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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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sie zurück ins Schlafzimmer ging, warf sie vom Flur aus einen Blick durch die geöffnete Wohnzimmertür. Er lag bäuchlings auf dem Sofa, ohne Decke, nur mit einem Paar blauweiß gestreifter Boxershorts bekleidet. Die Muskeln unter seiner bronzenen Flaut wirkten selbst im Schlaf durchtrainiert. Schwarze Locken fielen auf seine Arme, die er unter dem Kopf verschränkt hatte.
    Die ziehenden Schmerzen in ihrem Magen hielten sie davon ab, ihn länger zu betrachten. Sie blickte auf ihre Armbanduhr. Halb acht, ihre übliche Aufstehzeit. Ihr innerer Wecker funktionierte fast immer. Sie ging ins Schlafzimmer zurück, streifte ihr Kleid über und stopfte die Halskette in ihre Handtasche, die in der Ecke neben ihren Pumps lag. Sie nahm die Schuhe in die Hand und schlich den Flur entlang zur Wohnungstür. Fabio trat ihr in den Weg. Sie zuckte zusammen. »Verdammt, hast du mich erschreckt!«
    » Buongiorno .« Er gähnte und streckte sich.
    Sie bemühte sich, nicht den schwarzen Haarpelz auf seiner Brust anzustarren. » Buongiorno «, sagte sie höflich und wich einen Schritt zur Seite.
    »Du darfst das U nicht mitsprechen.« Er sah verschlafen aus. Seine Augen waren umschattet, die sonst helle Bernsteintönung seiner Iris wirkte dunkelbraun im schattigen Zwielicht des Flurs.
    »Ich lern’s noch.« Sie wollte um ihn herumgehen.
    Er hielt sie am Arm fest. »Alles in Ordnung mit dir? Ich weiß, man sollte das keiner Lady sagen, aber du siehst echt miserabel aus.« Sie wußte, wie sie aussah, und wünschte sich weit weg. »Bloß ein kleiner Kater. Vielen Dank, daß ich dein Bett benutzen durfte. Und dafür, daß du gestern abend nicht... äh... nicht...«
    »Keine Ursache. Soll ich Kaffee machen?«
    »Danke, aber mir ist nach einem Bad und sauberen Klamotten. Ein anderes Mal, okay?«
    »Was ist los mit dir? Irgendwas stimmt nicht, ich merke es doch. Willst du darüber reden?«
    Sie umfaßte die Türklinke. »Es ist alles in Butter, ehrlich.«
    »Ich dachte, ich bin dein Freund.« Es klang neutral, weder bitter noch beleidigt. Er musterte sie abwartend.
    »Also gut. Warte, womit soll ich anfangen. Ach ja. Ich fühle mich nicht besonders gut heute morgen. Ich habe gestern mehr getrunken, als mir gutgetan hat. Ich habe Kopfweh, mir ist schlecht. Hm, was war da noch? Genau, ich stinke. Ich muß baden und mir die Zähne putzen und frische Sachen anziehen. Und ich muß zur Arbeit. So, jetzt habe ich drüber geredet. Bis dann, ciao .«
    Die Tür fiel hinter ihr ins Schloß. Er wandte sich achselzuckend ab, um ins Bad zu gehen. Die Gereiztheit nahm er ihr nicht übel. Er selbst hatte schon schlimmere Kater erlebt.
    Nach einer Dusche ging er hinunter ins Forchetta und machte sich einen Espresso. Er wärmte ein Croissant vom Vortag in der Mikrowelle auf, tunkte es in den Espresso und schlang es hinunter. Im Geiste stellte er Überlegungen für die Menüfolge heute abend an. Er entschied oft erst am Morgen, was er abends seinen Gästen vorsetzte.
    Heute war er spät dran. Mit Rücksicht auf Johanna hatte er seinen Wecker nicht gestellt und deshalb verschlafen. In der Großmarkthalle würde er mit den Resten vorliebnehmen müssen. An diesem Abend würde es anstelle des geplanten frischen Gemüses eben eingelegte Antipasti als Vorspeise geben. Die anderen Zutaten machten ihm keine Sorgen, sein zweiter Koch war äußerst gewissenhaft bei der Vorratshaltung. Er würde alles, was er heute nicht mehr frisch besorgen könnte, in seinen Gefrierschränken finden. Selbst Spitzenköche griffen gelegentlich auf Gefriergut zurück. Ihm fiel ein, daß es noch eingefrorenes Lammfleisch gab. Gut genug, um ein Gulasch daraus zu machen. Niemand würde den Unterschied merken. Er stellte seine leere Tasse in eine der Spülmaschinen und verließ das Haus durch den Lieferanteneingang. Auf dem Weg zu den Privatparkplätzen, die sich hinter dem Gebäude befanden, hatte er die Speisenfolge für heute abend bereits fertig im Kopf. Zuerst die Antipasti, dann Fenchelrisotto. Als Fleischgang würde er Lammgulasch servieren, anschließend Käse und zum Dessert dann Weinbirne.
    Johannas Cabrio stieß rückwärts aus der für sie reservierten Parklücke. Der Kotflügel hätte ihn fast gestreift. Er sah für eine Sekunde ihr weißes Gesicht, dann sprang er geistesgegenwärtig beiseite, das Kreischen der Bremsen in den Ohren.
    Ihr Mund hatte sich zu einem erschreckten O gerundet, die Scheibe auf der Fahrerseite glitt hinab. »Alles okay?« fragte sie mit ängstlich

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