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Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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mehr zu stoppen. Mit triumphierender Stimme legt er uns seine Sicht der Dinge dar und endet mit einem aufgeregten Quieken.
    »Eine Frau, die auf die Idee käme, Sie in dieser Stellung zu kastrieren, müßte Muskeln wie ein Gewichtheber besitzen und würde dabei auf jeden Fall zuerst einen Ihrer Oberschenkel amputieren, oder?« Für den Fall, daß er sich nicht klar genug ausgedrückt haben sollte, erhebt er sich, faltet Chanyas Aussage so lange, bis sich darin ein Messer erahnen läßt, beugt sich vor und schwingt ein paarmal damit nach hinten. »Das ist die einzige Stellung, in der ein Mann keinen Angriff befürchten muß«, erklärt er mit triumphierendem Lächeln. »Nicht einmal dann, wenn die Dame ein Samuraischwert besitzt.« Dann nimmt er wieder Platz.
    Ich übersetze alles für Vikorn, der Brights Vorführung mit amüsiertem Blick verfolgt hat und nun zur Überraschung von uns allen außer Chanya in Lachen ausbricht und ein paarmal unbeholfen klatscht. Bright ist das Erstaunen deutlich anzumerken.
    »Bitte sag unseren amerikanischen Kollegen, wie sehr ich ihre Klugheit bewundere«, instruiert Vikorn mich, während er mit zitternder linker Hand nach der Whiskey-Flasche greift. Als ich mit der Übersetzung fertig bin, sehe ich, daß Hudsons Interesse an Vikorn geweckt ist. »Sie haben diese Unstimmigkeit sofort erkannt, wahrscheinlich bei der ersten Lektüre des Textes«, sagt Vikorn und nimmt einen Schluck aus seinem Glas. »Wie konnten wir nur eine so amateurhafte Aussage zimmern und auf die Idee kommen, die CIA hinters Licht führen zu wollen?«
    Ich übersetze. Bright sieht hilfesuchend Hudson an, der den Blick nicht von Vikorn wendet.
    »Aber was sollten wir machen, meine Herren?« Vikorn hebt die Hände, eine Geste der Ohnmacht von einem alten Mann, der in etwas höchst Kompliziertes hineingeraten ist. »Chanya, meine Liebe, sag ihnen doch bitte, wie sich alles abgespielt hat.«
    Chanya betrachtet mich gelassen. »Soll ich Englisch oder Thai sprechen? Mein Englisch ist nicht so gut.«
    Ich bin gänzlich unvorbereitet auf diese Situation und weiß deshalb nicht, wie ich antworten soll. »Dein Englisch ist wunderbar«, erwidere ich ein wenig gereizt. Sie schenkt mir ein Lächeln. Unwillkürlich lächle ich zurück. Sie entscheidet sich für Thai, und ich übersetze.
    »Ich wollte von Anfang an die Wahrheit sagen über das, was mit Mitch passiert ist, aber man hat mich angewiesen, aus Sicherheitsgründen den Mund zu halten.«
    »Richtig«, pflichtet Vikorn ihr bei.
    »Als wir an jenem Abend die Bar verließen, sagte Mitch plötzlich, wir würden verfolgt.«
    »O nein«, entschlüpft es Bright, als ich übersetze, und er schlägt die Hände vors Gesicht. »Nicht zufällig von zwei Männern mit langen schwarzen Bärten, oder?«
    »Halten Sie den Mund«, herrscht Hudson ihn an und signalisiert Chanya, daß sie fortfahren soll.
    »Die Bärte sind mir erst später aufgefallen – nur Mitch hat sie sofort gesehen und mir erzählt, man hätte ihn schon einmal verfolgt, unten in Songai Kolok. Er hatte Angst vor einer Enttarnung und einer fatwa gegen ihn.«
    »Ist das zu fassen, daß sie …«
    »Wollen Sie wohl den Mund halten?« rügt Hudson Bright, der sich mit einem wütenden Blick revanchiert.
    »Zuerst wollten wir weglaufen, aber Mitch sagte, das nützt nichts. Sie könnten uns auch auf offener Straße stellen. Allerdings war er sich sicher, daß sie keine Waffen bei sich trugen. In seinem Hotelzimmer, dachte er, würde er mit ihnen fertig werden.« Bright stiert, theatralisch den Kopf wiegend, ungläubig vor sich hin.
    Hudson unterbricht Chanya. »Gut, ich kann mir die Situation vorstellen. Sie kehrten in sein Hotel zurück, die Männer drangen mit mindestens einem Messer ein, schlitzten ihn auf und schnitten ihm das Glied ab. Sie waren mittendrin, aber niemand wollte Ihnen was tun, also passierte Ihnen am Ende auch nichts, außer daß sie von oben bis unten voll Blut waren. Nehmen wir mal an, das alles entspricht den Tatsachen. Warum um Himmels willen lassen Sie sich dann eine solche Aussage einfallen?«
    Ich übersetze für Vikorn, der die Geschichte fortführt.
    »Überlegen Sie, meine Herren. Was sagt Ihre Regierung über das Sicherheitsrisiko durch islamische Fanatiker in unserem Land? Und welche Auswirkungen hat das auf unsere Touristikbranche? Wieviel schlimmer könnte es werden, wenn mitten in Bangkok tatsächlich ein terroristischer Akt bekannt würde? Die Sache war zu heiß, als daß ich meine

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