Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
Vom Netzwerk:
erwarte dich in deinem Büro. Wenn du dann so gut bist und dich etwas beeilst...«
    Hildas puppenhaft hübsches Gesicht verzog sich zu einem boshaften Lächeln. Demonstrativ schob sie ein Gummibärchen in den Mund. Johanna ignorierte sie, hob ihren Aktenkoffer auf und verließ den Raum. Leo stand auf dem Gang und unterhielt sich mit einem der Wertpapierhändler aus seiner Abteilung. Als er sie sah, klopfte er dem Mann kollegial auf die Schulter und kam zu ihr herüber. Er nahm ihr den Koffer aus der Hand. »Schwer. Was hast du da drin? Einen Stein, um mich damit zu erschlagen?«
    »Mein Notebook. Ein paar Bücher, die ich mir heute morgen besorgt habe.«
    »Seit wann liest du im Büro?«
    »Leo, was willst du?«
    »Reden.« Er stieß die Tür zu ihrem Büro auf, stellte ihren Koffer neben dem Schreibtisch ab und ließ sich in den Besuchersessel fallen. Abwartend sah er sie an. Seiner Miene war nichts zu entnehmen, er wirkte beherrscht und gelassen, so als hätte sich der Vorfall der vergangenen Nacht nicht ereignet.
    Sie schloß die Türe. »Wenn es dienstlich ist, okay. Privat habe ich im Augenblick nichts mit dir zu besprechen.« Sie setzte sich an den Schreibtisch und überflog einen der beiden Briefe, die sie aus dem Eingangskorb mitgenommen hatte.
    »Dein Wunsch ist mir Befehl. Bleiben wir also dienstlich. Zuerst eine Neuigkeit. Ab heute bin ich hier in der Zehnten zu erreichen. Als Leiter der Vermögensverwaltung. Ich bin schon umgezogen, ich habe das Eckbüro am Ende des Ganges. Dein Bild steht auf meinem Schreibtisch.«
    »Wie schön für dich. Aber ich wußte es schon. Jetzt komm zur Sache. Und mach es bitte kurz, ich habe noch ziemlich viel Arbeit. Ich nehme an, es geht um die Stiftung.«
    »Richtig. Hast du eine Kopie für mich da?«
    Johanna drückte auf den Rufknopf ihrer Gegensprechanlage und bat Hilda, eine Kopie der Amery-Akte zu bringen Sie warteten schweigend, bis Hilda kam. Leo nahm ihr die Kopie aus der Hand. »In Ordnung, danke, das wäre alles.« Sein Ton war nüchtern und geschäftsmäßig, aber Hilda schenkte ihm ein hingerissenes kleines Lächeln, bevor sie hüftschwingend wieder verschwand.
    Leo blätterte. »Er hat Konten in aller Welt. Verschiedene Holdings sind nominell Konteninhaber. Das Geld kommt in mehreren Partien rüber, nächste Woche geht es los. Die Firmen und Immobilien werden sukzessive flüssiggemacht. Wunderbar. Alles genauso, wie Strass angekündigt hat.«
    »Du hast noch mal mit ihm gesprochen?«
    »Heute morgen. Er ist noch im Ritz. Für Fragen steht er jederzeit zur Verfügung. Ach, bevor ich’s vergesse: Er hat Fax auf seinem Zimmer, falls er nicht da sein sollte, wenn du Fragen hast.« Leo zog einen Zettel mit einer Nummer aus der Innentasche seines Jacketts und schob ihn über den Schreibtisch. »Die nächsten Tage ist er noch dort, jedenfalls so lange, bis das Geld geflossen ist, dann will er auch irgendwo Urlaub machen.«
    Sie lachte gezwungen. »Urlaub vom Ritz.«
    »Er haßt das Ritz, ist dir das nicht aufgefallen?«
    »Mir ist aufgefallen, daß er frißt wie ein Scheunendrescher.«
    »Jeder hat sein stilles Laster. Also, weiter im Text. Wir haben hier ein Stiftungskonto eingerichtet mit diversen Unterkonten.«
    »Ihr wart schnell.«
    »Bei soviel Geld wäre jede Minute Verzögerung eine Todsünde. Okay, soweit der Transfer. Reden wir jetzt über die Anlagen.«
    »Ich hatte Wiking schon im Flieger gesagt, daß wir konservativ bleiben müssen«, sagte Johanna reserviert. »Es gibt gesetzliche Vorschriften.«
    »Du hast aber auch gesagt, daß man mit den Behörden verhandeln kann. Und hier kommst du ins Spiel. Du kriegst das schon hin.«
    »Ich werde es versuchen. Versprechen kann ich es nicht.«
    »Du stehst doch auf gutem Fuß mit diesen Behördentypen. Machen sie mit, oder muß man sie auf andere Weise überzeugen?«
    »Das habe ich überhört, Leo.«
    Er lachte. Seine Fröhlichkeit wirkte echt. »Ach, Johanna, das mußt du gerade sagen! Willst du dich allen Ernstes als sensible Moralistin gebärden?«
    »Noch sind meine schwarzen Millionen nicht in der Schweiz. Wo wir gerade davon reden...« Sie holte ihr Notebook aus dem Aktenkoffer, setzte es in Betrieb und rief die Datei auf, die sie am Morgen eingescannt hatte. »Hier... er hat sein Geld ausschließlich in Steueroasen. Liechtenstein, Luxemburg, Paraguay, Schweiz. Und in ähnlichen Finanzparadiesen. Wenn er nicht alles verschenken würde, käme ich sofort auf die Idee, daß es schwarzes Geld ist. Wieso hat er

Weitere Kostenlose Bücher