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Bank, Zsuzsa

Bank, Zsuzsa

Titel: Bank, Zsuzsa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Die hellen Tage
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damit sie vom Wind nicht schmerzten, wie
sie ihre Füße jetzt, zu dieser Jahreszeit, nicht ins Wasser tauchten, sondern
nur auf seine graugrünen Wellen schauten. Dass sie an diesem Tag an mich
gedacht, zu dieser Stunde zu mir gesprochen und die Ferne zu mir hatten
überwinden wollen, wühlte etwas in mir auf, gegen das ich mich nicht zu wehren
wusste. Wie ein Kind kam ich mir vor, das die Dinge ungeschehen machen wollte,
und ich mochte mich selbst nicht mehr, weil ich so bitter, weil ich
ausgerechnet zu Aja und Karl so unnachgiebig sein musste.
     
    Ich schämte mich, sie nicht ziehen
lassen zu können, auf eigenen Wegen, die sie ohne mich gehen wollten und für
sich allein gefunden hatten, nur weil meine Wege so nah an ihre gebaut waren
und ich mir keine anderen für mich vorstellen konnte.
    Meine Mutter fragte nicht, wie
lange ich bleiben würde, sicher hoffte sie insgeheim, ich würde überhaupt
nicht nach Rom zurückfahren, ich würde stattdessen Aja bitten, meine Sachen in
Kisten zu packen, und meine Mutter würde einen Fahrer schicken, um sie mit der
nächsten Fuhre nach Norden abzuholen. Ich verbrachte viel Zeit mit Évi, saß im
Fotoladen auf einem der Klappstühle, und wenn nicht, durchwühlte ich unseren
Dachboden und wusste selbst nicht, was ich dort zu finden glaubte, andere
Briefe vielleicht, die aufheben würden, was meine Mutter von meinem Vater
erzählt hatte. Ich fand die Schnur mit den Blättern, der die Jahre die Farbe
genommen hatten und die einmal unser Haus durchzogen und geschmückt hatte, mit
großen Buchstaben und Wörtern, die meine Mutter aufgeschrieben und aufgehängt
hatte, damit Évi sie würde lesen können. Auch wenn Évi noch immer schlechter
las als die Schüler in den ersten Klassen, entging ihr nichts, was mit Aja und
mir zu tun hatte. Ich hatte ihr gesagt, ich hätte vor dem römischen Winter
fliehen wollen, seinem Regen und feuchten Grau, ich hätte einen echten Winter,
einen mit Schnee und Eis und Minusgraden erleben wollen, und sobald ich es
ausgesprochen hatte, wusste ich schon, Évi musste allein am Klang meiner Stimme
gemerkt haben, es war Unsinn, es war erfunden und gelogen. Sie hätte es ahnen
können, als ich das Kästchen mit den Murmeln vom Regal genommen hatte, mit den
Fingern über die Kugeln gefahren war und gefragt hatte, warum sie es aufhebe,
ob sie wirklich glaube, Karls Bruder spiele noch mit Murmeln aus einem Kästchen,
in dem früher einmal Schokolade gelegen hatte, ob sie glaube, er würde sich an
Kugeln erinnern, die er vor langer Zeit durchs Fenster in den Garten geworfen
hatte. Etwas an meinem Ton war verrutscht, es hatte spitz und scharf geklungen,
so wie ich nie zu Évi gesprochen hatte, als hätte ich ihr vorwerfen wollen, ein
Kästchen, das für ein Kind gedacht war, aufzubewahren für jemanden, der längst
schon erwachsen wäre, als könne Évi etwas dafür, als trage sie Schuld daran,
dass wir keine Kinder mehr waren, dass wir nicht mehr in unseren Linden saßen,
sondern hinabgestiegen waren und uns auf die Wege der Erwachsenen begeben
hatten.
     
    Weihnachten feierte Évi bei uns,
weil ihre Freunde nicht gekommen waren und meine Mutter nicht erlaubte, dass Évi
an Heiligabend allein blieb. Sie wählte unsere Nummer in Rom, wünschte Frohe
Weihnachten, reichte den Hörer schnell an mich weiter, und Aja fragte sofort,
ob ich eine Münze in den Brunnen geworfen habe, bevor ich abgereist sei. Ihre
Stimme klang fern, schon wegen der schlechten Verbindung, als sie
herauszufinden versuchte, warum ich nicht geschrieben habe, ob ich ihr noch
immer böse sei, und als ich sagte, nein, bin ich nicht, schauten mich Évi und
meine Mutter an, als hätten sie mit diesen vier Worten und dem Ton, den ich
angeschlagen hatte, alles erfahren, was es über uns zu wissen gab. Spät am
Abend machten wir uns auf zur Kirche am großen Platz, wo Évi an den Sonntagen
im Chor sang, seit Aja nicht mehr bei ihr wohnte. Ich blieb unter einer Platane
stehen, die ihre Blätter verloren hatte und deren Äste aussahen wie die
gespreizten Finger einer Hand, als wollten sie nach den Sternen greifen. Ich
hatte immer darauf gehofft, die Leerstelle, die mein Vater mir gelassen hatte,
einmal loszuwerden, vielleicht hatte ich darauf gehofft, Aja würde sie füllen,
Karl würde es tun, sie würden die Lücke schließen können, aber jetzt, als meine
Mutter und Évi stehen blieben und zu mir zurückschauten, kam es mir mit einem
Mal unsinnig vor, geglaubt zu haben, Aja oder Karl hätten mich

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