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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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wem ich gesprochen
hatte, ich wusste nicht mehr, hatte ich etwas gesagt, hatte ich es in einem
Brief geschrieben, hatte es mir jemand erzählt, die Blumenfrau, der
Eisverkäufer, und wenn ich im Hof mit der Hausmeisterin geredet hatte, hatte
ich schon vergessen über was, sobald ich nach oben ging. Wie sehr ich mich auch
anstrengte, ich brachte die Tage und Gesichter durcheinander, ich wusste nichts
mehr, während der Regen weiter auf die Baumkronen vor meinem Fenster fiel. Nur
eines glaubte ich jetzt zu wissen, warum Aja und Karl mich ausgesucht, warum
sie mich gebraucht hatten. Ich hatte gepasst, es war leicht, mich zu übergehen,
ich war wenig genug, um nicht zu stören, so wie ich auch früher zwischen den
Akkordeonspielern und Kartenlegern in Évis Küche nie gestört hatte. Mich hatten
sie gebraucht, um hierherzukommen und etwas über sich herauszufinden, was sie
zu Hause nie herausgefunden hätten. Ich war abergläubisch geworden, unter den
Madonnen und Sklaven aus Marmor, unter den zahllosen toten Kämpfern, den
Göttern und Tempeln, am ruhigen, silbergrünen Fluss, der die Stadt teilte in
Leben und Tod, in Menschenströme und lichte Plätze auf der einen, in
Krankenhaus und Petersdom auf der anderen Seite, das alles zwei Tagesreisen von
Kirchblüt entfernt, von Évis Haus und Garten, zwölfhundert Kilometer weiter
südlich von wo wir aufgewachsen waren. Ich hatte angefangen, an Zeichen zu
glauben, die ich nicht verpassen durfte, und wenn ich am Küchentisch saß, ließ
ich das Fenster trotz des Regens weit geöffnet. Als ich ein Pfeifen hörte,
wusste ich nicht, war es das Radio, pfiff jemand im Radio, das ich aufgedreht
hatte, oder drang es hoch von der Straße. Ich stand auf und sah Aja, die den
Kopf in den Nacken geworfen hatte, winkte und rief, sie habe keinen Schlüssel,
was oft geschah, weil sie sich bei Évi nie an einen Schlüssel gewöhnt hatte und
es noch immer komisch fand, wenn Karl und ich die Türen abschlossen. Sie trat
ins Haus, ich konnte ihre Schritte auf der Treppe hören, die ich sofort hätte
zuordnen können, auch wenn ich Aja nicht gesehen hätte, ihre kleinen, eiligen
Schritte. Es war der Stoff ihres grünen Regenmantels, den ich an seinem
Knistern erkennen konnte, sobald Aja sich darin bewegte und ihre Absätze über
die Stufen klapperten. Sie habe mit mir allein sein wollen, Karl komme morgen
erst, sagte sie, lehnte sich an die Brüstung vor dem Küchenfenster und schaute
hinab auf die Straße, als rechne sie doch damit, dass ein Wagen um die Ecke
biegen und Karl aussteigen würde. Ob ich ihr nicht verzeihen könne, fragte sie
und hob ihre Hand mit den drei Fingern, so wie die Menschen in Rom ihre Hände
hoben und bewegten, wenn sie redeten. Ich sah den Ring, rot und weiß wie
Marmor, ausgerechnet an der Hand, an der Aja nie hatte Ringe tragen wollen, als
habe Évi ihr Verbot, Aja einen Ring zu schenken, in diesem Herbst aufgehoben.
Ich fragte, was ich ihr zu verzeihen hätte, aber es klang anders, als ich
gewollt hatte, schon an Ajas Blick konnte ich sehen, es hatte ganz anders
geklungen, als ich gewollt hatte. Aja sagte, das Klack-Klack in Karls Kopf sei
im Regen nicht zurückgekehrt, es sei verstummt, ob ich denn wolle, dass er es
weiter höre, ob ich wirklich wolle, dass es nicht ende in seinem Kopf und ihn
weiter mit seiner Kamera durch alle Straßen dieser Welt jage, und ich wusste
nichts darauf zu sagen, aber ich bin sicher, dass Aja sehen konnte, es war mir
gleich, in diesem Augenblick zumindest war es mir gleich, ob Karl das
Klack-Klack weiter hören und ob es ihn weiter durch alle Straßen dieser Welt
treiben würde.
    Der lange Regen hatte kühle, klare
Luft gebracht, wie es sie selten gab in Rom, und als Karl zurückkehrte, als er
die Treppen hochkam und später neben Aja vor dem Küchenfenster saß, die Füße
ohne Schuhe und Strümpfe auf dem kalten Steinboden, die Hände unter seinem
hellen, schmal geschnittenen Hemd, wusste ich, ich würde nicht länger bleiben
wollen, ich würde nicht länger mit Karl und Aja in dieser Küche sitzen und auf
den Mond warten, bis er sich hinter den Dächern zeigte und sein Licht auswarf.
Als Karl sagte, der Mond hat heute keinen Hof, morgen wird das Wetter wieder
gut, klang es für mich wie ein Kommando, als hätte ich nur auf eines gewartet,
um in Termini in einen Zug zu steigen und die zwei Sekunden hinter mir zu
lassen, die unsere Wege umlenken können, die zwei Sekunden, in denen Karls
Blick zwischen zwei Felsen Aja hätte treffen

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