Band 6 - Blutnacht
wissen, wie man durch die Linien springt.
Ich werde nicht zulassen, dass ich ohne einen Weg nach Hause strande.«
Seine Augen flackerten kurz in einem seltsamen Licht. Es war nicht Lust und es war keine Erwartung. Ich wusste nicht, was es war. »Wir werden unsere Zeit so verbringen, wie ich es für richtig halte«, sagte er, dann grinste er lüstern und verdrängte damit jede tiefere Empfindung, die ich in ihm gesehen hatte. »Wie auch immer ich wil «, fügte er hinzu und leckte sich über seine rötlichen Lippen.
»Kein Sex.« Mein Herz schlug heftig. »Ich werde nicht mit dir schlafen. Vergiss es.« Es war jetzt oder nie. »Und ich wil , dass dein Mal verschwindet«, brach es aus mir heraus.
»Gratis. Nenn es einen Unterzeichnungsbonus.«
Seine Lippen öffneten sich und er lachte, bis ihm klar wurde, dass ich es ernst meinte.
»Das würde dich nur mit Newts Mal zurücklassen«, meinte er amüsiert. »Ihr Anspruch auf dich wäre dann stärker als meiner. Keine gesunde Position, wenn man im Jenseits ist und. . verletzlich.«
Okay. Guter Punkt. Ein Teilrückzug ist angesagt. »Dann kaufe Newts Mal für mich«, sagte ich, innerlich zitternd, »und nimm es von mir. Du wil st mich als Lehrling, ich wil Versicherungsschutz.«
Sein Gesicht wurde düster, als er darüber nachdachte, und ich bekam wirklich Angst, als dann teuflische Freude seine Miene erhel te. »Nur wenn du mir meinen Namen zurückgibst. . Madam Algaliarept. Wenn du das tust, haben wir einen Deal.«
Ich zitterte, als ich die Bedingungen aus seinem Mund hörte, und es war mir egal, ob er es sah oder nicht. Sein Grinsen vertiefte sich. Aber wenn man bedachte, dass ich dann nie wieder mit Newt verhandeln musste und auch nicht mehr riskierte, in den Schutzkreis eines anderen beschworen zu werden, war es keine schlechte Abmachung. Für jeden von uns. »Du bekommst deinen Namen nicht, bis Newts Mal verschwunden ist«, konterte ich.
Er schaute mich an und wandte sich dann dem hel en Horizont zu. Seine getönte Bril e wurde noch dunkler. »Die Sonne geht gleich auf«, murmelte er geistesabwesend, und ich hielt den Atem an, weil ich nicht wusste, ob er zustimmen würde oder nicht.
»Also, tun wir es?«, drängte ich. Am weit entfernten Ende des Parks tauchte ein Jogger auf, und sein Hund verbel te uns wie wild.
»Noch eine Frage«, sagte er und schaute wieder zu mir.
»Erzähl mir, wie es war, in den Schutzkreis eines anderen eingesperrt zu sein wie ein Dämon.«
Bei der Erinnerung daran verzog ich das Gesicht. »Ich habe es gehasst«, erklärte ich, und ihm entkam ein kleines Geräusch, das aus seinem Innersten zu kommen schien, wo die Gedanken lebten, die nur er kannte. »Es war erniedrigend
- und es hat mich wütend gemacht, dass ein Wurm wie Tom Macht über mich hatte. Ich wol te ihn. . verängstigen, damit er es niemals wieder tun würde.«
Als Gesichtsausdruck veränderte sich, als mir bewusst wurde, was ich gesagt hatte, und eine Hand an meine Brust legte. Verdammt zurück bis zum Wandel, ich verstand ihn. Er hatte mich das nicht gefragt, weil er nicht wusste, wie ich mich gefühlt hatte. Er hatte gefragt, damit ich erkannte, dass wir uns glichen. Gott, hilf mir. Bitte.
»Tu mir das nie wieder an«, sagte er. »Niemals.«
Mein Magen verkrampfte sich. Er bat mich darum, ihm außerhalb eines Schutzkreises zu vertrauen, und das war das Beängstigendste, was ich jemals hatte tun müssen. »Okay«, flüsterte ich. »Versprochen.«
AI schaute auf die Blase aus Jenseits über seinem Kopf und zog die Spitze an seinen Ärmeln zurecht. »Komm her.«
In diesem Moment glitt das Licht der aufgehenden Sonne über Cincinnati. Mein in den Boden gekratzter Kreis war noch da, aber AI nicht mehr. Zitternd ließ ich die Barriere aus Jenseits fal en und aktivierte mein zweites Gesicht. Ich holte tief Luft und trat in die Linie, wo ich ihn genau an der Stel e fand, wo ich ihn zuletzt gesehen hatte, mit ausgestreckter Hand. Um ihn herum, oder vielmehr um uns, erstreckte sich die zerstörte Stadt, mit überwucherten Gehwegen, deren Asphalt in seltsamen Winkeln in die Höhe stand. Es gab keine Brücke oder Seen. Nur totes Gras und einen roten Schimmer. Ich schaute nicht hinter mich Richtung Hol ows, als der Wind Schmutz in mein Gesicht wehte.
Ich stand in einer Linie, auf der Grenze zwischen Realit U
und Jenseits. Ich konnte in jede Richtung gehen. Noch war ich nicht sein. »Einen Tag die Woche«, sagte ich mit zitternden Knien.
»Ich gebe dir Newts Mal, du
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