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Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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entdeckte, daß sie, sobald sie sozusagen in einer Gleichung gefangen war, permanent ihren Wert veränderte und somit das Problem löste, es jedoch gleichzeitig in Gedankengeschwindigkeit von neuem schuf. Transzendente Mathematik mag sich nicht für die häusliche Buchhaltung eignen, aber sie ist und bleibt das Wesen des Erzählens.
    »Was hast du gerade geflüstert?« möchte Dao wissen.
    »Nichts. Alles.«
    »Du bist Romantiker? Einen Romantiker hab ich schon Ewigkeiten nicht mehr gehabt. Soll ich eine Kollegin dazuholen? Bist du verheiratet? Ihr könntet mich abwechselnd als Sklavin benutzen.«
    »Ich bin nicht verheiratet.«
    »Oder wir könnten’s zusammen mit ’nem anderen Mann machen – das gefällt mir. Dann könnt ihr mich gleichzeitig nehmen. Das kostet nicht das Doppelte, sondern sagen wir: fünfzig Prozent mehr als für dich allein.«
    »Hat er einen Laden?«
    »Wer?«
    »Der Tätowierer.«
    »Nein, er kam jedesmal in die Eigentumswohnung meines Kunden. Der ist was Besonderes, so jemand hat keinen Laden.«
    »Was ist so besonders an ihm?«
    »Was denkst du gerade?«
    » Om. «
    »Ist das der Name deiner Frau?«
    »Ich hab dir doch gesagt, ich bin nicht verheiratet. Hat er noch andere Mädchen tätowiert?«
    »Nein, er hat ausschließlich für meinen Kunden gearbeitet. Die Japaner waren alle neidisch, als sie meine Tattoos sahen, aber er wollte ihnen nicht verraten, wer sie gemacht hat. Die törnen dich echt an, was?«
    »Mmmm.«
    »Weißt du was? Trag mich rüber zu der anderen Bank, dann kannst du dir sie im Spiegel anschauen.«
    Wieso habe ich bloß das Gefühl, daß sie das nicht das erste Mal macht? Mit dem Kreisen ihres Hinterteils, stelle ich wissenschaftlich objektiv fest, beginnen die beiden Drachen ein Tänzchen, Systole und Diastole, ein eindeutiger Hinweis auf die Kontraktionen des Kosmos.
    Dao schlüpft ein wenig außer Atem von mir herunter.
    »Siehst du, wie ich schwitze? Ich bin total geil, und dabei hast du noch nicht mal deine Hose aufgemacht.«
    »Tut mir leid, ich hab sublimiert. Setz dich doch bitte auf meine Knie, damit ich mir den Drachen auf deinem Bauch noch mal anschauen kann. So einen hätte ich auch gern. Erstaunlich, wie er seine Würde bewahrt, sogar noch, wenn du dich bückst.«
    »Soll ich ihn für dich aufspüren?«
    »Könntest du das? Hast du denn irgendwelche Hinweise?«
    »Der Kunde war mit einem anderen Mädchen zusammen, mit Du. Die ist oft im Rose Garden. Soweit ich weiß, hat er ihr von demselben Künstler ein Tattoo machen lassen. Das war allerdings vor meiner Zeit – er hat ihr den Laufpaß gegeben, als sie siebenundzwanzig wurde. Die Japsen mögen keine alten Frauen.«
    »Aber du erinnerst dich bestimmt noch, wie seine eigenen Tattoos aussahen.«
    »Die von dem Tätowierer? Ach, das ist einfach. An Händen, Füßen und Gesicht hatte er keine, aber ansonsten war alles bedeckt. Der Mann arbeitete gern in Shorts, also hab ich’s gesehen. Er war wie ein wandelnder Comic. Eines Tages hab ich ihn gefragt, ob ich ihn mir ganz nackt anschauen darf, und da hat er die Hose fallen lassen. Seine Haut war zu neunzig Prozent tätowiert.«
    »Sein Schwanz auch?«
    »Gerade der. Wenn er hart ist, hat er gesagt, sieht man darauf eine berühmte Seeschlacht zwischen Japanern und Amerikanern, aber ich hab ihn bloß klein und schrumpelig erlebt. Besonders groß war er nicht. Ich hab ihm angeboten, daß er für zweitausend Baht mit mir schlafen kann, wenn er will; mein Kunde erfährt nichts davon. Aber er meinte, er mag Frauen nicht auf diese Weise. Dabei war ich doch bloß auf die Seeschlacht neugierig.«
    »Das heißt, er ist schwul?«
    »Das hat er nicht gesagt, sondern nur, daß er’s nicht mit Frauen macht. Du weißt ja, wie seltsam die Japsen manchmal sind.«
    »Und sonst?«
    »Er stottert furchtbar. Zuerst dachte ich, er kann kein Thai, aber dann hab ich gemerkt, daß er’s fließend beherrscht, nur eben mit Stottern. Er wirkte sehr, sehr schüchtern auf mich, wie jemand, der sein ganzes Leben im Dschungel verbracht hat und nicht weiß, wie er mit anderen Menschen umgehen soll.«

34
    Rose Garden: Die Frauen hier arbeiten auf eigene Rechnung. Man könnte sagen, daß die kaum des Lesens und Schreibens mächtigen thailändischen Inhaber der Bar jenen ökonomischen Weitblick bewiesen, um den diplomierte Betriebswirte beten: Sie erlaubten alleinstehenden Frauen, den ganzen Tag und den größten Teil der Nacht bei einem einzigen Kaffee oder Orangensaft an der Theke oder einem

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