Band 6 - Blutnacht
über das Heft hinweg beäugte und ihre Pupil en langsam größer wurden.
»Warum hast du es Minias nicht gleich gesagt? Du hattest ihn, Rachel. Minias hätte sich darum gekümmert. Und du hast kein Wort gesagt!«
Ich presste die Lippen zusammen und versuchte, mir auszurechnen, wie groß meine Chancen waren, ihn mit dem Bleistift zu treffen, wenn ich ihn nach ihm warf. »Ich weiß nicht, ob es Nick ist, und selbst wenn er es wäre, würde ich ihn nicht den Dämonen übergeben. Ich würde mich selbst darum kümmern«, sagte ich bitter. Denk mit dem Kopf, Rachel, nicht mit dem Herz. »Aber viel eicht rufe ich den Scherzkeks mal an.«
Ivy gab ein leises Geräusch von sich und vertiefte sich wieder in ihre Zeitschrift. »Nick ist nicht so clever. Inzwischen wäre er sicher Dämonenfraß.«
Er war so clever, aber ich würde keine Hexenjagd anstoßen.
Oder vielmehr eine Jagd auf dämliche Menschen. Mein Blutdruck hatte sich al erdings dank ihrer schlechten Meinung über Nick wieder beruhigt und zögernd setzte ich auch seinen Namen auf die Liste.
»Es ist nicht Nick«, erklärte ich. »Das ist nicht sein Stil.
Dämonenbeschwörungen hinterlassen Spuren, entweder dadurch, dass man erst mal das Zeug besorgen muss, um es zu tun, oder weil plötzlich mehr gebildete junge Hexen eines unnatürlichen Todes sterben. Ich werde das beim FIB
checken und mal schauen, ob sie in den letzten paar Tagen irgendetwas Seltsames bemerkt haben.«
Ivy lehnte sich vor und überschlug die Beine, als sie sich einen Cracker nahm. »Vergiss nicht die Sensationspresse«, bot sie an.
»Yeah, danke«, antwortete ich und setzte das auf die
»Checken«-Liste. Eine von den >Ein Dämon hat mein Baby entführt<-Geschichten konnte sehr gut auch mal wahr sein.
Jenks stemmte die Spitze seines Schwertes auf den Tisch, lehnte sich auf das hölzerne Heft und erzeugte mit den Flügeln ein durchdringendes Zirpen. Seine Kinder erhoben sich in einer lautstarken Wolke und ich hielt die Luft an, weil ich Angst hatte, dass sie al e über uns herfal en würden. Aber nur drei kamen zu uns herüber und blieben mit klappernden Flügeln in der Luft vor ihrem Vater stehen, mit breit lächelnden, scheinbar unschuldigen Gesichtern. Sie waren des Mordes fähig, jedes einzelne. Bis hin zur jüngsten Tochter.
»Hier«, sagte Jenks und gab einem seiner Söhne einen Cracker. »Bringt den eurer Mutter.«
»Okay, Papa«, sagte er und war verschwunden, ohne dass seine Füße auch nur einmal den Tisch berührt hätten. Die anderen verteilten den Rest der Portionen in einer faszinierenden Darstel ung von Pixie-Effizienz.
Ivy blinzelte, als die normalerweise nektaressenden Pixies über den eingelegten Hering herfielen, als wäre es Ahornsirup. Letztes Jahr hatten sie einen ganzen Fisch gegessen, um vor der Überwinterung noch einmal einen Proteinschub zu bekommen. Und obwohl sie dieses Jahr nicht überwintern würden, verspürten sie trotzdem den Drang nach Eiweiß.
Schlecht gelaunt brütete ich über meiner neuen, verbesserten Liste und öffnete die Wasserflasche, die Ivy mir gebracht hatte. Ich dachte daran, in die Küche zu gehen, um mir ein Glas Wein zu holen, aber nach einem Blick auf Ivy beschloss ich, mit dem vorliebzunehmen, was da war.
Die Pheromone, die sie von sich gab, entspannten mich mindestens so sehr wie ein doppelter Whisky, und wenn ich da noch was drauflegte, würde ich wahrscheinlich vor zwei Uhr morgens einschlafen. Ich fühlte mich schon so ziemlich gut, und ich würde mich nicht schlecht fühlen, nur weil der Großteil dieser Stimmung von ihr kam. Dahinter standen tausend Jahre Evolution, um leichter Beute zu finden, aber ich hatte das Gefühl, dass ich das verdiente, weil ich mich mit dem ganzen Scheiß abfand, der damit zusammenhing, mit einem Vampir zu leben. Nicht dass es im Gegenzug einfach wäre, mit mir zu leben.
Ich klopfte mit dem Radierer am Ende des Stiftes gegen meine Zähne und starrte auf meine Liste. Die Werwölfe konnte ich wahrscheinlich ausschließen, und ebenso Lee. Ich konnte mir nicht vorstel en, dass die Withons so sauer waren, selbst wenn ich die Hochzeit ihrer Tochter mit Trent gesprengt hatte. Trent al erdings war viel eicht sauer, nachdem ich ihn ja für drei Stunden in den Knast gebracht hatte. Ich hatte in erstaunlich kurzer Zeit erstaunlich viele mächtige Leute gegen mich aufgebracht. Mein besonderes Talent. Ich sol te mich darauf konzentrieren, Spuren von Dämonenbeschwörungen zu finden und diesen Spuren zu folgen,
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