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Bankgeheimnisse

Bankgeheimnisse

Titel: Bankgeheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sievers
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Hand. Sie spürte keinen Schmerz, bis zu dem Augenblick, als die Erinnerung an ihren toten Bruder wiederkam. Er war ermordet worden. Dieser Gedanke überfiel sie mit so unvermittelter Wucht, daß für nichts anderes mehr Raum war. Sie erinnerte sich schwach, daß da noch etwas anderes war, etwas Lebenswichtiges, an das sie denken mußte, aber es fiel ihr nicht mehr ein. Sie hob die Augen und sah Leo neben ihrem Bett sitzen. Er wirkte übernächtigt. Sein Gesicht war blaß, und an seinem Kinn und seinen Wangen schimmerten blonde Bartstoppeln.
    »Du bist wach«, stellte er fest.
    Sie öffnete unwillkürlich den Mund, aber sie brachte nur ein Stöhnen hervor.
    Er sah ihre Verzweiflung, neigte sich zu ihr herüber und griff nach ihrer Hand. »Ja, ich weiß. Dein Bruder. Es tut mir so leid. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr.«
    Sie blickte fragend auf die Flasche, auf das Bett. Im Zimmer stand noch ein anderes Bett, das jedoch unberührt war.
    »Du bist in Ohnmacht gefallen. Und du hast geblutet.« Er schwieg einige Sekunden. »Warum hast du mir nichts von dem Kind erzählt?«
    Sie schluckte, räusperte sich und fragte dann rauh: »Hab ich es verloren?«
    »Nein, sie haben die Wehen gestoppt. Sie haben dir Valium gegeben und ein anderes Mittel, das kommt aus dem Tropf da. Wenn du drei, vier Tage ruhig liegenbleibst, dürfte alles wieder in Ordnung kommen.«
    Sie gab keine Antwort.
    Sein Blick war anklagend. »Warum mußte ich von diesem Itaker erfahren, daß du ein Kind erwartest?«
    »Ich wußte nicht, ob ich es überhaupt wollte.«
    »Also ist es nicht von ihm, sondern meins.«
    »Nein, es ist meins.«
    »Johanna...« Er ließ ihre Hand los. »Was da gestern abend passiert ist... Wieviel weißt du?«
    Sie schloß die Augen und holte Luft. Jetzt war es wieder da. Zwei verschiedenfarbige Augen. Jorge. Der kleinere, der Fabio mit dem Karateschlag niedergestreckt hatte, war vermutlich der Chinese gewesen. Amerys Männer. Und Wiking. War er auch Amerys Mann? Natürlich. Ebenso wie Leo.
    Sie öffnete die Augen und sah ihn an. Sein Blick war umschattet, und Falten hatten sich um seine Mundwinkel eingegraben. Die vollendet polierte Oberfläche war verschwunden. Das Chaos darunter hatte nur darauf gewartet, durch die breiter werdenden Risse nach außen zu dringen und ihn zu beherrschen.
    »Ich glaube, ich weiß zuviel«, sagte sie mit merkwürdiger Teilnahmslosigkeit. »Wiking, er steckt hinter Haralds Tod. Und dieser Amery... Er hat auch irgendwie damit zu tun. Ich habe seinen Bodyguard erkannt. Jorge. Etwas ist faul an der Stiftung, oder? Mußte Harald deswegen sterben?«
    Leo starrte gegen die Wand über ihr. »Ja. Klingenberg hat’s gemerkt. Er war zu clever.«
    Das Gefühl der Schwerelosigkeit blieb, doch in den vom Valium erzeugten Frieden mischte sich eine tiefe, schreckliche Trauer. Wasser sammelte sich hinter ihren Lidern und brannte in ihren Augen. Ihr war kalt. »Was stimmt nicht mit der Stiftung?«
    »Nichts, außer daß die Milliarden nicht bei den Empfängern landen sollen, für die sie laut Satzung vorgesehen sind.«
    »Für wen sind sie denn?«
    Er zuckte die Achseln. »Ist doch jetzt egal. Du hättest es jedenfalls schnell rausgekriegt, wenn du mit deiner Schnüffelei angefangen hättest.« Er stand auf und trat zu ihr ans Bett. Sie biß die Zähne zusammen und preßte den Hinterkopf in die Kissen. »Bringst du mich jetzt auch um?«
    Er löste vorsichtig die Pflasterstreifen von ihrem Handrücken und fluchte, als Blut aus der Kanüle floß. Es gelang ihm, die Nadel aus ihrem Handrücken zu ziehen, wobei er mit der Daumenkuppe der anderen Hand die Blutung zum Stillstand brachte. Er warf die Nadel mit dem Schlauch achtlos zu Boden. »Hier«, sagte er, nahm ihre Hand und preßte ihren eigenen Daumen gegen das winzige Loch in der Haut. »Drück noch ein paar Sekunden, dann hört es ganz auf. Und zieh dieses komische Nachthemd aus. Ich hole inzwischen deine Sachen.«
    »Du könntest mir das Kissen auf das Gesicht drücken. Ich bin zu schwach, um mich zu wehren.«
    »Du bist schneller tot, als du denkst, wenn du nicht endlich mit deinem dummen Gerede vom Umbringen aufhörst und tust, was ich dir sage. Unter den gegebenen Umständen sieht es sowieso schlecht aus, aber eine kleine Chance haben wir. Und ich habe vor, sie zu nutzen.«
    »Wovon redest du?«
    »Davon, daß es nicht mehr lange dauert, bis Ernsts Männer hier auftauchen, um dich zu erledigen.«
    »Wer ist Ernst? Der Chef eurer Bande?«
    Er ging zu einem

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