Bank, Zsuzsa
nach Évi gefragt, und als habe Zigi sich selbst etwas
beweisen wollen, hatte er noch an diesem Tag sein Haar aus dem Nacken genommen,
mit einem Gummi hochgebunden und mit schwarzer Farbe eine Libelle in seine Haut
zeichnen lassen, auf die seine spitzen Schulterblätter fortan zeigten, eine
Libelle, die sich nie mehr lösen, sondern durch all die Jahre weiter an Zigi
haften sollte. Aja und mir hatte sie immer gefallen, weil wir nie geahnt hatten,
auf wen sie verwies und warum Zigi versucht hatte, sie loszuwerden, warum er
sein Haar nie hatte kurz schneiden lassen, warum es über den Nacken hatte
reichen und die Libelle verdecken müssen, auch wenn es nichts geholfen hatte,
weil Évi nur über Zigis Locken streichen, weil sie nur in seinen Nacken hatte
fassen müssen, um zu spüren, dass ihre Finger auf einer Libelle lagen, die sich
schwarz und glänzend auf Zigis blasse Haut gesetzt hatte, damit Évi sich an sie
gewöhnen würde.
Schon im Herbst, ein Jahr nachdem
Zigi und Évi über die Grenze nach Westen gelaufen waren, machte Zigi sich auf
zu einem neuen Zirkus, hierher, zu diesem Platz, auf dem jetzt wir standen und
den Kies mit unseren Blicken abtasteten. Évi verließ die Pension, das winzige
Zimmer, den Speisesaal und die Skipisten vor den Fenstern, um hier einen Wagen
mit Zigi zu teilen, hinter einem roten Zirkuszelt, zu dem die Menschen durch
ein großes Tor strömten. Weder Zigi noch Évi wussten, dass Libelle, wenn sie
richtig rechnete, im Sommer ein Kind bekommen würde. Später erst erfuhren sie,
wie sehr Libelle sich in Gedanken gewunden hatte, in ihrem kleinen Wagen, wo
Zigi sie jede Nacht besucht hatte, wenn er nicht den Zug nach Süden genommen
hatte, um für zwei Tage in Évis Zimmer zu verschwinden. Libelle hatte durch
ihren Kalender geblättert, hatte die Seiten umgeschlagen, gerechnet und
gezählt, mit der Faust gegen ihren Bauch geschlagen, war die Manege im
Zirkuszelt viele Male abgelaufen und hatte sich jeden Tag hinter den schweren
Vorhängen vor einen großen Spiegel gestellt, um zu sehen, ob sich ihr Bauch
schon wölbte, ob ihre Gesichtszüge sich schon änderten.
Als Libelle im Frühling nicht mehr
auftreten konnte, packte sie ihre Sachen und machte sich auf zu Zigi, und es
brauchte keine Erklärungen, als Évi sie am großen Tor stehen sah, in schwarzen
Stiefeln, mit Kopftuch und dem goldenen Ohrring, mit einem Koffer in der einen
und einem Wäschesack in der anderen Hand. Zigi sorgte dafür, dass man Libelle
einen Waggon gab und etwas Geld dafür, dass sie Karten in dem kleinen Häuschen
verkaufen und später am Eingang entzweireißen konnte, wenn die Menschen zur
Vorstellung strömten, um Évi an einem Seil hochschweben zu sehen. Während der
Sommer übers Land kam und auf den Feldern ringsum den Weizen in die Höhe trieb,
wurde Libelies Bauch größer und runder, und nach einer Nacht, in der die Hitze
durch die Klappfenster zwischen die Laken gekrochen war und Libelle den Puls
hatte in ihrem Nabel spüren können, wurde Évi am frühen Morgen von Ajas erstem
Schrei geweckt, der die Luft über dem Zirkusgelände zerschnitt und von dem Évi
wusste, er würde nicht nur Libelles, er würde auch Zigis und ihr Leben für
immer verändern.
Schnell sei es so gewesen, sagte Évi,
dass man habe vergessen können, zu wem Aja gehörte, weil jeder sie gewiegt und
in einem Kissen durch die Manege getragen hatte, weil sie zu allen und zu
niemandem ganz zu gehören schien. Sie hatte aufgehört zu weinen, wenn Évi sie
hochnahm, und war schnell eingeschlafen, wenn Zigi das Tuch angestoßen hatte,
das man während der Proben an zwei Stangen gebunden hatte, damit Aja darin
schaukeln konnte. Ohne Zigi hatte Libelle auch Aja nicht gewollt, jedenfalls
hatte sie es so gesagt, wie aus einem Trotz heraus, den sonst nur Kinder
hatten, und als Zigi erwidert hatte, er würde Aja mitnehmen, Aja solle bei ihm
bleiben, schien sich in Libelle nichts dagegen zu sträuben. Zigi und Évi
heirateten, damit alle denselben Namen haben würden, Zigi, Évi und Aja, Évi
trug einen Schleier über dem wirren Haar, das sie mit Wachs zurückgekämmt
hatte, und Zigi eine Fliege, die er sich geliehen und deren dunkelroten Satin
er im Nacken über der schwarzen Libelle festgebunden hatte. Auf den Stufen vor
ihrem Waggon ließen sie sich trauen, Zigis Freunde spielten Akkordeon, tanzten
durch Kies und Staub und reichten Aja in einem Kissen weiter, bis am Abend die
Vorstellung begann, bis Évi in ihren nachtblauen Schuhen übers
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