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Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Nebensächlichkeiten langweilen. Genügt es, wenn ich Ihnen sage, daß meine Leute mich sofort über seine Ankunft informierten?«
    »Mein Vater hat so etwas wie einen Nachrichtendienst aufgebaut«, informiert Mustafa mich stolz. »Der ist auch nötig.«
    »Sie ahnten gleich, mit welchem Auftrag der Amerikaner zu Ihnen kam«, sage ich. »Vielleicht waren nicht alle Bewohner des Ortes einem farang- Spiongegenüber positiv eingestellt?«
    »Genau«, antwortet der Imam, erleichtert über meine richtige Deutung der Sachlage. »Er hat mir und meinen Leuten großes Kopfzerbrechen bereitet. Können Sie sich den Rest denken?«
    »Die Kunde von seinem Eintreffen hat sich zuerst in der Gegend, dann nach Malaysia verbreitet? Vielleicht sogar bis nach Indonesien?«
    Ein bedächtiges Nicken seitens des Imam. »Ich kann nicht alle jungen Männer in Südostasien kontrollieren. Wir haben viele Anfragen erhalten, einige davon höflicher als andere, aber auch kaum verhohlene Forderungen und Drohungen …«
    »Forderungen, bei seiner Beseitigung mitzuwirken?«
    »Ja. Und angesichts der eskalierenden Gewalt in unserem Teil des Landes – die Regierung geht nicht allzu geschickt damit um –, wurde es immer schwieriger, ihn zu schützen.«
    » Sie haben ihn beschützt?«
    Mit finsterem Gesicht: »Wer sonst? Sein Volk konnte doch nicht einmal seine eigenen Wolkenkratzer schützen.«
    Seine Ironie überrascht mich. Ich starre den alten Mann an. »Sie fürchteten Repressalien der Regierung für den Fall, daß er ermordet würde?«
    »Lassen Sie uns offen sein: Er gehörte der CIA an und entsprach genau dem Bild, das junge Fanatiker vom arroganten Amerikaner haben. Wenn er im Süden umgebracht würde, hätte Washington allen Grund, noch mehr Druck auf Thailand auszuüben. Wir hatten schreckliche Angst vor einer öffentlichen Enthauptung im Internet. Mehr Druck, mehr Repressalien und so weiter und so fort, bis wir alle in irgendeinem Lager landen. Als ich dann gestern von seiner Ermordung erfuhr – Sie sind nicht der einzige, dem es gelingt, einen Rezeptionisten zu bestechen, Detective –, wußte ich, daß ich nach Krung Thep kommen müßte, um die Situation selbst in Augenschein zu nehmen.«
    Mein Blick wandert zu Mustafa: Er ist ein ernsthafter junger Mann mit einer Mission; ihn plagen keine lästigen Nuancen. Er und sein Vater könnten kaum unterschiedlicher sein. Der alte Mann liest meine Gedanken mühelos.
    »O ja, für meinen Sohn ist die Welt des Schwarz-Weiß-Denkens ebenfalls verführerisch. Und natürlich meint jeder, der diesen Tunnel betritt, sich auf der Seite des Weißen zu befinden, nicht wahr, Mustafa?«
    »Ich habe dir immer gehorcht, Vater.«
    »Jedoch ohne zu begreifen. Wirst du dich noch an meine Weisheit erinnern, wenn ich tot bin?«
    Mustafa wendet kurz den Blick ab. Die Bewunderung für seinen Vater ist vielleicht der menschlichste Zug dieses strengen jungen Mannes. »Ahnen Sie überhaupt, wie sehr sich die Vereinigten Staaten durch ihr Engagement in der Region zum Narren machen? Mein Vater befindet sich in einer sehr schwierigen Lage.«
    »Und was soll ich machen?« frage ich. »Vermutlich wäre es das vernünftigste, Sie zu einer Befragung aufs Revier mitzunehmen, denn Sie scheinen eine ganze Menge über das Mordopfer zu wissen.«
    Mustafa zuckt zusammen, der Imam bleibt ungerührt. Mit einem kaum wahrnehmbaren Zwinkern sagt er: »Aber das würde doch der Vertuschungsgeschichte des Colonel schaden, oder? Soweit wir in Erfahrung gebracht haben, ist eine Ihrer … äh … Angestellten für die Sache verantwortlich.«
    Ich nicke. »Verstehe. Sie wollen also sicherstellen, daß niemand den Moslems die Schuld gibt?«
    »Wäre das nicht gerecht und würde obendrein der Wahrheit entsprechen?«
    Mir stünde der Sinn nach dem uralten Polizistenfragespiel, aber ich beuge mich dem höheren Zweck und sehe dem alten Mann in die Augen. »Doch.«
    »Und ein Mann Ihrer Integrität würde doch sicher wollen, daß der Gerechtigkeit Genüge getan wird, oder?«
    Ich zucke ein wenig übertrieben mit den Achseln. »Das kann ich leider nicht allein entscheiden.«
    Mustafa rutscht unruhig auf seinem Gebetsteppich herum. »Ihr Colonel ist im ganzen Land bekannt für seine Durchtriebenheit. Wenn sein Plan aus irgendeinem Grund schiefgeht, versucht er sicher, uns die Schuld in die Schuhe zu schieben. Ihm fehlt jede Moral.«
    »Wenn dem so ist: Was kann ich tun?«
    »Warnen Sie uns«, sagt Mustafa, »so daß wir vorbereitet sind.«
    Langes

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