Bann der Ewigkeit: Roman (German Edition)
würden, konnten sie es unmöglich mitnehmen.
Die Tür wurde geöffnet, und Callia stand vor ihm. Sie lächelte nicht, aber ihre Augen leuchteten auf, als sie ihn sah, und nach allem, was sie während der letzten achtundvierzig Stunden durchgemacht hatte, durfte er wohl nicht mehr erwarten.
»Komm rein, es ist kalt.« Sie legte eine Hand auf seinen Unterarm, von der aus Wärme in ihn hineinströmte, bis zu jenen Stellen, die in seinem Gespräch mit dem König erkaltet waren, und alle Furcht vertrieb. Callias Nähe beruhigte ihn auf eine ganz eigene Weise.
Sie schloss die Tür hinter ihm und rieb sich die Arme, während er seine Stiefel an der Eingangsmatte abputzte. »Wo ist Max?«, fragte er.
»Er schläft.« Sie führte ihn ins Wohnzimmer mit den hochlehnigen Sesseln und den unbequemen Sofas. »Er war schrecklich müde, was wohl kein Wunder ist, aber«, sie blickte zur Treppe, »ich mache mir Sorgen.«
»Ihm geht es gut«, sagte Zander, ging zu ihr und umfing sanft ihre Oberarme. »Du hast ihn untersucht und sogar von einer zweiten Heilerin ansehen lassen. Körperlich ist er gesund.«
»Ja, ich sorge mich auch mehr um seine Psyche.«
»Ich glaube, dass er härter im Nehmen ist, als wir beide denken, Thea. «
Für einen kurzen Moment wirkte sie verärgert, dann entwand sie sich ihm und stellte sich vor den Kamin. »Vermutlich lief deine Unterhaltung mit dem König nicht sehr gut.«
Zander biss die Zähne zusammen. Der König, ihr biologischer Vater, der einen Dreck auf andere gab. Selbst jetzt, da er wusste, dass Callia seine Tochter und Max sein Enkel war, der Thronfolger von Argolea, der niemals anerkannt würde. »Er ist komplett senil.«
»Ja«, hauchte sie und blickte in die Flammen. »Es ging also nicht gut.«
Sie wusste, was der König gesagt hatte, auch ohne dass Zander es ihr erzählte.
»Hör zu.« Zander ging zu ihr. »Wir pfeifen auf ihn. Wenn er so tun will, als sei nichts gewesen, meinetwegen. Aber ich lasse mich nicht zu seinem Bauernopfer machen. Pack das Nötigste für dich und Max zusammen, und wir verschwinden noch vor Einbruch der Nacht, ehe es irgendwer bemerkt.«
Sie drehte sich zu ihm, und jedwedes Leuchten in ihren Augen war erloschen. »Wir gehen nicht mit dir.«
»Was?«, fragte er.
»Oh, wow.« Sie legte die Hände an ihre Wangen und atmete tief ein. »Das ist schwieriger, als ich gedacht hätte.« Dann nahm sie die Arme wieder herunter und sah ihn an. »Wir gehen nicht mit, Zander. Ich habe es mir in den letzten vierundzwanzig Stunden gründlich überlegt. Es kann nicht funktionieren.«
»Wovon redest du?« Ein Anflug von Panik überkam ihn, und er versuchte, aus ihrer Miene zu lesen, was in ihr vorging, konnte es jedoch nicht.
»Du, ich, wir.« Sie rang die Hände. »Ich glaube, es gibt einen Punkt, an dem es entweder sein soll oder nicht, und wir haben diesen Punkt verpasst. Zu vieles hat sich geändert, und ich will nicht zurück. Du wirst immer in meinem Herzen sein, aber ich muss mich auf Max konzentrieren. Er ist der Mittelpunkt meines Lebens, niemand sonst.«
»Callia, warte. Falls es um das geht, was der König gesagt hat …«
»Nein, Zander«, sagte sie leise. »Es geht um mich und das, was ich will. Mein Leben lang haben andere mir gesagt, was ich tun soll, und damit ist es vorbei. Es wird Zeit, dass ich meine eigenen Entscheidungen treffe. Und jetzt …« Sie holte Luft. »Jetzt will ich hier bleiben.«
Ihre Worte versetzten ihm einen Stich. Über das Band zwischen ihnen versuchte er, die Lüge aufzuspüren, von der er sicher war, dass sie sich hinter dem verbarg, was sie sagte. Doch er fand nichts. Anscheinend schirmte sie ihre Gefühle vor ihm ab. Oder sagte sie die Wahrheit?
»Du«, begann er und konnte es nicht einmal denken, geschweige denn aussprechen, »willst mich nicht?«
»Ich denke, nein, ich weiß, dass es ein Fehler wäre, mit dir in die Menschenwelt zu gehen«, antwortete sie. »Ich möchte, dass du Isadora heiratest, Zander. Es ist das Richtige.«
Der Schmerz bohrte sich tief in seine Brust, und sein Herz, das Callia aufgetaut und zu neuem Leben erweckt hatte, zerbrach in tausend Stücke, gleich hier im Wohnzimmer ihres Vaters.
Vor Tagen, als er mit Titus an jener Klippe stand und in die Schlucht hinabblickte, hatte er sich gewünscht, zu sterben. Aber da hatte er wenigstens nichts empfunden. Er war so daran gewöhnt gewesen, nichts zu fühlen, dass ihm der Tod angenehm erschien. Nun wusste er, was echter Schmerz war; und nicht einmal der
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