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Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Schmuggel nach Europa.«
    »Und?«
    »Das eine Mal war eine Wasserträgerin verantwortlich, die sich schuldig bekannt hat. Es besteht keine offensichtliche Verbindung zu Zinna, und es ging um Heroin, nicht um Morphium.«
    »Und das andere?«
    Ich bekomme ein flaues Gefühl im Magen. »Tut mir leid, ich hab vergessen, mich drum zu kümmern.«
    »Wie bitte?«
    »Ich hatte viel um die Ohren. Wir haben ihn vor ein paar Tagen festgenommen, sieht aus wie ein großer Fang, aber dann kam der Chanya-Fall dazwischen, und anschließend war ich im Süden.«
    Zornig fragt Vikorn: »Haben wir die Drogen noch?«
    »Der Stoff ist bei der Spurensicherung.«
    »Morphium oder Heroin?«
    »Sieht wie Morphium aus.«
    Vikorn brüllt: »Dann tu verdammt noch mal, was zu tun ist. Ich möchte erfahren, woher dieses Morphium stammt. Ich weiß, daß er der Armee meinen Stoff nach der Verhandlung abgenommen hat.«
    Mit einem besonders respektvollen wai antworte ich: »Ja, Sir.«
     
    Draußen auf dem Flur versuche ich, meine angeschlagene Psyche auf Vordermann zu bringen. Man muß es folgendermaßen sehen: Wenn Vikorn herausfinden möchte, was Zinna als nächstes vorhat, braucht er sich nur an seiner eigenen Psychologie zu orientieren. Was wäre Vikorns Reaktion gewesen, wenn Zinna hundert Kilo Morphium auf Vikorns Grund und Boden gekippt hätte? Höre ich da: Selbstverständlich hätte er den Stoff verkauft? In dem (durchaus nicht unwahrscheinlichen) Fall, daß es Zinna gelänge, den Kopf aus der Schlinge zu ziehen, würde sich der General wohl kaum die Gelegenheit entgehen lassen, zwanzig Millionen an etwas zu verdienen, das sein Erzfeind ihm gratis überlassen hat!
    Zurück an meinem Schreibtisch, rufe ich sofort Sergeant Ruamsantiah an.
    »Der farang mit dem Morphium letzte Woche: Wie hieß der gleich?«
    »Buckle. Charles, aber er nennt sich Chaz.«
    »Der Colonel interessiert sich für den Fall.«
    »Warum?«
    »Weil’s um Morphium geht. Wie oft haben wir heutzutage noch damit zu tun?«
    »Kaum noch, weil es zu Heroin verarbeitet wird, bevor es das Goldene Dreieck verläßt.«
    »Genau.«
    Kurzes Schweigen, dann: »Wow! Vikorn, dieser gerissene Hund! Er wußte, daß Zinna sich möglicherweise aus der Sache rauswindet und seine Kumpel von der Armee überredet, ihm den konfiszierten Stoff zurückzuverkaufen, damit er ihn exportieren kann, stimmt’s? Was bedeutet, daß Zinna jetzt schnellstmöglich mehr als hundert Kilo Morphium loswerden muß, bevor ihn jemand verpfeift. Und weil alle in Frage kommenden Labors ungünstigerweise im Norden liegen, hat er keine Zeit, das Morphium weiterverarbeiten zu lassen.«
    Ich sage nichts darauf.
    »Wer also jetzt mit Morphium erwischt wird, ist mit ziemlicher Sicherheit ein Kurier von Zinna?«
    »Genau.«
    »Erstaunlich. So etwas wäre mir nie eingefallen.« Kurzes Schweigen, dann: »Es stimmt schon: Beim Colonel sind die B-Pläne immer die gefährlichsten.«
    »Da haben Sie recht.«
    Voller Begeisterung, mit sich fast überschlagender Stimme verspricht Sergeant Ruamsantiah mir nun: »Ich kümmere mich selbst um Buckle – er ist unten in einer Zelle. In fünf Minuten hören Sie wieder von mir.«
    »Wunderbar.«
    Während wir auf den guten Sergeant warten, farang, informiere ich dich über den Buckle-Fall. Er ereignete sich etwa einen Tag, bevor Chanya Mitch Turner umbrachte.

18
    Rückblende: Ich verbrachte gerade einen geruhsamen Morgen im Old Man’s Club, als mein Handy zu klingeln begann. Es war Lieutenant Manhatsirikit in sehr ungnädiger Stimmung.
    »Kommen Sie her, pronto.«
    Nach einer kurzen Dusche rief ich ein Taxi und mußte bei meinem Eintreffen im Revier feststellen, daß der Grund des Anrufs nicht eine Schießerei oder Ermittlungen der Crime Suppression Division war (unsere Antikorruptionseinheit, der Alptraum eines jeden Polizisten), sondern ein Einsatz als Dolmetscher. Ich bin der einzige im Revier, der brauchbares Englisch spricht, also werde ich immer herangezogen, wenn es gilt, einen farang einzuschüchtern. (Es ist gar nicht so leicht, dem Betroffenen klarzumachen, daß es sich um Einschüchterung handelt, wenn er kein Wort von dem versteht, was man sagt.) Hier war der Fall jedoch anders gelagert: Der Mann hatte einen rasierten Schädel, der ein bißchen an eine rosafarbene Kokosnuß erinnerte und sich gut am Ende eines Rammbocks gemacht hätte, dazu ein feistes rundes Gesicht, dem die Neandertalerwut anzusehen war, kleine Augen, allerlei Metall in den gepiercten Ohren, kurze,

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