?«, fragte er und ich
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