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Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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wenn du jeden Morgen meine Wohnung saubermachst.«
    Su (in die Enge getrieben, hin und her gerissen und erschüttert): »Könnten wir nicht einfach bumsen?«
    Farang, sag deinen Predigern, daß sie ihre Seelenrettungsversuche nicht an das Arbeitsethos koppeln sollen. So funktioniert das nicht in den Tropen. Selbst Moslems und Katholiken wissen es besser, und wir Buddhisten haben im Lauf von zweieinhalbtausend Jahren neunzig Prozent des Marktes durch unsere Offerte der Trägheit erobert.
    Sonja: Sie ist nicht mehr bei uns, aber als sie noch hier arbeitete, war sie mit Abstand das hübscheste Mädchen der Straße, trotz der kleinen sternförmigen Narbe auf der linken Wange. (Sie rührt von einem Motorradunfall: Neunzig Prozent thailändischer Narben stammen von in trunkenem Zustand zu schnell genommenen Kurven.) Ihr Leben veränderte sich auf einen Schlag durch ein B-Movie mit Ronald Reagan, in dem die durch eine Narbe verunstaltete Heldin folgenden unvergeßlichen Satz sprach, den Sonja sich sofort aneignete: »Wie kann ein Mann mich mit meiner entsetzlichen Entstellung nur lieben?« Der Ansatz erwies sich als so erfolgreich, daß sie eine kurze Liste von Verehrern anlegte, bestehend aus einem Engländer, einem Amerikaner und einem Chinesen.
    Der Engländer: »Aber Schatz, dafür liebe ich dich doch nur um so mehr.«
    Der Amerikaner: »Komm mit in die Staaten, ich kenne da einen guten Schönheitschirurgen.«
    Der Chinese: »Ich möchte einen zehnprozentigen Nachlaß.«
    Da Sonja von meiner Mutter ausgebildet worden war, entschied sie sich für den Mann, dem es am wahrscheinlichsten gelingen würde, ein Vermögen anzuhäufen, und ging nach Schanghai, um dort mit dem Chinesen glücklich zu werden. (Nun, farang, es ist dein System.)
    Und so weiter. Es gibt keine, deren Kombination aus Berechnung und Unschuld nicht in der Lage wäre, die härteste Nuß zu knacken – es sei denn natürlich, die harte Nuß hat Gott auf ihrer Seite. Der dunkle junge Fremde mustert die eintrudelnden Mädchen immer noch mit verächtlichem Blick. Die Atmosphäre entspannt sich – Buddha sei Dank –, als der Australier mit seinem üblichen Fluch über die Schwelle stolpert.

8
    Er heißt natürlich Greg, ist schlank und drahtig, Mitte Dreißig und seit etwa zwei Monaten Stammkunde bei uns. Greg setzt sich neben Ay, die ihre Position auf dem Barhocker sofort so verändert, daß sie ein Bein über Gregs shortsbekleidete Oberschenkel legen kann. Ihm scheint das nicht aufzufallen.
    »Gib mir ein Foster’s, Sonchai«, sagt er, den Kopf ein wenig schräg gelegt. »Das Wetter hier macht durstig, Kumpel.«
    »Spendier mir einen Drink«, sagt Ay.
    »Kenn ich dich?«
    »Ja.«
    »Dann gib ihr einen, Sonchai.«
    Der junge Moslem beobachtet alles.
    Ay leert ihren Tequila mit einem Zug und saugt dann an der salzüberkrusteten Limonenscheibe. Keiner weiß, welcher dunkelhäutige Sombreroträger (oder chinesische Geschäftsmann) unsere Mädchen mit diesem Schnaps bekannt gemacht hat, aber die Idee war ein Geniestreich.
    »Zahlst du die Auslöse für mich?« fragt Ay, während sie Gregs Glied massiert, das unter seinen Shorts sichtlich zu schwellen beginnt. Der dunkle Fremde wendet sich mit Grausen ab.
    »Laß uns in mein Hotel gehen – da haben wir wenigstens Platz zum Umdrehen«, sagt Greg, holt einen Fünfhundert-Baht-Schein aus seiner Brieftasche und hält ihn ins Licht. »Oder sollen wir uns zuerst noch ein paar Drinks gönnen?«
    Ay entwindet ihm den Schein mit affenartiger Geschwindigkeit und reicht ihn mir. Ich hebe fragend die Augenbrauen in Richtung Greg. »Sie hat recht, lieber kein Alkohol mehr, sonst blamiere ich mich.« Er sieht hinunter auf seinen Schritt. »Mein Gott, Ay, was machst du denn mit mir, während ich ein intellektuelles Gespräch mit Sonchai führe?«
    Verglichen mit seinem schlanken Körper nimmt sich die Schwellung einigermaßen dramatisch aus und zieht die Aufmerksamkeit der anderen Mädchen auf sich, die alle den Umfang messen und die Härte prüfen wollen. »Große Banane«, stellt Laiita unter den Aahs und Oohs der anderen fest. »Hoffentlich du sanft mit ihr.«
    Die Kiefer des Moslems beginnen zu mahlen.
    »Und was ist mit mir? Ich bin ein kleiner armer australischer farang, ganz allein in eurer großen, harten Stadt.«
    »Du hart, nicht Stadt.«
    Greg muß lachen. »Eins zu null für euch.« Ein kurzer Blick in Richtung Moslem, dann zu mir. Ich schüttle den Kopf. Schweigen.
    »Ich umziehen«, sagt Ay.
    Wir schauen alle

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