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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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Blick auf die Uhr, das reichte noch. »Muss mal kurz weg, nicht erreichbar«, sagte er im Hinausgehen zu Müller, dann fuhr er in die Tiefgarage hinunter und öffnete mit seinem Badge den vornehmeren Teil.
    Okay, sagte sich Kuster, war ja eigentlich zu erwarten, viele BMWs, noch mehr Mercedes, mal ein Jaguar, ein paar Bentleys, Porsche, ein einziger Rolls, irgendein Irrer fuhr offenbar Smart, aber eigentlich enttäuschend. Aber dort, ein Lächeln stahl sich auf Kusters Gesicht, das war endlich mal ein Lichtblick. Bewundernd näherte sich Kuster dem Maserati Quattroporte. Elegante Linienführung, sah selbst im Banker-Dunkelgrau rattenscharf aus. Beschwingt eilte Kuster wieder in sein Büro, winkte sogar Müller leutselig zu und setzte sich wieder vor den Bildschirm. Eine weitere angenehme Überraschung, der kostete ja nicht einmal zweihunderttausend, weniger als der Mercedes CL 600, mit dem Kuster schon ein wenig geliebäugelt hatte.
    Beschwingt stürzte sich Kuster in seinen Kundenlunch, und nachdem er sich lange genug das dumme Gerede über Polo, Golfplätze in Thailand und In-Schuppen in New York angehört hatte, lenkte er vorsichtig das Gespräch auf Automarken und welche wohl zu ihm, Kuster, passen würde. »Also eins kann ich Ihnen sagen«, antwortete sein Kunde, zweihunderteinundsechzig Tonnen im Depot, Potenzial für mindestens vierzig mehr, »bei einem Banker, der Maserati fährt, würde ich sofort meine Kohle abziehen.«
Sechsundzwanzig
    Also das mit diesen Funds of Funds war ja eigentlich eine genialere Idee, als der Erfinder sich je ausdenken konnte. Dass du da gleich zweimal kassieren kannst, ist ja schon mal per se ein Hit. Nein, der wahre Vorteil liegt ja in der Tatsache, dass nun tatsächlich kein Schwein mehr durchblickt und du deshalb de facto von jeglicher Auskunftspflicht befreit bist.
    Da wollte doch Bitterli letzthin wissen, was er unter den folgenden Aussagen im Quartalsbericht seines Global Beta Fonds zu verstehen habe: »The developed currency selection strategy was our biggest contributor for the quarter, given our short positions in the New Zealand dollar, Japanese yen and UK pound sterling, relative to the US dollar. The emerging markets currency selection strategy was also up as a result of our long position in the Brazilian real and our short position in the South African rand. Positive performance in the fixed income country selection strategy was attributable to our short positions in Japan, Switzerland and Canada. These gains were partially offset by weak performance in the volatility trading strategy, due primarily to our short-dated positions in fixed income volatility.«
    »Darf ich fragen, Herr Bitterli, geht es Ihnen mehr um das Englische, die Fachausdrücke oder den Inhalt? Dieser Bericht scheint mir nämlich recht instruktiv das Geschehene wiederzugeben, und Sie werden kaum eine Bank finden, die so offen über ihre Hedgefonds-Strategie informiert.« Nein, sagte Bitterli, er verstehe nicht, wie man bei einer Schweizer Bank short sein könne mit Schweizer Oblis, das seien ja sicher die besten im Vergleich zum Schrott, der offensichtlich in diesem Fonds parkiert würde, aus Brasilien zum Beispiel. Und überhaupt, das »Volatility Trading« sei ja wohl etwas, das der Bank schon seit einiger Zeit über den Kopf gewachsen sei.
    »Entschuldigung, Herr Bitterli, wir haben hoch spezialisierte Akademiker an Bord, die ihre Supercomputer bis zur Kernschmelze treiben, um solche Strategien zu entwickeln! Mit Ihren Bemerkungen könnten Sie einem richtig die Freude an der Zielerreichung verderben, nämlich Ihre maximale Zufriedenheit und Sicherheit zu garantieren.«
    Zum Glück hatte Bitterli nicht viel Zeit, aber doch noch gerade so viel, dass ihm Äbersold seinen neuesten Trick andrehen konnte: Der Gamma 14 Fund of Funds: »Ich sehe, Herr Bitterli, Sie beschäftigen sich mit den Details und die starken Performance-Schwankungen machen Ihnen eindeutig zu schaffen. Für Ihr Kundensegment hat unsere Research-Abteilung ein neues maßgeschneidertes Produkt entwickelt, Gamma 14 ist sein Name. Es ist ein Fund, der 14 verschiedene inhouse und andere Funds in unterschiedlicher Gewichtung, natürlich alles wissenschaftlich optimiert, in sich vereinigt. Wenn Sie mindestens zehn Tonnen in diesen Fund umschichten, dann kann ich auch etwas tun für Sie in Sachen Ausgabegebühr und Rücknahmekommission Ihrer Altfonds; ich würde mal sagen, wir können das schaukeln für ein Komma fünf Prozent global. Der

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