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Bannkrieger

Bannkrieger

Titel: Bannkrieger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Frenz
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stände er inmitten einer unberührten Schneelandschaft.
    Als er endlich wieder klar sehen konnte, waren die fünfzig Berittenen spurlos verschwunden. Nicht mal ein Häufchen Asche war von ihnen geblieben. Nur ein paar Dampfschwaden, die in der Luft verwehten, markierten die Stelle, an der sie eben noch ausgeharrt hatten.
    Die übrigen Iskander wurden aber deshalb nicht unruhig, ganz im Gegenteil. Auf einen Wink des Hohepriesters hin setzte sich ein weiteres Karree in Bewegung, um den Platz der Verschwundenen einzunehmen.
    »Was soll das?«, fragte einer der Gardisten leise. »Vernichten die sich jetzt schon selbst?«
    »Dummkopf!«, zischte ihm Ulfgar zu. »Halt gefälligst das Maul, wenn du nicht gefragt wirst.« Die Suche nach dem verlorenen Ring war schlagartig vergessen. Ulfgars rechte Schläfenader pochte deutlich sichtbar unter der hellen Pergamenthaut, während er gebannt verfolgte, was weiterhin geschah.
    Es dauerte eine Weile, bis sich der Hohepriester auf der Lichtung wieder gesammelt hatte, aber sobald das neue Karree an seinem Platz stand, ließ er den Bronzestab mit ein paar wenigen Bewegungen aus dem Handgelenk auf- und niederfahren. Die magische Sphäre zeichnete geschwungene Linien in die Luft, die noch eine Weile nachglühten, sodass sie verschnörkelte Zeichen bildeten. Sobald das letzte vollendet war, flammte ein neuer Lichtbogen auf.
    Diesmal schloss der Magnus rechtzeitig die Augen. Das grelle Licht ließ seine Lider durchscheinend werden, sodass er jede einzelne Ader in der dünnen Haut erkennen konnte. Als sich die groben Umrisse seiner Umgebung wieder mit Einzelheiten füllten, war auch der zweite Trupp verschwunden.
    Nackte Angst stieg in ihm auf, als er begriff, was das zu bedeuten hatte.
    Während sich die königlichen Truppen im Landesinneren sammelten, um den Vormarsch der einfallenden Horden aufzuhalten, transformierten ihre Feinde auf magische Weise zu einem Schlachtfeld ihrer Wahl, um Dagomar genau dort einen Kampf aufzuzwingen, wo er ihn am allerwenigsten erwartete.
    »Abmarsch!«, zischte Ulfgar seiner Eskorte zu. »Wir müssen umgehend melden, was hier vor sich geht.«
    Geräuschlos lösten sie sich aus ihren Verstecken und eilten auf demselben Weg zurück, auf dem sie hergekommen waren. Kein Iskander zeigte sich, während sie schattengleich durchs Unterholz glitten. Die räuberischen Hunde waren sich ihrer Sache sehr sicher – das sollte ihnen zum Verhängnis werden!
    »Unsere Garnison wird sofort einen Falken aussenden«, versprach der Feldweibel, nachdem er wusste, was es mit dem flackernden Schein auf sich hatte.
    Das dauerte natürlich viel zu lange, doch Ulfgar sparte sich eine entsprechende Bemerkung. Wozu den Atem an einen Gardisten verschwenden, wenn ihm für diesen Spähtrupp ein mächtiger Jadering anvertraut worden war.
    Sein Pferd tänzelte nervös umher, während er in den Sattel stieg. Wahrscheinlich war es seine eigene Unruhe, die den Wallach scheuen ließ. Nun, da Ulfgar dieses schreckliche Geheimnis auf den Schultern lastete, kam ihm der tote Wald noch unheimlicher als ohnehin schon vor.
    Die Sinne des Magnus waren wesentlich feiner als die eines normalen Menschen. Obwohl er ringsum kein Leben außer ihrem eigenen ausmachte, fühlte er sich aus zahlreichen Augen beobachtet. Ulfgar war froh, als ihr kleiner Trupp endlich lostrabte. Er selbst wäre am liebsten im gestreckten Galopp davongejagt, aber das wäre auf dem unebenen und von Baumwurzeln umsäumten Waldweg viel zu gefährlich gewesen. Außerdem übertrug der Erdboden jeden Hufschlag weiter als die Luft, und sie durften die Iskander nicht noch im letzten Moment auf sich aufmerksam machen.
    Ein kühler Wind kam auf und trieb feine Staubschleier über den Boden.
    Während der Wallach zielsicher Richtung Heimat strebte, strich Ulfgar mit der linken Daumenkuppe über die milchige Jadewölbung, bis sie einen tiefschwarzen, wenn auch stumpfen Glanz annahm. Noch ehe er die Gedanken sammeln konnte, die er dem Tempel von Fagon übermitteln wollte, indem er den Ring an die Stirn presste, spürte er einen leichten Schlag gegen die rechte Schläfengegend.
    Es war mehr die Überraschung als der Schmerz, die ihn am ganzen Körper zusammenzucken ließ. Ein warmer, klebriger Strom rann ihm übers Gesicht, sammelte sich an der Kinnlinie und tropfte von dort auf den Hals. Als Ulfgar nach der betreffenden Stelle tastete, waren seine Fingerkuppen anschließend mit Blut beschmiert.
    »Was, zum … «, stieß er verblüfft

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