Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Band 6 - Blutnacht

Band 6 - Blutnacht

Titel: Band 6 - Blutnacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kim Harrison
Vom Netzwerk:
wunderbar, dass du deine Haare zu schätzen weißt.«
    »Schätzen« war nicht ganz das richtige Wort, aber ich wol te hier nicht herumstehen und über Haare reden. »Ahm, ich müsste mit Trent reden. Er ist doch noch hier, oder?«
    Man konnte der Frau die Überraschung darüber, dass ich den überaus begehrten Junggesel en duzte, an ihrem Gesicht ablesen. Sie warf einen Blick zu Quen, der nickte, und führte uns dann mit einem leisen »Hier entlang, bitte« durch den Laden.
    Jetzt, wo wir uns bewegten, fühlte ich mich besser, selbst wenn die Angestel ten flüsterten, als Sylvia uns einen umständlichen Weg zwischen Ständern mit fabelhaften Klamotten hindurchführte. Der Laden roch wundervol nach teuren Stoffen und ausgefal enen Parfüms, plus dem Hauch von Ozon, der verriet, dass hier Kraftlinienzauber angefertigt und aktiviert wurden. Other Earthlings war ein al umfassender Kostümladen und versorgte seine Kunden mit Kleidung, wenn nötig Prothesen, und Zaubern, die jeden in jeden anderen verwandeln konnten. Sie waren nicht im Internet, und der einzige Weg, an ihre Waren zu kommen, war, einen Termin auszumachen. Ich fragte mich, was für eine Kostümierung er wohl plante.
    Quen war wieder hinter mir, und Sylvia führte uns an einem kleinen hinteren Tresen vorbei in einen kurzen Flur mit vier Türen. Sie waren nach hinten versetzt wie die Türen zu Zimmern in Sternehotels, und hinter der letzten konnte ich Trents Stimme hören.
    Das sanfte Murmeln wanderte direkt in meinen Bauch und verkrampfte dort etwas. Gott, er hatte eine wunderbare Stimme: tief, vol , und reich an unerkundeten Untertönen
    -wie schattiges Moos in Wäldern vol er Sonnenflecken. Ich war mir sicher, dass seine Stimme bei seinen städtischen Wahlerfolgen eine Rol e spielte - wenn seine großzügigen Spenden an unterprivilegierte Kinder und Krankenhäuser nicht genug waren.
    Sylvia hörte offensichtlich nichts anderes in Trents Stimme als Worte, denn sie klopfte einfach an die Tür und trat ein, ohne auf eine Erlaubnis zu warten. Ich ließ Quen vor mir in den Raum gehen. Ich mochte es nicht, wenn unhöfliche Verkäufer einfach hereinkamen, und sie verkauften hier auch Kleidung. Und auch wenn es mir das Jahrzehnt versüßen würde, Trent in Unterhosen gesehen zu haben, hatte ich doch schon vor langer Zeit herausgefunden, dass ich nicht wütend auf einen Mann bleiben konnte, der nichts außer Unterwäsche trug. Sie sahen dann einfach zu charmant verletzlich aus.
    Der vielschichtige Geruch von Wol e und Leder wurde noch dichter, als ich den Raum betrat. Am Rand des gemütlichen, warmen Raums mit niedriger Decke war das Licht relativ dämmrig, was dabei half, die offenen Regale mit Kostümen, Hüten, Federn, Flügeln und selbst Schwänzen zu verbergen - Dinge, die nicht einfach von Kraftlinienzaubern vorgetäuscht werden konnten. Links neben mir in den Schatten stand ein niedriger Tisch mit Wein und Käse, rechts neben mir ein großer Wandschirm. Genau in der Mitte des Raums befand sich unter Lichtspots eine knöchelhohe Bühne, die hinten von einem dreiteiligen Spiegel umgeben war. Niedrige Regale, die den Eindruck hundertjähriger Esche vermittelten, umgaben sie. Und zwischen al dem war Trent.
    Er war sich meiner Anwesenheit nicht bewusst und offensichtlich damit beschäftigt, sich gegen die Aufmerksamkeiten der überenthusiastischen Hexe zu wehren, die versuchte, ihm verschiedenste Kraftlinienamulette umzuhängen. Neben ihm stand Jon, sein abartig großer Lakai, und mir stel ten sich die Nackenhaare auf, als ich mich daran erinnerte, wie er mich gefoltert hatte, als ich in Nerzform in Trents Büro gefangen gewesen war.
    Trent runzelte die Stirn und gab dem Verkäufer ein Amulett. Sein Haar sprang zurück auf das fast durchsichtige Blond, das manche Kinder haben, und die Hexe fing an zu plappern, weil ihr offensichtlich klarwurde, dass er sich nicht gut anstel te. Trent war glatt rasiert und gut gebräunt, mit grünen Augen, dieser fantastischen Stimme und einem kultivierten Lachen. Ein Politiker durch und durch. Er war nicht viel größer als ich, wenn ich Absätze anhatte, und trug seinen Anzug mit dem »Wählt Kalamack«-Anstecker wie eine zweite Haut. Der betonte seinen durchtrainierten Körper, der mich glauben ließ, dass er seine teuren Rennpferde öfter ritt als nur zu Neumond, wenn er in seinem eingezäunten, alten, durchgeplanten Wald den Jäger spielte.
    Er warf der Hexe ein professionel es Lächeln zu und gestikulierte sanft mit seinen

Weitere Kostenlose Bücher