Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
Vom Netzwerk:
ist schon in Ordnung.«
    Ungläubiges Grunzen, aber er läßt die alten Männer ins Land. Wenige Stunden später marschiert ein kahlköpfiger, gebeugter Riese um die Sechzig mit schwarzem Cowboyhut und Silbernieten, einer hautengen Stonewashedjeans und Stiefeln aus ungegerbtem Leder durch die Schwingtür herein, gefolgt von einer Schar ähnlicher Ausgeburten des farang -Unterbewußten.
    Mit Freudengeheul stürzen sie sich auf mich. »Sonchai, Kumpel! Leute, hier ist er: Mr. Viagra höchstpersönlich. Gib mir das kälteste Bier, das ihr habt, Junge.« Dann beugt sich der Mann mit dem Stetson leicht vor und flüstert mir ins Ohr: »Na, hast du den Stoff besorgt?« Und an seine Begleiter gewandt: »Sollen wir ein Bierchen zischen, bevor wir uns die Joints gönnen? Hier dürfen wir sie uns nicht reinziehen, also müssen wir sie ins Hotel mitnehmen – oder Sonchai bestechen, damit er sie uns oben rauchen läßt.«
    »Ach, er ist bestechlich? Wie die Cops in der guten alten Zeit.«
    »Ich nehme kein Geld«, sage ich.
    »Genau, also führt euch ordentlich auf, Leute, wir sind hier in einem buddhistischen Land, und der gute Sonchai ist ein Yogi, der meditiert jeden Tag.« Dann wiederholt er seine Frage an mich: »Hast du ihn besorgt?«
    Ich greife hinter die Theke und reiche ihm ein etwa fünf mal drei mal zwei Zentimeter großes, in braunes Papier eingeschlagenes Päckchen. Meine Mutter und ich wollten ursprünglich keine Drogen in unserer Bar verkaufen, nicht einmal ganja, aber Vikorn war nach einem Blick auf diese Gang der Meinung, jedes Beruhigungsmittel sei geeignet, die freakigen Greise daran zu hindern, daß sie die Bude auseinandernehmen. Der alte Riese händigt mir zweitausend Baht aus (Nong ist zuständig für die Festlegung der Preise und hat sich für einen etwa tausendprozentigen Aufschlag entschieden), nimmt das Päckchen und verschwindet mit ein paar anderen Eingeweihten in der Toilette. Mir fällt ein, daß die alten Herren Lou Reed lieben, und so schicke ich sein »Transformer« durch die Lautsprecher. Keine zehn Minuten später taucht der Riese mit seinem Gefolge wieder auf. Nun trifft Laiita ein, die die Gang noch vom letzten Mal kennt, sich aber an keinen der Namen erinnert. Sie begrüßt sie mit einer forschen Geste: »Hallo, Leute, sabai dee mai? «
    »Hallo, Laiita, toll, wieder dazusein. Mein Gott, du bist einfach verboten schön.« Dann, mit einem flehenden Blick: »Ich ersticke daheim, La, das tun wir alle. Alter und Krankheit sind ja schon ziemlich schlimm, doch angenommen, dir fehlt nichts? Angenommen, es funktioniert noch alles, aber du hast so eine alte und faltige Fresse, daß die Leute dich anstarren, als wärst du ein T-Modell-Ford?«
    Nun erscheinen auch Om und Nat, die eine in Jeans, die andere in einem schwarzen Kleid mit arabesken Verzierungen und einem so tiefen Rückenausschnitt, daß man sofort sieht: Sie trägt keine Unterwäsche.
    Nats Kleid hat die Gang nach Phantasia versetzt. »Hey, Leute, Zeit fürs Viagra?«
    Nun kommen auch die restlichen Mädchen.
    Nach dem Überschreiten der Schwelle verneigen sie sich sofort mit einem wai- Gruß , in Richtung der Buddha-Statue in der Ecke über der Kasse. Sie ist wenig größer als einen halben Meter, aber nach Ansicht meiner Mutter und ihrer Auffassung vom Buddhismus durchaus in der Lage, unsere Geschicke ins Negative zu wenden, wenn wir ihren gewaltigen Hunger auf Ringelblumen und Räucherstäbchen nicht stillen.
    Alle anwesenden Mädchen haben es schon einmal mit der Gang zu tun gehabt und gehen gekonnt mit den Herren um, als sie sich an ihren grabschenden Händen vorbei zu den Umkleideräumen bewegen. Mit einem Blick gebe ich ihnen zu verstehen, daß das Vergnügen nicht zu früh beginnen soll. Nach dem Zwischenfall mit Chanya hat sich die Polizeipräsenz auf der Straße erhöht. Die Cops werden natürlich alle von Vikorn kontrolliert, aber in Zeiten wie diesen zählt der Schein.
    Der kahlköpfige Riese ruft mir zu: »Wie ist das mit den blauen Pillchen? Gehen die wieder aufs Haus?«
    »Nein, diesmal nicht. Die könnt ihr euch selbst aus der Apotheke holen.«
    »Auch gut. Jungs, wir müssen uns das Viagra selber besorgen. Was haltet ihr davon, wenn wir uns das Zeug kaufen, uns ein bißchen frisch machen, die Minibar plündern, ein paar Joints rauchen und dann wieder hierherkommen?«
    Allgemeine Zustimmung. Erst als sie alle verschwunden sind, bemerke ich den Fremden, der hereingeschlüpft sein muß, als ich mit dem Rücken zur Tür

Weitere Kostenlose Bücher