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Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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und manche noch schwer atmeten.
    Jemand brachte ein Diktaphon, damit sowohl Chaz’ Geständnis in Englisch als auch meine Simultanübersetzung in Thai aufgezeichnet werden konnten. Chaz hielt seine Aussage lobenswert kurz (Er: »Ich war’s.« Ich: »Was?« Er: »Die Sache mit dem Dope.« ), so kurz, daß Ruamsantiah mich anwies, ihm zu sagen, falls er sich keine überzeugenden Details ausdenke, könne er sich auf eine weitere Befragungsrunde gefaßt machen, diesmal ohne Telefonbuch. Chaz schien kooperieren zu wollen, wurde aber offensichtlich von einer mystischen Kraft daran gehindert, die stärker war als die Angst.
    Ruamsantiah: »Was ist aus dem Handy des Idioten geworden?«
    Ich erklärte ihm, daß es eine Weile dauern könne, bevor unsere Musikfans und Computerfreaks in der Lage wären, Denises Telefonnummer aus der Sim-Card zu erschließen.
    »Ich hol mir das Ding selber«, sagte der Sergeant und machte sich auf den Weg zur Tür. Inzwischen leckten sich etwa zwölf der anwesenden jungen Männer die Lippen. Ich wußte nicht, wie lange ich sie zurückhalten könnte; ich war mir auch gar nicht so sicher, ob ich das überhaupt sollte. Wenn sie Chaz Buckle in seinem geschwächten Zustand eine ordentliche Abreibung verpaßten, würde er vielleicht die Informationen über Denises Schmuggelring preisgeben und somit seine Strafe reduzieren. Wenn ich hingegen meinen Einfluß geltend machte, um ihn vor weiteren Schlägen zu bewahren, drohte ihm mit ziemlicher Sicherheit die Todesstrafe. Und dann würde der Mann, dessen Hauptvergehen darin bestand, daß er einen IQ im Zimmertemperaturbereich besaß, in der Todeszelle verschimmeln, während die Drahtzieherin Denise ungestraft davonkam. Richtig verstanden, ist die Sache mit dem Karma komplexer als ein Wettersystem. Zum Glück mußte ich mich nicht einmischen, weil Ruamsantiah zurückkehrte, der, wie er triumphierend erklärte, einfach alle Einzelteile des Handys wieder zusammengesetzt hatte. Es schien zu funktionieren und empfing sogar im Moment eine SMS:
     
    Chaz, wo zum Teufel steckst du? Was ist los???
     
    Die Nachricht stammte eindeutig von Denises Mobiltelefon. Ruamsantiahs Blick wanderte zwischen Chaz und dem Gerät hin und her, dann nickte er mir zu. Ich drückte auf den Wiederwahlknopf. Diesmal klingelte es nur kurz, bevor sich zögernd eine Stimme meldete: »Ja?«
    »Ich bin’s noch mal. Er ist auf einem Bangkoker Polizeirevier und wird gerade verprügelt, nachdem man ihn mit zwei Koffern voll neunundneunzig Prozent reinem Morphium erwischt hat, das er, so sein Geständnis, aus dem Land schmuggeln wollte. Er hat Sie als Komplizin genannt …«
    Ein lauter Schrei von Chaz, der wieder versuchte, mich anzugreifen, doch diesmal waren alle vorbereitet. Zwei Cops setzten sich auf ihn, Kollegen hielten seine Arme fest.
    In verächtlichem Ton sagte Denise: »Hör auf mit dem Blödsinn, Junge. Mein Chaz würde mich nie im Leben verpfeifen, du Stümper.« Dann beendete sie das Gespräch, und ich blieb mit verdutztem Gesicht stehen. Als ich ihre Nummer noch einmal wählte, bekam ich nur das Besetztzeichen.
    Ich bedachte Chaz mit einem nachdenklichen Blick.
    Alle Zweifel, die ich hinsichtlich Ruamsantiahs eiligem Schluß, daß Denise die Strippenzieherin in dieser Sache sei, vielleicht noch gehabt haben mochte, verflüchtigten sich. Doch unsere Beweise gegen sie, auch wenn sie noch so zwingend erschienen, konnte ein teurer Anwalt wegdiskutieren. Und ein eher billiger hätte es geschafft, den Richter zum Lachen zu bringen, denn strenggenommen war unser einziger Hinweis das Tattoo auf Chaz’ rechtem Unterarm. Selbst ein thailändisches Gericht würde möglicherweise zögern, sie aufgrund einer so windigen Beweislage zum Tode zu verurteilen.
    Der Sergeant und ich zuckten simultan mit den Achseln. Ruamsantiah schien dieses große rosarote Baby leid zu tun, das vermutlich nicht am Strang enden, aber durch unser Gefängnissystem zu einem zahnlosen Schatten seiner selbst zermahlen werden würde (weil es pink und nicht braun war, begnadigte der König es sicher nach ein paar Jahrzehnten in der Todeszelle). Nun, im Augenblick ließ sich nichts für Chaz tun.
    »Überprüfen wir lieber, ob es sich bei dem Inhalt der Koffer tatsächlich um Morphium handelt«, sagte ich zu Ruamsantiah. Der blinzelte. Was sonst sollte es sein?
    Und hier endete die Geschichte fürs erste, farang, denn am nächsten Tag, bevor ich Gelegenheit hatte, mir Gedanken darüber zu machen, was das Morphium im

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