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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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doch nicht einfach deine Gäste alleinlassen! Wer soll Ihnen jetzt eine Gutenachtgeschichte erzählen?«
    »Niemand. Sie werden es überleben.«
    »Wohin schleppst du mich eigentlich?«
    »Nach oben, in deine Wohnung.«
    »Ich will nicht nach Hause. Mir fällt da die Decke auf den Kopf. Ich bin seit Wochen nicht mehr ausgegangen. Kein Theater. Kein Kino. Keine Partys mit Freunden. Nichts von dem, womit ich mir sonst nach Feierabend die Zeit vertreibe. Überhaupt nichts.« Sie blinzelte und setzte dann anklagend hinzu: »Nicht mal Jazztanz. Kein einziges Mal, und dabei lasse ich das niemals ausfallen. Ich glaube, ich bin im Begriff, eine einsame Frau zu werden. Dagegen muß ich was unternehmen, verstehst du.«
    »Aber nicht unten bei mir an der Bar.«
    »Hast du Angst, ich würde dich vor deinen Gästen blamieren? Glaubst du, ich kotze ihnen vor die Füße oder so? Na gut, wenn ich in diesem Saftladen nichts mehr zu trinken kriege, gehe ich woanders hin.«
    Der Aufzug kam, er schob sie hinein und drückte auf die Sechs. Sie entwand sich seinem Griff und wollte durch die geöffnete Tür entwischen, aber er umfing sie mit beiden Armen. »Du gehst nirgendwo mehr hin, höchstens ins Bett.«
    »Du bist ein Macho, hat dir das schon mal jemand gesagt?«
    »Schon oft.«
    Sie lehnte sich in seinen Armen zurück, bis sein Kinn auf ihrem Scheitel ruhte. Sie gab ihrem plötzlichen Bedürfnis nach, ihn zu berühren und umfaßte seine Unterarme. Die Haare auf seiner Haut knisterten in ihren Handflächen. »Du bist stark, Fabio, weißt du das? Das wollte ich dir schon immer sagen. Soviel Kraft! Dein Körper, deine ganze Art, wie du gehst, dich bewegst.« Unvermittelt hob sie die Hand und drückte auf die Drei. Der Aufzug hielt, die Tür glitt auf.
    »Ich will noch mit zu dir.« Der Befehlston ihrer Stimme wurde durch ihren plötzlichen Schluckauf beeinträchtigt. Sie löste sich aus seinem Griff, ging zur Tür seines Apartments und starrte ihn abwartend an. Er kam ihr nach. Sein Gesicht war unbewegt. Er holte einen Schlüssel aus der Gesäßtasche seiner Jeans und schloß auf. Sie ging voran, durch den Flur ins Schlafzimmer. Sie war vorher schon einige Male bei ihm gewesen. Das erste Mal im vergangenen Jahr, als seine Schwester Gina aus Neapel zu Besuch dagewesen war, eine liebenswerte, mütterliche Frau um die Vierzig, die stundenlang in einer Mischung aus drolligem Deutsch und Englisch von sich und Fabio erzählt hatte. Das zweite Mal in diesem Jahr, als sie ihm zu seinem einunddreißigsten Geburtstag gratuliert hatte. »Johanna, bist du sicher, daß das eine gute Idee ist?« Er knipste das Licht an. Sie ließ sich rücklings auf das breite Bett fallen, wippte auf und ab und legte die Hände in den Nacken. »Absolut«, erklärte sie strahlend.
    »Du bist beschwipst. Nein, betrunken.«
    »Ich fühle mich großartig. So gut wie seit Jahren nicht. Ich sollte es öfter tun.«
    Er lehnte sich mit verschränkten Armen gegen eines der vollen Bücherregale. »Trinken ist nichts für dich. Du mußt mehr essen. Du bist in der letzten Zeit ziemlich dünn geworden.«
    »Tust du mir einen Gefallen?«
    »Jeden.«
    »Dann rede bitte nicht mehr vom Essen.« Sie sah sich blinzelnd um. »Komisch, du hast so viele Bücher. Sag bloß, das liest du alles?«
    »Wann immer ich Zeit dazu finde. Du weißt doch, ich habe mir mit Lesen eure Sprache beigebracht. Die meisten sind übrigens Kochbücher. Schließlich ist das mein Job. Der Rest sind Krimis.«
    »Himmel, es müssen Tausende sein. Wieso ist mir das beim letzten Mal nicht aufgefallen?«
    »Es sind bloß ein paar hundert. Und es ist dir beim letzten Mal nicht aufgefallen, weil du noch nicht in meinem Schlafzimmer warst.«
    Sie drehte sich zur Seite und befühlte sein Kopfkissen. »Richtig. Ich liege ja auf deinem Bett. Na, so was! Und wie breit es ist! Unanständig breit.«
    Er seufzte, stieß sich von dem Regal ab und kam zu ihr ans Bett. »Du kannst hier schlafen, wenn du willst. Ich habe schon öfter auf dem Sofa übernachtet.«
    Sie bohrte ihre Nase in das Kissen. »Fabio, das ist ein anderes Parfüm.«
    »Ein anderes als welches?«
    »Du weißt schon. Tu nicht so. Ein anderes als das, was die Rote benutzt. Sie hat schwüler gerochen als das hier. Hast du eine Neue?«
    »Du weißt doch, ich bin für Abwechslung.« Er schaute schwach lächelnd auf sie herunter.
    »Stimmt ja, sie hat geschnarcht. Hab ich vergessen. Wie machst du das? Ich meine, wenn du sie abservierst. Sagst du: Ciao, bella, das

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