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Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Mustafa, doch der ignoriert ihn. Ein weiterer Blick und ein Nicken. »Offen gestanden, machen wir uns Sorgen um diesen Freund. Wir haben seit einer Woche nichts mehr von ihm gehört, und wenn Sie verstehen, was ich meine: Man sieht ihm den Amerikaner sofort an, und das hier ist ein sehr islamischer Ort.«
    »Oje.« Ich schüttle besorgt den Kopf. »Wie schrecklich.«
    »Nun ja, wir wissen nicht, ob’s schrecklich ist oder nicht, fragen uns aber …« Es scheint ihnen schwerzufallen, ihre Gedanken in Worte zu fassen, solange Mustafa am Tisch sitzt.
    »Gehe ich recht in der Annahme, daß Ihr Kollege in dem Haus da drüben wohnt, aus dem ich Sie gerade herauskommen habe sehen?«
    »Genau. Wir haben überlegt, ob es eine inoffizielle Möglichkeit gäbe, einen Blick in die Wohnung zu werfen, ohne Polizei. Wir wollen uns nur vergewissern, daß alles in Ordnung ist.«
    »Inoffiziell?« Ich runzle die Stirn, lege den Kopf ein wenig schräg.
    Hüsteln. »Ja, wir kennen uns in Ihrem Land nicht aus und wollen niemandem auf die Zehen treten, aber wenn eine Person mit Einfluß sich mit diesem Concierge unterhalten könnte … Sie sind doch von hier und sprechen die Sprache. Vielleicht hat er ja einen Schlüssel? Wir wollen nur sicher sein, daß es unserem Freund gutgeht.«
    Ich runzle immer noch verständnislos die Stirn, lege aber einen Schuß Dritte-Welt-Gier in meine Mimik.
    »Wir wären auch gern bereit, Sie für Ihre Mühe zu entlohnen, nicht wahr?«
    »Selbstverständlich. Ein schneller Blick in diese Wohnung wäre uns eine ganze Menge wert, würde ich sagen.«
    Ich hebe fragend die Augenbrauen.
    »Sie würden es nicht bereuen.«
    »Behalten Sie Ihr Geld«, sage ich mit einem Lächeln.
    »Gehen wir einfach rüber und finden raus, was wir tun können, ja?« Noch einmal runzle ich die Stirn, diesmal nachdenklich. »Aber für den Fall, daß wir es mit den Behörden zu tun bekommen, müßte ich schon genau wissen, wer Sie sind. Haben Sie Ihre Pässe dabei?«
    »Unsere Pässe? Natürlich.«
    »Und könnte ich einen kurzen Blick auf Ihre Visa werfen?«
    Sie zücken zwei blaue Pässe mit Adlern vorne drauf. Ich sehe, daß es sich um Geschäftsvisa handelt. Der ältere der beiden heißt Hudson, der junge Blonde Bright. Ich gebe ihnen die Ausweise zurück. »Welche Geschäfte führen Sie hierher? Wollen Sie in Thailand arbeiten?«
    Sie haben sich die Details ihrer Tarnung gut eingeprägt, geben sich als Manager der Telekommunikationsbranche aus, eher mit der infrastrukturellen Seite als mit dem Marketing befaßt. Mitch Turner wurde hierhergeschickt, um sich ein Bild von der politischen Situation nahe der Grenze zu machen. Niemand möchte schließlich große Investitionen tätigen und das Projekt dann durch lokale Konflikte oder terroristische Akte scheitern sehen.
    »Das heißt also, er ist eine Art Industriespion?« frage ich.
    Das Wort bringt sie nicht aus der Fassung. Nein, kein Spion, das wäre ein bißchen übertrieben, eher so etwas wie der Kundschafter in einer Machbarkeitsstudie.
    »Verstehe«, sage ich. »Und Sie meinen, die Moslems hier könnten eine Abneigung gegen ihn entwickelt haben?«
    Tiefes Stirnrunzeln. Offenbar habe ich den wunden Punkt getroffen. »Das wäre der schlimmste Fall. Abgesehen davon sind viele Szenarien denkbar: Vielleicht liegt er krank im Bett oder ist von einem Lastwagen überfahren worden. Solange wir nicht in seiner Wohnung waren, können wir nicht einmal ordentliche Hypothesen anstellen.«
    Wir überqueren die Straße zu viert. Mustafa schafft es, vor mir den Raum des Concierge zu betreten und mit triumphierendem Blick, den Schlüssel in der Hand, wieder herauszukommen. »Auch hier versteht man die Sprache des Geldes«, erkläre ich.
    Dann klettern wir alle schwitzend die drei Stockwerke zu Turners Wohnung hinauf. Ein kurzer Blick genügt, um festzustellen, daß er nicht da ist. Die beiden scheinen nach etwas Bestimmtem zu suchen, ich vermute, nach dem Laptop. Sie interessieren sich kaum für den Rest. Mustafa und ich sehen ihnen zu, wie sie in einem Schrank wühlen. Sie bemerken den leeren Silberrahmen, wenden sich aber mit einem Achselzucken ab. Schließlich bedenkt Hudson, der ältere der beiden, mich mit einem kurzen Lächeln.
    »Tja, er ist nicht hier, und es spricht auch nichts dafür, daß er die Wohnung überstürzt verlassen hat.«
    Mustafa hat sich an der Tür postiert und blockiert den Ausgang mit seinen breiten Schultern. Mit finsterem Blick zischt er mir auf thai zu: »Sie haben

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