Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
Vom Netzwerk:
rotgoldgestreiftem Chintz bezogenen Sessel fallen, griff zum Telefon und bestellte beim Zimmerservice eine doppelte Portion Petit fours und Café au lait. Er schlang gerade das zweite Stück Kuchen herunter, als sein Blick auf das Faxgerät fiel, das an der gegenüberliegenden Wand auf einem Barocksekretär stand. Er erhob sich schwerfällig, holte Johannas Fax und las es. Sein Kinn fiel herab, und ein dünner Faden aus Sahne und Speichel rann ihm aus dem Mundwinkel. Nur mit Mühe gelang es ihm schließlich, den halb zerkauten Bissen zu schlucken, der ihm jedoch wie ein Stein quer in der Speiseröhre steckenblieb.

    Wiking hielt sich in dem an sein Büro angrenzenden Schlafzimmer auf. Am Vormittag hatte er eine streßreiche, vierstündige Marathonsitzung mit zwei Mitgliedern des Vorstandes hinter sich gebracht, um die Linien für die Verwaltung der Mammutstiftung festzulegen. Das Geld würde gerade richtig kommen, um die ärgerliche Schieflage im Emissionsgeschäft zu korrigieren. Außerdem brauchte der Vorstand sich keine Sorgen mehr über den nur zäh laufenden Absatz des neuen Immobilienfonds zu machen. Diese Stiftung war ein Geschenk des Himmels. Sie ersetzte Tausende von Kunden. Wiking hatte seine Pläne bei seinen Vorstandskollegen ohne Schwierigkeiten durchgesetzt. In Zukunft würde ihre Tantieme ein Vielfaches des Üblichen betragen. Für den frühen Abend war zu Informationszwecken kurzfristig eine Aufsichtsratssitzung einberufen worden. Wiking hatte seine Sekretärin angewiesen, danach noch ein persönliches Meeting mit Johanna Herbst anzusetzen. Er wollte sie für die in der kommenden Woche bevorstehenden Behördengänge impfen, ihre Verhandlungsstrategien ausloten.
    Wiking war in der Stimmung, sich zu belohnen. Er verschloß die Tür und tippte eine Nummer in sein Handy, die er auswendig kannte. Als die laszive Frauenstimme sich meldete, schaffte er es kaum bis zum Bett, wo er die Kleenexbox griffbereit deponiert hatte. Er fiel stöhnend in die Kissen, riß eine Handvoll Papiertücher aus der Schachtel und preßte sie gegen seinen Unterleib. Anschließend blieb er kraftlos liegen, den Hörer immer noch am Ohr. Erschöpft hob er schließlich die Hand und beendete die Verbindung. In der nächsten Sekunde piepte das Handy. Lautlos fluchend setzte er sich auf. Sein Herz schlug heftig gegen seine Rippen, als er sich meldete. Er versuchte, regelmäßiger zu atmen und sich zu entspannen. Er schaffte es nicht. Nachdem er sich angehört hatte, was der Anrufer ihm zu sagen hatte, fühlte er sich einem Infarkt nahe.
    »Verflucht!« schrie er entsetzt. »Jetzt ist alles aus!« Mit offener Hose stolperte er ins Bad. Das Handy zwischen Ohr und Schulter eingeklemmt, drehte er das warme Wasser auf und versuchte ungeschickt, sich von den Spuren seines Ergusses zu befreien. »Bringen Sie sie zur Raison«, empfahl Ernst ihm kalt. »Heute noch. Bevor sie auch nur irgend etwas in dieser Richtung anfängt.«
    »Ich habe sie heute für ein Meeting zu mir bestellt«, rief Wiking schrill. Die Hose war auf seine Knöchel gerutscht, das Wasser lief an seinen Beinen herab und durchfeuchtete das teure englische Tuch. Er biß die Zähne zusammen und schlug mit der Stirn gegen den kostbar gerahmten Kristallspiegel über dem Waschbecken. »Warum, warum, warum!« schrie er. »Warum kommt dieses Weibsstück auf so eine Schnapsidee! Das ist nicht üblich !«
    » Amery war zu gut, deshalb.«
    »Sie läßt uns hochgehen!« stieß Wiking hervor. »Wir können es nicht mehr rückgängig machen! Diesmal nicht! Der Aufsichtsrat tagt heute abend noch, der Vorstand weiß Bescheid... Verfluchte Scheiße, Ernst, was soll ich machen?« Er blickte hoch und sah sich im Spiegel an. Ein hoffnungsvoller und zugleich verschlagener Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. »Ich könnte sie fristlos entlassen!«
    »Machen Sie sich nicht lächerlich. Sie sitzt neben Ihnen und Helmberg im Stiftungsvorstand. Glauben Sie, daß sie so blöd ist? Sie würde sofort den Zusammenhang herstellen. Vergessen Sie das. Sie versuchen es im guten. Mit Geld. Mit viel Geld, wenn es sein muß. Wenn sie die Idee nicht fallenläßt, dann...«
    »Nein, ich kann das nicht noch einmal durchstehen«, sagte Wiking weinerlich. Er drehte das Wasser ab und ließ sich mit nacktem Hintern auf den zugeklappten Toilettendeckel fallen. »Wir können doch nicht schon wieder jemanden ausschalten. Das würde auffallen!« Er hörte ein Klicken in der Leitung und wußte, daß es Ernsts Fingernägel

Weitere Kostenlose Bücher