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Bangkok Tattoo

Bangkok Tattoo

Titel: Bangkok Tattoo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Burdett
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Bällen gleichzeitig jonglieren könnte – oder auch nur wollte. In den Feinheiten der Selbsterniedrigung sind farangs einfach einsame Spitze. Er gibt sich verschwiegen und geheimnisvoll, was natürlich eine Herausforderung für meine Mutter ist. Sein Werben um sie erfolgt so unaufdringlich, daß niemand weiß, ob sie nun miteinander geschlafen haben, beziehungsweise ob er überhaupt um sie wirbt. (Nong reagiert ungewöhnlich zurückhaltend, wenn ich sie darauf anspreche, was auffällig ist, denn der Besuch von Supermann steht unmittelbar bevor. Ich würde es ihr zutrauen, daß sie Hudson benutzt, um sich an Dad zu rächen – oder umgekehrt, je nachdem, in welcher Verfassung sich mein Vater nach all den Jahren befindet. Sie hat ihre Diät noch nicht wiederaufgenommen, was sich bestimmt irgendwann als Hinweis entpuppt, den ich zum Zeitpunkt des Schreibens allerdings noch nicht deuten kann.) Nein, meine Mutter ist mir im Hinblick auf Hudson wirklich keine Hilfe gewesen, und so mußte ich mir selbst ein Bild von ihm machen in den wenigen Augenblicken, in denen er unvorsichtig war. Hier eine kurze Zusammenfassung, farang.
    1.Er strahlte einmal kurz, als er Wan und Pat in ihrer Muttersprache Laotisch reden hörte;
    2. riskierte einen weder negativen noch kritischen Blick, als einer der alten Herren eines Abends in der Bar versehentlich einen großen Beutel Stoff herausholte;
    3. erachtete es als nötig, Vikorn mehrmals allein, das heißt ohne Bright oder irgendeinen Dolmetscher, zu befragen, wonach sowohl er als auch Vikorn immer in bester Laune waren;
    4. ist sechsundfünfzig Jahre alt;
    5. ist mit Anfang Zwanzig zur CIA gegangen und wurde nach der Grundausbildung nach Laos geschickt.
     
    Ach ja, da wäre noch ein sechster Punkt. Als ich eines Abends in einer ruhigen Minute in der Bar die E-Mails auf der Suche nach einer Nachricht von Supermann durchging, beugte er sich über meine Schulter.
    »Darf ich Ihnen einen Deal anbieten? Ich verrate Ihnen etwas, das Sie wissen sollten, wenn Sie bei Ihrer Mutter ein gutes Wort für mich einlegen.«
    »Vergessen Sie’s. Ich bin nicht der Zuhälter meiner Mutter.«
    »Sorry, das meine ich nicht. Ich bewundere und achte sie. Sie hat Teile von mir zum Leben erweckt, die ich für tot hielt. Ich verrate es Ihnen auch so: Meinen Sie wirklich, Mitch Turner hätte unten in Songai Kolok den ganzen Tag nur Däumchen gedreht und der CIA keinerlei Informationen geliefert?«
    »Tja, darüber habe ich mir tatsächlich schon Gedanken gemacht.«
    »Natürlich, denn Sie sind auf Ihre eigene Weise ein erstklassiger Cop. Also überlegen Sie: Was haben wir Geheimdienstangehörigen gemein? Wir lieben Klatsch. Und mit wem können wir uns austauschen? Nur untereinander. Diese Geheimnistuerei kann ganz schön lästig sein. Sie haben ja keine Ahnung, mit was für einem Unsinn wir uns die meiste Zeit abgeben müssen. Im Zeitalter von Verschlüsselung und E-Mail hat jemand wie Turner Zugang zu sämtlichen unwichtigen Details, die unsere Wanzen und Agenten in Asien aufschnappen: ein Überfall auf eine Amerikanerin in Nepal; ein Streit im Zentrum von Tokio, in den ein Yankee verwickelt ist; ein entführtes Amerikanerkind in Schanghai – das alles geht uns eigentlich nichts an, erscheint aber trotzdem auf unseren Bildschirmen.«
    »Solches Zeug hat Turner gelesen? Das hätte ich nicht gedacht.«
    »Er hatte keine andere Wahl. Das Aussortieren der wichtigen Nachrichten gehörte zu seinem Job. Er mußte ein Urteil über alle Informationen fällen: interessant oder nicht? Und wenn ja, welche Kategorie? Im wesentlichen läuft das so. Aus Sicherheitsgründen erledigen Leute mit Doktortitel Aufgaben, die keine große Herausforderung für ein Schulkind wären.« Er bedenkt mich mit seinem schmallippigen Lächeln. »Rauschgift spielt natürlich auch eine Rolle. Wir müssen der Drogenfahndung unter die Arme greifen, weil die sich nicht besonders geschickt anstellt.«
    Ich sehe ihn fragend an, denn ich habe keine Ahnung, worauf er hinaus will.
    Er beugt sich ein wenig weiter zu mir herunter. »Was glauben Sie denn, was sie gemacht hat, während er sich mit ihrem Opium eine Auszeit gönnte? Sie brauchte doch nur sein Paßwort. Das hat er ihr vermutlich im Drogenrausch selber gesagt. Unter Opiumeinfluß sieht man die Welt aus einer völlig neuen Perspektive. Ja, ich weiß, wovon ich rede.« Ich nehme die Hand von der Maus. »Sie ist eine sehr clevere Lady, Ihre Chanya.« Sein Lächeln wird breiter.
    »Legen Sie bei

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