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Banditenliebe

Banditenliebe

Titel: Banditenliebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Massimo Carlotto
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kaufen können. Unser Raubzug hatte ein Vermögen eingebracht: fünfhundertelf Kilo Gold. Zum Glück waren wir zu siebt und konnten den ganzen Keller leerräumen. Der Zugangscode hatte uns erlaubt, den Alarm auszuschalten, nachts in das Studio einzudringen und auf den Toiletten zu warten, bis morgens die Angestellten und der Eigentümer mit dem Schlüssel zum Keller kamen, dessen zeitgesichertes Schloss sich erst nach neun Uhr morgens öffnen ließ.
    »Tut mir das nicht an«, hatte er mit zitternden Knien gefleht.
    Beniamino, Luc, Christine und die beiden Deutschen hatten mit der Gelassenheit von Profis agiert und sogar daran gedacht, dann und wann ein für die Ohren unserer Opfer bestimmtes serbisches Wort fallen zu lassen. Max und ich hingegen bewiesen mit all unserer Tolpatschigkeit, dass wir nicht für solche Aktionen gemacht waren.
    Keine zwölf Stunden darauf hatte sich Beniamino mit dem Gold in Livorno eingeschifft, mit dem Ziel Frankreich, wo die Drusen den Weiterverkauf der Ware organisieren würden.
    Unsere ausländischen Komplizen begleiteten ihn, um ihm den Rücken zu decken, für den Fall, dass die Libanesen falschspielen sollten. Wenn es um derart viel Geld geht, kommen die Leute auf die dümmsten Gedanken. Von der Beute fehlten noch elf Kilo bearbeitetes Gold, das wir für andere Zwecke zurückbehielten. Aber das war unser Geheimnis.
    Nur drei Personen wussten, dass ich wieder in der Stadt war, einer davon Rudy Scanferla, der frühere Geschäftsführer des Winkels, dem ich einen schön dicken Umschlag mit Geld zugesteckt hatte samt der Information, dass er jetzt gleich in Urlaub fahren und mir seine Wohnung überlassen würde.
    Dann natürlich Virna. Sie hatte mir erzählt, dass sie, wenn das Wetter es erlaubte, zu einer bestimmten Zeit am Vormittag mit Emma hinausging. An jenem Morgen schien eine fahle Sonne.
    »Guten Morgen, die schönen Damen.«
    Sie hatte mich mit offenem Mund angestarrt. »Willst du dich abschießen lassen?«
    »Wenn das so wäre, würde ich auf jeden Fall meine Stiefel tragen«, antwortete ich und wies auf meine sämischledernen Schuhe mit Lochmuster und Schnürsenkeln. »Du weißt, in meinem Testament steht, dass ich mit ihnen beerdigt werden will.«
    Da lächelte sie schon wieder. »Ich weiß nicht, ob du mir gefällst, so herausgeputzt. Zu anders.«
    »Nackt sehe ich dem bekannten Marco schon sehr viel ähnlicher.«
    »Du hast wohl Lust, mit mir in ein warmes Bett zu schlüpfen?«
    »Ja, so schnell wie möglich.«
    »Wie gefährlich bist du?«
    Ich breitete die Arme aus. »Keine Ahnung.«
    Sie deutete auf das Mädchen, das gerade versuchte, einen Teddy vom Kinderwagen abzurupfen, der daran gebunden war. »Komm wieder, wenn du die Schwierigkeiten hinter dir hast.«
    Ich nickte resigniert. »Darf ich dir sagen, dass du schön bist?«
    »Wenn wir nicht so nah an zu Hause wären, ich würde dich küssen, das würde ich wirklich gern.«
    »Ich auch.«
    »Und jetzt verschwinde.«
    »Ich wünsche einen schönen Spaziergang, die schönen Damen«, sagte ich laut, bevor ich auf dem Absatz kehrtmachte.
    Der Dritte, der von meiner Rückkehr wusste, war Anwalt Bonotto, einer, der mich häufig engagiert hatte. Wir konnten einander vertrauen.
    Er hatte mich zu Donna Irene am Piazzale Pontecorvo bestellt. Ubaldo, der Eigentümer, hatte früher eine Bar geführt, in der ich verkehrte. Er warf mir einen Blick zu, als ich eintrat, aber falls er mich wiedererkannt hatte, ließ er es sich nicht anmerken, sondern begleitete mich zu dem Tisch, an dem Bonotto bereits hinter einem Glas Prosecco wartete.
    »Brauchst du selbst einen Anwalt?«, fragte er mich.
    »Nein.«
    »Und warum hast du dich dann so herausgeputzt?«
    »Ich muss gewissen Leuten aus dem Weg gehen.«
    »Es geht das Gerücht, dass …«
    »Dass …?«
    »Dass du und dein Partner den Winkel verkaufen und die Verbindungen abbrechen musstet, weil ihr einen Kunden an die Polizei verkauft habt.«
    Ich kicherte. »Böse Zungen. Hast du’s geglaubt?«
    »Nein. Ich kenne dich zu gut. Außerdem, wenn du ein Spitzel hättest werden wollen, du hättest einen besseren Moment gewählt.«
    Ubaldo kam für die Bestellung. Er widersprach entschieden meinem Plan, auf einen ersten Gang mit Fisch ein blutiges Geschnetzeltes folgen zu lassen.
    Ich gab auf. »Entscheiden Sie.«
    »Natürlich. Und auch den Wein.«
    Bonotto lachte wohlig unter seinem weißen Schnurrbart. »Und, was brauchst du?«
    »Die Kosovo-Mafia von Peja, die sich hier im Nordosten

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