Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
Vom Netzwerk:
grün in der Gegend, weil hier im Süden mehr Regen fällt als bei uns. Irgendwann hält der Fahrer schließlich an, wir steigen aus, und die plötzlich herrschende Stille trifft uns wie ein Schlag ins Gesicht. Wir waren mehr als eine halbe Stunde in einem lauten Gefährt unterwegs, und nun hören wir nur noch eine einzige Zikade, die die Energie besitzt, die Beine aneinanderzureihen.
    Mustafa signalisiert mir, daß ich ihm einen Fußweg hinunter in ein ruhiges Tal folgen soll, in dem lediglich ein großes Holzhaus auf Pfählen und eine winzige Moschee mit Holzkuppel stehen. Er weist mich an, bei den Wachleuten zu bleiben, während er seinen Vater aufsucht. Nach einer Weile kommt er mit erfreuter Miene wieder aus dem Gebäude und winkt mich die Stufen zu sich hinauf. Im Innern begrüßt der alte Imam mit den feurigen schwarzen Augen mich gastfreundlich wie eh und je. Auf Bodenmatten sitzend, trinken wir Pfefferminztee, während ich meinen kurzen Bericht abliefere. Angesichts von Chanyas Foto in Mitch Turners Schlafzimmer würde jeder verantwortungsbewußte Cop zu dem Schluß kommen, daß Chanya Turner umgebracht hat, aus welchem Grund auch immer. Sie kannten einander; sie besuchte ihn in seinem Hotel, als er sich in Bangkok aufhielt. Doch was sich in dem Raum auch zugetragen haben mag: Sie verließ ihn als einzige lebend.
    Der Imam hat mich während meiner Ausführungen nicht aus den Augen gelassen. »Aber Ihr Colonel ist merkwürdig versessen darauf, diese Prostituierte zu schützen. Warum?«
    »Sie ist eins der besten Pferde im Stall, und solche Dinge passieren nun mal von Zeit zu Zeit. Er möchte wohl nur den Club und dessen Ruf schützen.«
    »Werden Sie das, was Sie mir gerade erzählt haben, auch in Form eines schriftlichen Berichts niederlegen?«
    »Das kann ich nicht ohne Erlaubnis.«
    Schweigen. Mustafa wirkt verärgert.
    »Werden Sie uns warnen, falls Colonel Vikorn es sich unter dem Druck der Amerikaner anders überlegt?« will der alte Mann wissen.
    »Ja«, antworte ich. Plötzlich schießt mir eine Frage durch den Kopf. Ich zögere, sie zu stellen, weil sie so irrationalen Ursprungs ist, aber dann ringe ich mich doch dazu durch: »Sagt der Name Don Buri Ihnen etwas?« Verständnislose Blicke.
    Das Gespräch ist zu Ende, und ich kehre mit Mustafa in die Stadt zurück, der gedanklich mit irgendeiner karmischen Obsession beschäftigt ist und die ganze Fahrt über schweigt. Fast hätte er sich nicht einmal zu einem Abschiedsgruß durchgerungen.
    Wieder im Hotel, rufe ich Vikorn an. »Ich bin fast fertig hier«, sage ich und erzähle ihm von Hudson und Bright und Chanyas Foto.
    »Und?«
    »Ich bin fest davon überzeugt, daß Chanya es getan hat.«
    Ungeduldig: »Ist das was Neues?«
    »Das bedeutet, daß es sich nicht um eine moslemische Aktion handelte.«
    Schweigen, dann: »Ist das wieder so ein Mitleidsanfall von dir?«
    »Es geht nicht um Mitleid, sondern um Pragmatik. Wenn wir versuchen, Al-Qaida die Schuld zu geben, könnte das hier unten Auswirkungen haben.«
    Noch ungeduldiger: »Niemand gibt Al-Qaida die Schuld. Du hast ihre verdammte Aussage doch selber geschrieben. Chanya hat in Notwehr gehandelt.«
    »Sie kannte ihn aus Amerika, und in seiner Wohnung stand ein Bild von ihr. Sie hat mir den Text ihres Tagebuchs geschickt. Sie waren seit langem ein Liebespaar.«
    Schweigen. »Komm zurück, so schnell du kannst.«
    »Ich finde, ich sollte einen schriftlichen Bericht verfassen …«
    »Nein.«
    »Wenn die CIA spitzkriegt, daß sie ihn kannte, funktioniert Ihre Story nicht mehr, und Sie schieben den Moslems die Schuld in die Schuhe. Das ist doch Plan B, oder?«
    »Komm sofort nach Bangkok zurück.«
    »Wenn die Amerikaner beginnen, Druck auf uns auszuüben, und unsere Regierung sich ungeschickt anstellt, könnte es hier unten zu kriegerischen Auseinandersetzungen kommen.«
    »Krieg oder nicht Krieg, es sterben immer Leute, und im Süden gibt’s seit jeher Probleme. Willst du Chanya denn nicht helfen?«
    »Ich möchte nicht für einen Aufstand verantwortlich sein.«
    »Dann sag Buddha, daß alles meine Schuld ist. Gehorsam gehört zum Achtfachen Pfad; das scheinst du von Zeit zu Zeit zu vergessen. Also: kein schriftlicher Bericht. «

16
    Z um Thema Wiedergeburt, farang (für den Fall, daß du dir darüber Gedanken machst): Du sitzt auf einem prächtigen Balkon, den Sternenhimmel über dir, und es erklingt fast schon unerträglich schöne Musik, als plötzlich etwas Schreckliches passiert: Der magische

Weitere Kostenlose Bücher