Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
Vom Netzwerk:
Wohlklang zerbirst in grobe Kakophonie. Was ist los? Stirbst du? Nun, man könnte es so ausdrücken. Dieses furchtbare Geräusch ist der erste Schrei von einem Baby – dir. Du bist in einen menschlichen Körper hineingeboren worden, der mit jedem kleinsten Vergehen aus den vorhergehenden Leben verbunden ist, und jetzt mußt du die nächsten siebzig Jahre damit zubringen, dir mühsam den Weg zurück zu der göttlichen Musik zu suchen. Kein Wunder, daß wir weinen.

DREI
 
Die Zinna-Finte

17
    Farang, ich muß mich bei dir entschuldigen. Ehrlich, ich hatte vorgehabt, Chanyas Tagebuch nach meinem Eintreffen in Krung Thep noch einmal zu lesen und dir den Inhalt mitzuteilen, aber Pflicht – und Ehrgeiz – zwingen mich, die Realisierung dieses Vorhabens aufzuschieben. Als ich jetzt, so gegen sechs Uhr morgens (der Flug aus dem Süden hatte Verspätung, ich bin erst nach Mitternacht nach Hause gekommen), in meinem Wohnloch am Fluß den Koffer auspacke, klingelt mein Handy. Es ist Vikorns ehrfurchtgebietende Assistentin Police Lieutenant Manhatsirikit, auch unter dem passenden Namen »Manny« bekannt.
    »Der Colonel ist nicht da, und ich kann ihn auch nirgends erreichen, also werden Sie sich wohl drum kümmern müssen. Hört sich nach einem hübschen kleinen Trance 808 im Sheraton an der Sukhumvit an. Der Hoteldirektor hat eine Scheißangst davor, daß das an die Öffentlichkeit kommt, deshalb sollten Sie sofort dort vorbeischauen. Und nehmen Sie jemanden mit.«
    »Warum ich?«
    »Soweit ich weiß, ist die Sache streng geheim.«
    »Zinna?«
    »Sie wissen doch, daß Sie solche Angelegenheiten nicht am Telefon besprechen sollen.«
    Ich hole Lek durch unerbittliches Handyklingeln aus dem Tiefschlaf. Sobald er einen klaren Kopf hat, ist er ganz Respekt mir gegenüber. Ich sage ihm, er solle vor seinem Haus warten, wo ich ihn mit dem Taxi einsammeln werde.
    Im Sheraton erwartet uns bereits der Hoteldirektor, ein eleganter, aber ein wenig nervös wirkender Österreicher (einer jener Europäer, die einen guten Teil ihrer Zeit in diesem Körper damit verbringen, eine Haarsträhne dazu zu überreden, daß sie eine kahle Stelle bedeckt. Im letzten Leben war er eine eitle, snobistische Französin. Wie so oft, wenn wir im Verlauf der Reinkarnation das Geschlecht wechseln, bereitet es ihm Probleme, sich an die neuen Gegebenheiten zu gewöhnen: Das letzte Mal mußte er sich über Kahlheit keine Gedanken machen. Ganz im Gegenteil, dort hatte er – genauer gesagt sie – bis zum Tod eine volle Mähne.
    Er dirigiert uns in den Aufzug, der uns zu den Suiten fast ganz oben bringt. Vor der Nummer 2506 holt er einen Schlüssel aus der Tasche, um uns hineinzulassen. »Das Zimmermädchen hat ihn heute morgen gefunden. Seitdem ist niemand mehr in dem Raum gewesen.«
    Nach einem Blick auf die Leiche fällt Lek sofort mit einem wai für den Buddha sowie Bittgebeten, daß wir nicht von Tod und Unglück kontaminiert werden, auf die Knie. Der Hoteldirektor verfolgt sein Treiben erstaunt. Ich sage ihm, daß er draußen warten soll.
    Der in adrette Freizeitkleidung gewandete Japaner liegt seitlich auf dem Sofa, ein sauberes Loch in der Stirn. Mir fällt auf, daß die Totenstarre bereits eingesetzt hat, aber leider weiß ich nicht mehr, was mir das bezüglich des Todeszeitpunkts verraten könnte. Auch Lek, der die Polizeischule gerade erst abgeschlossen hat, erinnert sich nicht. Ich öffne die Knöpfe am Hemd des Japaners, um nach weiteren Wunden zu suchen, obwohl ich mir ziemlich sicher bin, daß ich keine finden werde.
    »Kein Kratzer«, sage ich wie zur Bestätigung meiner Vermutungen. Natürlich wird es auch sonst keine Hinweise geben, warum also suchen? Ich hole den Hoteldirektor wieder herein.
    »Ein sehr professioneller Mord, ein einziger Schuß zwischen die Augen, aus einer kleinkalibrigen Waffe. Wie lange hielt er sich schon hier in diesem Hotel auf?«
    »Er hatte kein Zimmer bei uns. Vermutlich hat einer unserer Gäste, der jetzt natürlich verschwunden ist, ihn eingeladen. Keine Ahnung, warum sie sich unbedingt dieses Hotel aussuchen mußten.«
    Mein Handy klingelt; es ist Vikorn. »Was treibst du gerade?«
    »Ich bin wegen eines T808 im …«
    »Ich weiß, wo du bist. Verschwinde sofort.«
    »Aber Manny hat gesagt, die Sache ist streng geheim, es geht um Zinna.«
    »Deshalb sollst du ja verschwinden. Das ist die reine Provokation, aber von so was lasse ich mich nicht aus der Reserve locken. Soll sich doch die Scheißarmee drum kümmern. In

Weitere Kostenlose Bücher