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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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es dort?«
    »Von Strass weiß ich, daß Amery das alles im Laufe der letzten Jahre flüssiggemacht und in sichere und steuerfreundliche Finanzhäfen gebracht hat. Abgesehen von dem, was jetzt noch da ist, hatte er enorme Firmenbeteiligungen an allen möglichen Handels- und Produktionsgesellschaften. In Kalkutta, Hongkong, Buenos Aires und und und. Hauptsächlich aber in Indien.«
    »Ja, davon hat er gesprochen. Und warum hat er es transferiert?«
    »Er hat dem politischen Frieden da nicht recht getraut. Und er wollte sich zur Ruhe setzen, er fühlte sich zu alt zum Geldmachen.«
    Sie dachte schweigend darüber nach. Schließlich meinte sie: »Er war so... ich weiß nicht recht.«
    »Ja?«
    »Es waren nur Eindrücke. Wir haben ja nicht viel miteinander gesprochen, aber... er kam mir irgendwie fehl am Platze vor. Wie ein alter, versponnener Kolonialherr. Wie jemand, der Ehrbegriffe hat. Gewisse Werte wie... ja, wie zum Beispiel Würde, Integrität und Ehrlichkeit. Er war einfach nicht der eiskalte Geschäftsmann, der er eigentlich hätte sein müssen. Er wirkt nicht skrupellos genug, um überhaupt so reich zu werden.«
    »Auch Leute mit Skrupeln sind reich.«
    »Nein. Jedenfalls nicht so reich wie er. Es gibt keine reichen Leute mit Skrupeln. Genausowenig wie es Banker mit Skrupeln gibt. Ich kenne keine andere Sorte von Menschen, die so skrupellos sind wie Banker. Militärs vielleicht noch. Nein, nicht mal die. Die haben wenigstens noch Ideale, Vaterland und Ehre und so. Der Banker kennt nur einen Kodex: Aus Geld noch mehr Geld zu machen.«
    »Das klingt bitter.«
    »Ist es auch. Die Wahrheit ist immer bitter. Mal was anderes, Leo. Was hält Wiking von dieser Ausschüttungsregelung in der Satzung? Ich hab’s ihm gestern auf dem Rückflug erzählt, aber ich hatte den Eindruck, er hat es überhaupt nicht richtig registriert.«
    »Ich vermute, er denkt heftig über Mittel und Wege nach, es irgendwie hinauszuzögern. Aber im großen und ganzen ist er Realist und wird sich an die Regeln halten.«
    »Na gut. Was die Empfänger der Stiftungsmittel angeht...« Sie klickte einen Suchbefehl auf der Funktionsleiste an. »Es sind Dutzende von Firmen, alle in den neuen Bundesländern. Samt und sonders High-Tech, mit bemerkenswerten Schwerpunkten auf dem Forschungssektor. Zu jeder existiert in der Akte eine kleine Beschreibung. Sie scheinen mir alle ziemlich neu zu sein.«
    Er ging stirnrunzelnd die Firmennamen in seiner Kopie durch. »Rechne doch mal nach, wie lange der Fall der Mauer her ist. Sie können nicht allzu alt sein.«
    »Natürlich nicht. Aber trotzdem.«
    »Trotzdem was?«
    »Amery scheint sie sehr sorgfältig ausgesucht zu haben. Vermutlich hatte er auch hierfür seine Leute, genauso wie für die Gründungsformalitäten. Die Satzung, die Anmeldung... es war alles superprofessionell. Bestimmt ist er bei der Auswahl der Firmen nicht anders vorgegangen. Doch das reicht mir nicht. Ich werde die Empfänger mal ein bißchen unter die Lupe nehmen. Zumindest stichprobenartig.«
    »Was willst du damit sagen?« fragte er nervös. »Meinst du, da wäre etwas faul?«
    »Du siehst wohl die Milliarden schon wegschwimmen«, spottete sie. »Keine Sorge. Es sind immerhin sogar ein paar Firmen dabei, bei denen waschechte Landesminister im Aufsichtsrat sitzen.« Sie ließ die Datei einige Seiten weiterlaufen. »Da haben wir zum Beispiel zwei äußerst warmherzige Dankesschreiben eines Wirtschaftsministers und eines Finanzministers.« Sie beendete das Programm und klappte das Notebook zu.
    »Ja, aber wieso meinst du dann...«
    »Einfach eine zusätzliche Vorsichtsmaßnahme. Es ist so wahnsinnig viel Geld, Leo. Lind sie bekommen es geschenkt. Einfach so. Ohne jede Auflage.«
    »Ist das üblich?« fragte er stirnrunzelnd. »Ich meine, daß du die Empfänger von Stiftungsmitteln überprüfst? Ist es, weil sie nicht gemeinnützig sind, oder was?«
    »Nein, Blödsinn. Übrigens stimmt es nicht ganz. Zwanzig Millionen sind für Kinderheime vorgesehen, das ist sehr nobel von Amery, findest du nicht?«
    »Ja, ja«, sagte er ungeduldig, » Warum willst du die Firmen checken?«
    »Weil ich es ihm schulde«, sagte sie schlicht.
    »Was?« fragte er entgeistert.
    »Es ist sein Lebenswerk, Leo. Er hat nicht mehr und nicht weniger vor, als ein ganzes Land zu pushen. Was glaubst du, was das bedeutet? Forschungsmittel in diesen Dimensionen! Ich will mich einfach vergewissern, daß keine faulen Eier dabei sind. Die Stiftungsaufsichtsbehörden haben doch

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