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Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker

Titel: Bank, Banker, Bankrott. Storys aus der Welt der Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: René Zeyer
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Vorteil, Herr Bitterli, liegt auf der Hand: Der Gamma 14 ist derart ausgewogen, dass wir davon ausgehen, dass da immer etwas anfällt, ob die Börse hoch- oder runtergeht, Brasilien in Default fällt oder zu zehn Prozent Wachstum anhebt, ob der Schweizerfranken auf zwei Euro fällt oder der Dollar auf fünfzig Rappen, ha, ha.«
    Seit jener unangenehmen Sitzung ist wenigstens bezüglich der zehn Tonnen in Bitterlis Depot Ruhe. Äbersold schickt Bitterli jedes Quartal die Berichte der vierzehn Fonds sowie des Gamma 14, und der scheint jeweils mehr als drei Monate mit dem Studium des ganzen Mists beschäftigt zu sein. Es scheint ihm noch gar nicht aufgefallen zu sein, dass der Gamma 14 bis heute eine rote Null lieferte; für Bitterli. Für Äbersold war es das Geschäft der Geschäfte, hundertfünfzig Kisten Umschichtung und Gebühren. »Baumann hätte damit schon viel früher anfangen sollen. Man hätte sich einige Diskussionen ersparen und die Gebühren-Kuh melken können! Ja nu dä, besser spät als nie!«
Siebenundzwanzig
    Fritz Muggli wusste die Annehmlichkeiten durchaus zu schätzen, die seine Position als Head of Media Relation der Bankunion mit sich brachten.
    Die Hintergrundgespräche in der »Juwelenhalle«, oder, fürs Fußvolk, im »Marquese« gleich an der Dufourstrasse – wie die Augen eines solchen Schreiberlings leuchteten, wenn er ihm sagte: »Nun, mein Lieber, angesichts Ihrer neuen Position als zweiter stellvertretender Ressortleiter Wirtschaft wollen wir das nicht demnächst in der ›Juwelenhalle‹ feiern?«
    Wieso die allerdings alle soffen wie die Löcher, das konnte Muggli, der sich mittags aus Prinzip nur ein stilles Wasser bestellte, nicht verstehen. Und dann immer diese zerknitterten Anzüge, unpassenden Krawatten, auch noch schlecht gebunden, unangenehm. Und erst dieser Hundeblick, wenn er sich vertraulich nach vorne lehnte und sagte: »Also da können Sie einen Primeur draus machen, aber Sie haben es nicht von mir, auf dem Gebiet der Steuerharmonisierung scheint sich etwas zu bewegen.«
    Und erst die Einladungen, damit erkaufte man sich mindestens ein halbes Jahr reine Lobhudelei: »Unser Head New Business Asia fliegt nach Shanghai, neue Filiale eröffnen, würde es Sie interessieren, ihn da zu begleiten? Business selbstverständlich, Spesenkonto sowieso«, und dann erschien prompt und immer ein netter Artikel, der die geradezu visionäre internationale Expansion der Bankunion im Allgemeinen abhandelte und als szenischen Einstieg die Eröffnung einer neuen Filiale in Shanghai benutzte.
    Angenehm war auch, jeden beliebigen Chefredaktor der Wirtschaftspresse anrufen zu können: »Ach, unser CEO möchte sich mal gerne in einem Meinungsartikel zur Thematik Managerlöhne äußern, wann können Sie den in Ihrer Rubrik ›Plattform‹ im redaktionellen Teil veröffentlichen? Nächste Woche? Prima, werden dann schon so zehntausend Anschläge, das ist doch kein Problem? Dachte ich mir doch.«
    Aber jetzt war von Annehmlichkeiten keine Rede. Ein Desaster. Am Samstag hatte der CEO noch fröhlich verkündet, dass die Bankunion von ihrem guten Abschneiden in der Hypothekenfrage profitiere, erfolgreiches Risk-Management, vorausschauende Planung, rechtzeitig den Markt gelesen und richtige Schlussfolgerungen gezogen, so macht man das. Die ganze Samstags- und Sonntagspresse war voll von Jubelgesängen gewesen, der Pressedienst der Bankunion kam kaum nach, immer neue Abstracts zusammenzustellen, und Muggli hatte sich schon überlegt, ob es nicht der richtige Moment wäre, mal wieder die Malediven zu besuchen.
    Und jetzt das. Vor Börseneröffnung hatte die Bankunion bekanntgegeben, dass man beim genaueren Durchstöbern der Bücher, nun ja, kann ja passieren, läppert sich halt manchmal, drei Milliarden entdeckt habe, die sich eigentlich schon längst in Luft aufgelöst hatten. Muggli griff wieder zum Telefonhörer: »Nein, dem haben wir im Augenblick nichts hinzuzufügen. Nein, wenn wir Hellseher wären, könnte ich Ihnen diese Frage beantworten. Und das ist kein Zitat. Nein, Sie wissen doch, dass wir als börsenkotierte Gesellschaft zurzeit sowieso keine marktrelevanten Informationen … also wirklich. Nein, das können Sie doch alles in der Zwischenbilanz nachlesen, wenn Sie eine Bilanz lesen können. Nein, ich halte es für keinen günstigen Zeitpunkt für ein Hintergrundgespräch, aber gerne in Zukunft mal wieder. Nein, natürlich war uns das am Samstag noch nicht bekannt, meinen Sie etwa, wir halten

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